Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition)
Stehende tun, um dich in die Finger zu bekommen. Das erklärt das radikale Vorgehen, die Eile und Ungeduld. In einer Situation wie dieser, ohne seinen großen Heerführer und mit den Truppen Renons im Nacken, muss auch ein Mann wie er Angst bekommen. Er will dich. Das ist sein Ziel.“
Jenna war schlecht. Wenn das der Wahrheit entsprach, musste sie Leon jetzt noch dringender als zuvor finden und ihre Suche nach dem letzten Stein fortsetzen, denn nur dann konnte sie zu Kychona zurückkehren und sie nicht nur um ihren Stein, sondern auch darum bitten, sie auszubilden, sie für das Zusammentreffen mit Nadir vorzubereiten. Eigentlich durfte sie gar nicht weiter hier sitzen und sich ausruhen. Sie gefährdete damit nur ihre Freunde und ließ zu viel ihrer kostbaren Zeit verstreichen. Doch sie konnte jetzt noch nicht gehen, war zu erschöpft und musste noch so vieles organisieren. Aus Panik Hals über Kopf los zu hetzen war im Grunde auch keine Lösung.
„Mach dir keine Sorgen“, versuchte Cevon sie ein weiteres Mal zu trösten. „Wir werden das verhindern. Als Gideon und Tala bei uns eintrafen, waren die anderen und ich schon dabei, unsere Sachen zu packen, um wieder zu den Truppen Renons zu stoßen. Und wir werden unsere Reise zu ihnen fortsetzen, sobald Gideon wieder transportfähig ist.“
„Heißt das, du weißt, wo sich Renon versteckt?“ fragte Jenna hoffnungsvoll.
„Nein, aber ich kenne jemanden, der das wahrscheinlich weiß. Man gelangt nie auf direktem Wege zu ihm, aber irgendwann kommt man bei ihm an.“ Cevon zwinkerte ihr aufmunternd zu und sie dankte ihm diese Geste mit einem warmen Lächeln.
„Was war denn euer Ziel?“ erkundigte sie sich.
„Ritvak“, überraschte Cevon sie.
„Dort wollte ich mich auch mit Leon treffen!“ verkündete sie erfreut.
„Das trifft sich ja ausgezeichnet“, lachte Cevon, wurde dann aber abrupt wieder ernst. „Warum ist er eigentlich nicht bei dir?“
Jenna seufzte schwermütig. „Das ist eine lange Geschichte, die ich euch gerne später erzähle, aber jetzt müsste ich erst einmal …“ Sie versuchte Rians Arme von ihrem Körper zu lösen, was mehr als schwierig war.
„Ich will nur aufstehen, Rian“, sagte sie sanft, doch das Mädchen verstand sie nicht.
„Beinhaltet die Erzählung auch den Teil, wie du an deinen neuen Anhang gekommen bist?“ fragte Cevon schmunzelnd.
„Wenn du mir hilfst, ihr zu erklären, dass es mir gut geht und ich nur aufstehen muss, damit meine Beine nicht völlig einschlafen, könnte ich mich dazu bereiterklären“, gab sie zurück.
Cevon lachte laut, beugte sich dann jedoch vor und übersetzte ihre Worte für das Mädchen. Rian sah zögerlich auf und ließ Jenna widerwillig los, sodass sie sich gemeinsam mit den anderen erheben konnte.
„Ich habe in meinem Karren noch ein paar Lebensmittel. Was haltet ihr davon, wenn wir ein Feuer machen und uns ein wenig stärken, bevor wir uns über alles andere austauschen, was bisher passiert ist?“ schlug sie vor.
Cevon nickte sofort und die anderen Männer imitierten seine Geste.
„Klingt nach einer guten Idee“, setzte er hinzu.
Natürlich tat es das. Essen und Ausruhen war in Zeiten wie dieser immer eine gute Idee.
M orgenstimmung
D as Gesicht des alten Mannes war entspannt. Ab und an zuckte seine Nase, die von dem Licht der aufgehenden Sonne gekitzelt wurde. Er würde bald erwachen und in das liebe Gesicht seiner Frau sehen, die die ganze Nacht seine Hand gehalten hatte, selbst im Schlaf. Er würde sicherlich noch Schmerzen haben, aber die würden erträglich sein, da sein Kreislauf nun endlich stabil und eine Menge Kraft in seinen Körper zurückgekehrt war. Es ging ihm so viel besser, dass sich niemand mehr um ihn Sorgen machen musste. Er würde leben und bald mit seinen Freunden weiterreisen können.
Jenna strich liebevoll über die Wange ihres Freundes, setzte sich dann auf und streckte sich. Sie hatte nicht viel geschlafen in dieser Nacht. Zu viele Dinge bewegten sie gegenwärtig: Der anstehende Krieg, ihre Überforderung mit all den Aufgaben, die sie zu erledigen hatte, und ihre Besorgnis um ihre Freunde. Die Sorge, was sie mit Mareks Kind machen sollte, war sie glücklicherweise vorerst los. Rian war vor wenigen Minuten aus dem Wagen geklettert, in dem sie geschlafen hatte, hatte sich zwischen sie und Tala gekuschelt und schlief nun dort wieder tief und fest. Jenna hatte ihr erklärt, dass Tala sich um sie kümmern würde, solange sie selbst nach ihrem Vater
Weitere Kostenlose Bücher