Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition)
dann auch schon der König über Jenna informiert worden?“ wollte Leon wissen. Das würde alles so viel leichter machen.
Bedauerlicherweise schüttelte sein alter Freund den Kopf. „Wir haben mit Lord Hinras darüber gesprochen, da er ohnehin schon nach dir gefragt hat. Er wollte den König jedoch nicht involvieren, solange noch nichts sicher und bewiesen ist. Du weißt, es gibt einige Skeptiker unter uns, was Zauberei und andere übersinnliche Phänomene betrifft. Skeptiker, die sogar Nadir für einen Scharlatan halten. Du warst doch auch mal einer von ihnen.“
„Ja, das war ich.“ Leon seufzte leise. „Ich wünschte, ich hätte Gründe, es noch zu sein. Aber für mich ist jeder Zweifel ausgeräumt: Es gibt Magie und es gibt Menschen, die diese benutzen können und damit jedem anderen normalen Menschen überlegen sind.“
„Also ist diese … Jenna eine Hexe?“ fragte nun Genwick, Foralts jüngster Spross, und sein Gesichtsausdruck verriet, wie schwer es ihm fiel, diesen Gedanken anzunehmen.
„Sie mag das Wort nicht, aber sie kann in gewisser Weise zaubern – ja“, gab Leon offen zu.
Für ein paar Sekunden herrschte befremdliche Stille zwischen ihnen. Niemand hier schien diese Neuigkeit als etwas Positives anzusehen. Das musste Leon dringend ändern.
„Sie ist eine von den Guten“, setzte er rasch hinzu. „Und sie steht auf unserer Seite und ist willens, ihre Kräfte für uns einzusetzen.“
Dass Jenna sehr eigenwillig war und sich ganz bestimmt von niemandem instrumentalisieren lassen würde – auch nicht von König Renon – ließ er lieber weg und so erhellten sich die Gesichter seiner Freunde langsam wieder.
„Cevon erzählte mir, dass sie ihre Kräfte aus einem Zauberstein gewinnt, den nur sie aktivieren kann“, berichtete Foralt. „Ist das wahr?“
Leon fühlte sich gezwungen zu nicken. „Die Sache ist die: Jenna ist, was die Zauberei angeht, noch sehr unerfahren und braucht einiges an Hilfe und Unterstützung. Wir haben zusammen in den Wäldern nach einer Hexe namens Kychona gesucht, weil wir dachten, dass sie uns vielleicht helfen könnte.“
Foralts Gesichtszüge verspannten sich ein wenig. Eigenartig … Sagte ihm der Name etwas? Wusste er mehr über Zauberei, als es bisher den Anschein gehabt hatte?
„Wart ihr erfolgreich?“ fragte er und Leon hatte jetzt sogar das Gefühl, als schwänge Angst in seiner Stimme mit – nur ein Hauch davon, jedoch hörbar für jemanden, der ihn schon so lange kannte.
„Nein, ich hab Jenna verloren, bevor wir unser Ziel erreichten“, gab er ohne Umschweife zu und ließ dabei Foralt nicht aus den Augen. Ja, er wirkte eindeutig erleichtert. Also wusste er mehr als die anderen. Dem musste Leon unbedingt nachgehen. Nicht jetzt sofort, doch sehr bald.
„Heißt das, das Mädchen ist jetzt allein in den Wäldern?“ fragte Hilja, die gerade mit einem mit Lebensmitteln beladenen Teller zurückgekommen war, entsetzt. „Das arme Ding!“
Sie stellte die Leckereien vor Leon auf den Tisch und sein Magen begann sofort zu rumoren. Es war viel zu lange her, dass er etwas Ordentliches gegessen hatte und so fiel es ihm schwer, sich nicht sofort darüber herzumachen.
„Wir sollten einen Suchtrupp losschicken!“ schlug Foralts Frau vor.
„Hilja, Leon hat sie in der Nähe von Tschamborg verloren“, erklärte ihr Mann geduldig. „Das sind mindestens zwei Tagesmärsche ! Und wir wissen nicht genau, wo sie ist.“
„Sie könnte inzwischen durchaus in dem Dorf sein“, mischte sich Leon ein. Ihm gefiel die Idee mit dem Suchtrupp. Das war sehr viel besser, als wenn er wieder allein aufbrach.
„Bist du sicher?“ wandte sich Foralt zweifelnd an ihn. „Habt ihr das Dorf als Treffpunkt ausgewählt, wenn ihr euch mal verliert?“
„Nein“, gab Leon zu. „Unser Treffpunkt ist eigentlich hier.“
Fast alle machten nun ein erstauntes Gesicht.
„Hier?“ wiederholte Hilja und schlug Gero, ihrem Ältesten, auf die Finger, da er dieselben nach einem Stück Wurst auf Leons Teller ausgestreckt hatte.
„Ja, ich hatte ohnehin geplant, euch einen Besuch abzustatten“, erklärte Leon, „da ich mir dachte, dass dein Mann möglicherweise weiß, wie ich Kontakt zur Führungsspitze des Widerstandes knüpfen kann.“
„Das kann ich allerdings“, gab Foralt zu. „Und ich denke, dass du unbedingt in eines der Lager reiten solltest, um mit Lord Hinras zu sprechen. Er ist mittlerweile der engste Berater des Königs und könnte dich direkt zu ihm
Weitere Kostenlose Bücher