Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition)
sich ebenfalls mit Tränen gefüllt und sie sah sie voller Dankbarkeit an, während Rian ihre Arme nun um Jennas Taille schlang und sie drückte, als wolle sie sie nie wieder loslassen.
„Was genau hast du da getan?“ fragte Cevon kopfschüttelnd. Aus seiner Miene sprach Anerkennung, aber auch ein wenig Furcht. „War das … Magie?“
Jenna sah an ihm vorbei. Ihre Augen glitten über Gideons schlaffen Körper, neben dem sie immer noch saß. Er atmete sehr viel ruhiger und gleichmäßiger als zuvor und seine Wunden bluteten nicht mehr.
„Ja“, beantwortete sie schließlich Cevons Frage und bemerkte erst dann, dass eigentlich alle Anwesenden zu ihr hinübersahen. Neben Tala, Cevon und Gideon gab es noch die drei anderen Männer in Rüstungen, denen sie nach ihrer Wunder-Aktion nicht mehr ganz geheuer war. Sie wirkten beinahe verängstigt, denn sie wagten es nicht, lange ihren Blick zu halten.
„Aber ich … ich benutze nur weiße Magie“, setzte sie schnell hinzu. „Ich gehöre zu den Guten.“
Du liebe Güte klang das abgedroschen. Dabei hasste sie Phrasen wie diese so sehr. Jedoch halfen sie ihr dabei, die etwas angespannte Atmosphäre zu lockern. Die Körperhaltung der ihr fremden Männer wurde sofort ein wenig gelöster. Sie schienen ihr glauben zu wollen.
„Das wird nach dem, was du gerade getan hast, niemand bezweifeln“, gab Tala schniefend zurück, wischte sich die Tränen von den Wangen und legte ihr tief bewegt eine Hand auf den Unterarm. „Ich danke dir so sehr. Du … du hast mir mein Leben wiedergegeben.“
Sie meinte es so, wie sie es sagte, und Jenna löste einen Arm von Rians schmalem Leib, um ihre Hand auf die der alten Frau zu legen. „Ich würde es jederzeit noch einmal tun“, erwiderte sie leise und drückte ihre Hand kurz. Tala sagte nichts mehr, doch das brauchte sie auch nicht. Ihre Augen vermochten so viel mehr auszudrücken als gesprochene Worte.
„Das war unglaublich“, meldete sich jetzt Cevon wieder zu Wort und ließ sich ebenfalls neben Jenna nieder. „Langsam begreife ich, was Leon damit meinte, dass du und … na ja, du weißt schon…“, er deutete mit einem Blick auf ihre Brust oder besser auf das Amulett, das sich unter ihrem Hemd verbarg, „… dass ihr wichtig seid. Für uns alle. Vor allem, da nun ein solches Chaos ausgebrochen ist.“
„Du meinst wegen der Angriffe der Truppen König Renons auf die Lager der Bakitarer?“ erkundigte sie sich. Warum nur hatte sie der Mann an diese unangenehme Tatsache erinnern müssen?
„Oh, es ist nicht nur das“, seufzte er. „Die Bakitarer selbst sind schon sehr viel früher durchgedreht.“
Sie hob überrascht die Brauen. Bitte nicht noch mehr Horrornachrichten!
„Sie haben einige Dörfer um Xadred herum angegriffen und …“ Er warf einen entschuldigenden Blick auf Tala. „Entschuldige – aber sie sollte es wissen.“
Die alte Frau nickte sofort und die Trauer, die zurück in ihre Augen kehrte, ließ Jennas Gedärme verkrampfen.
„Sie haben ihr Haus niedergebrannt und ihre Tiere getötet“, erklärte er und neue Tränen rannen ganz langsam Talas vom Alter zerfurchte Wangen hinunter. „Gideon und sie hatten Glück, dass sie nicht zuhause waren, als das geschah. Wer weiß, was sie sonst mit ihnen gemacht hätten.“
„Aber … aber warum?“ stammelte Jenna fassungslos. „Was hat Gideon mit all dem zu schaffen?“
„Er hat einst zu den Truppen Renons gehört“, erklärte Cevon. „Und die Bakitarer waren eindeutig auf der Suche nach etwas – das sagten auch die Überlebenden in den anderen Dörfern. Sie waren der Meinung, dass sie nach Spuren der Rebellen suchten.“
„Gibt es die denn noch in Allgrizia?“ erkundigte sich Jenna zweifelnd.
„Eigentlich nicht“, gab Cevon ohne Umschweife zu. „Die letzten sind vor ein paar Wochen von dort verschwunden. Aber das heißt ja nicht, dass Nadir das weiß.“
„Hat er nicht sogar seinen Sitz in Allgrizia?“
„Ja. Wieso?“
„Ein intelligenter Mann wie er soll nicht wissen, was in seinem eigenen Land vor sich geht?“
Cevon schenkte ihr einen überraschten Blick. „Da hast du allerdings Recht.“ Er kratzte sich nachdenklich den vollen Bart. „Was haben sie dann gesucht?“
„Oder besser wen?“ setzte Tala hinzu. Sowohl ihrer als auch Cevons Blick wanderten sofort zu Jenna. Ihr Unbehagen wuchs.
„Was? Mich?“
„Es würde Sinn machen“, überlegte Cevon. „Wenn Nadir von deinen Kräften erfahren hat, wird er alles in seiner Macht
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