Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition)
langen Reise. Er hatte die Augen zwar geöffnet, doch war sein Blick leer, nahm nichts mehr auf.
„E-er wird sterben“, hörte Jenna Tala neben sich wispern. „Er wird mich verlassen.“
Jennas Augen fingen an zu brennen und ihre Nase prickelte. Sie presste die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf. „Das lasse ich nicht zu!“ stieß sie aus. Sie sah zu dem fremden Mann hinüber, der etwas gezückt hatte, das aussah wie eine altertümliche Nadel um Wunden zu nähen. Steril war diese garantiert nicht.
„Warte einen Moment“, sagte sie mit nun sehr viel festerer Stimme zu ihm. „Und fass ihn bitte erst einmal nicht mehr an.“
Der Mann runzelte verärgert die Stirn. „Ich habe gewisse medizinische Kenntnisse“, verteidigte er sich. „Ich kann ihm helfen!“
„Gebt mir nur ein paar Minuten“, bat Jenna ihn und sah ihn drängend an.
Der Mann holte wieder Luft, doch es war nicht er, der sprach.
„Eldo, tu was sie sagt“, kam Cevon ihr zur Hilfe.
Der Angesprochene zögerte noch einen Atemzug lang, dann hob er in einer defensiven Geste die Hände und rückte ein Stück von Gideon weg.
Jenna legte vorsichtig beide Hände auf Gideons Wunde, so wie Kychona das bei ihrem Zeh gemacht hatte. Dann atmete sie tief ein und wieder aus, versuchte dabei alle Anspannung aus ihrem Muskeln zu verbannen, schloss die Augen und konzentrierte sich auf den Fluss der Energien in ihrem Körper und um sich herum. Ihr eigener rascher Herzschlag hallte übernatürlich laut in ihren Ohren wieder, doch sie ließ sich auch davon nicht ablenken. Sie hatte das zwar noch nie allein getan, war bisher immer dabei von einem anderen erfahrenen Heiler geleitet worden, aber dennoch war sie sich sicher, dass es funktionieren konnte. Sie hatte das Amulett, konnte seine außergewöhnlichen Kräfte nutzen. Sie musst nur vorsichtig sein, rechtzeitig wieder aufhören … es gab keine andere Möglichkeit …
Sie dachte an Gideons Verletzung, stellte sich diese so detailgetreu wie möglich vor und tastete dabei gleichzeitig nach der Energie des Zaubersteins. Er reagierte sofort auf sie, öffnete sich und sandte sein warmes Glühen durch ihren Körper, ließ es in ihre Hände wandern. Die Nerven in ihren Fingerspitzen begannen zu prickeln und ihr Puls beschleunigte sich.
Nicht ablenken lassen! Bleib ganz ruhig!, sprach sie sich innerlich zu. Du weißt, was du tun musst.
Das Bild vor Jennas innerem Auge geriet in Bewegung. Die Wunden hörten auf zu bluten, verkrusteten und begannen sich zu schließen, ganz langsam, Stück für Stück. Nur leider kostete es immens viel Kraft; Kraft, die aus dem Amulett, jedoch auch aus Jennas Körper gesogen wurde. Mittlerweile prickelte jeder einzelne Nerv in ihrem Körper und ihr Herz schlug nicht mehr nur schnell, es raste. Sie begann zu schwitzen und stoßweise zu atmen und dann setzte das Zittern ein, breitete sich von ihren Händen über ihre Arme und dann in ihrem Körper aus. Sie wollte sich von Gideon lösen, wollte die intensive energetische Verbindung mit ihm beenden, doch wie vor einigen Wochen bei Marek konnte sie es nicht, kam einfach nicht los. Dabei spürte sie ganz genau, wie gefährlich es für sie wurde. Lebensgefährlich!
„Jenna?“ vernahm sie aus weiter Ferne Cevons besorgte Stimme. Sie wollte sich zu ihm umdrehen, ihn darum bitten, ihr zu helfen, doch sie konnte ihre Lippen nicht bewegen, war völlig erstarrt. Stattdessen schrie sie innerlich auf und das zeigte endlich Wirkung. Das Amulett reagierte sofort, kappte die Verbindung zu Gideon und sandte stattdessen einen Schub wohltuender, stabilisierender Energie zurück in ihren Körper. Dennoch fiel Jenna erst einmal in sich zusammen, sank schlaff neben Gideon zu Boden. Von irgendwoher ertönte das Schreien eines Kindes, dann wurde es dunkel um sie herum.
Als Jenna wieder zu sich kam, starrte sie in drei verschiedene, dennoch ähnlich besorgt aussehende Gesichter: Cevon, Tala und Rian. Rian stieß ein lautes Schluchzen aus und warf sich auf ihre Brust, während Tala und Cevon nur erleichtert aufatmeten.
„Wie … wie lange war ich weggetreten?“ krächzte Jenna und schob das immer noch weinende Kind ein wenig von sich weg, um sich in eine sitzende Position zu bringen. Der ihr inzwischen recht vertraut gewordene Schwindel setzte ein und sie musste ein paar Mal die Augen zusammenkneifen, um wieder eine einigermaßen klare Sicht zu bekommen.
„Nur ein paar Minuten“, tröstete Cevon sie.
Tala sagte nichts. Ihre Augen hatten
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