Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition)
seine Arme zu ziehen und herzlich zu drücken.
„Wie lange ist es her?“ fragte er. „ Vier Jahre?“
„Ungefähr“, stimmte Leon seiner Überlegung zu. „Sag mir, ist bei euch eventuell eine junge Frau aufgetaucht, die nach mir gesucht hat?“
Leider schüttelte Foralt den Kopf und Leon stieß ein resigniertes Seufzen aus. Das wäre auch zu schön gewesen – und zu simpel. Er warf einen kurzen Blick auf Uryo und Wes und sah dann wieder Foralt ernst an.
„Ich muss ganz dringend mit dir sprechen – allein“, sagte er mit Nachdruck und Foralt nickte sofort.
„Komm mit“, sagte er zu ihm und marschierte los. „Ihr beide kümmert euch um das Pferd und den Wagen“, setzte er noch streng für die beiden Trottel hinzu, die ihnen doch tatsächlich hatten folgen wollen und nun ganz enttäuschte Gesichter machten.
Leon schüttelte den Kopf. Er hoffte sehr, dass er die beiden nicht so schnell wiedersehen musste – jedenfalls nicht aus der Nähe.
Rasch ein stilles Plätzchen zum Reden zu finden gestaltete sich jedoch auch ohne die Anwesenheit von Leons Geiselnehmern recht schwierig. Foralt hatte eine große Familie, drei Söhne und eine Tochter sowie einen Neffen, der ebenfalls im Wirtshaus arbeitete. Und alle kannten sie Leon noch von früher, war er doch eine Zeit lang im Haus der Familie ein und aus gegangen – damals, als Sara noch gelebt hatte und sie alle Freunde gewesen waren.
Es fühlte sich für Leon seltsam an, so überschwänglich begrüßt, umarmt und geküsst zu werden. Er war so viele Menschen, die ihm wohlgesonnen waren und den Kontakt zu ihm suchten, nicht mehr gewohnt und lächelte nach einer Weile mehr verkrampft als natürlich, was Foralts Familie in ihrer freudigen Aufregung glücklicherweise nicht so richtig mitbekam. Doch am seltsamsten war es Cilai, Foralts Tochter, wieder in die Augen zu sehen, denn sie war Saras engste Freundin hier in Falaysia gewesen und hatte somit die meiste Zeit mit ihnen beiden verbracht.
Sie kam hinzu, als das große Hallo schon vorbei war und hielt sich angenehm zurück. Ihre Umarmung war sanft, fast vorsichtig, als würde sie verstehen, wie es ihm in dieser Situation ging. So war das schon immer gewesen. Cilais Einfühlungsvermögen war enorm, ihre Gegenwart immer ein Segen, da sie so viel Ruhe und Zuversicht ausstrahlte. Wenn er sich richtig erinnerte, war sie gute vier Jahre jünger als er und dennoch war sie schon früher immer besonnener und sehr viel geduldiger gewesen als Sara und er zusammen. Sie hatte sich verändert, war zu einer hübschen, jungen Frau gereift. Doch ihr Lächeln war noch dasselbe, sanft und liebevoll. Er hatte es immer gemocht und zu seinem Erstaunen musste er feststellen, dass er sie in der Tat ein wenig vermisst hatte.
„Komm, mein lieber Junge, setz dich“, wandte sich Hilja, Foralts Frau an Leon und bot ihm einen der Stühle an einem Tisch in ihrer Nähe an. „Du musst furchtbar erschöpft und hungrig sein. Ich hol dir mal was zu essen.“
Leon setzte sich beinahe willenlos, obwohl er eigentlich einen ganz anderen Plan gehabt hatte, und Hilja verschwand in die Hinterstube, in der gewöhnlich das Essen für die Gäste vorbereitet wurde. Die anderen Familienmitglieder ließen sich wie selbstverständlich bei Leon am Tisch nieder, sodass es bald ziemlich eng wurde. Jedoch fühlte es sich nicht unangenehm an, gab ihm eher das Gefühl sicher zu sein und in allem, was er tat, unterstützt zu werden.
„Nun sag mir, was führt dich in diese Gegend?“ fragte Foralt mit gedämpfter Stimme. Sie hatten zwar das Gasthaus für andere vorübergehend geschlossen, doch man wusste nie, ob den Wänden nicht doch an der einen oder anderen Stelle plötzlich Ohren gewachsen waren.
„Uryo sagte mir, er hätte dich in Tschamborg aufgesammelt. Was hast du dort gemacht?“
„Ich hab jemanden gesucht, den ich unterwegs verloren habe“, verriet Leon ihm. „Jemanden, der wichtig ist – für uns alle.“
„Die Frau, die mit dir unterwegs ist?“ hakte Foralt nach.
Leon starrte ihn für einen Augenblick nur mit großen Augen an. „Woher weißt du das?“
„Cevon und ich pflegen uns regelmäßig über die wichtigsten Dinge auszutauschen“, erklärte Foralt mit einem Lächeln. „Hast du das schon vergessen?“
Das hatte er. Er war zurzeit offenbar nicht gerade in Bestform.
„Wir haben uns zwar offiziell zur Ruhe gesetzt, aber du weißt ja, dass ich immer noch in der ‚Informationsweitergabe‘ beschäftigt bin.“
„Ist
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