Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition)
suchte und das Kind hatte sich erstaunlich schnell damit abgefunden. Wie konnte sie auch nicht? Tala war eine herzensgute Frau und jeder, der das nicht auf den ersten Blick erkannte, musste entweder blind oder innerlich völlig abgestorben sein. Gideon und Tala würden gut für das Mädchen sorgen, da war sich Jenna ganz sicher und somit konnte sie sich voll und ganz auf all die anderen Dinge konzentrieren, die sie noch zu tun hatte.
Nicht schlafen zu können, hatte auch etwas für sich, wenn man die Zeit dafür nutzte, seine Gedanken zu sortieren und Pläne zu machen. Jenna war nach reiflicher Überlegung zu dem Schluss gekommen, doch schon allein loszureiten, sobald sie sich gestärkt genug dafür fühlte. Die Zeit lief ihnen davon und je eher sie Leon fand, desto besser. Es gab so viele Dinge, die sie nicht ohne seine Hilfe erledigen konnte – ganz voran gestellt, das Gespräch mit König Renon zu suchen.
Gideon würde mindestens noch einen Tag Ruhe brauchen, bevor er wieder transportfähig war, und selbst dann musste er behutsam und langsam transportiert werden, damit seine gerade erst geschlossenen Wunden nicht wieder aufbrachen. Die Kraft, ihm ein weiteres Mal bei der Heilung seines Körpers zu helfen, besaß Jenna nicht mehr und selbst wenn, würden sie alle dann wieder ihret wegen nicht aufbrechen können, weil auch sie dann eine Erholungsphase brauchte.
Nein, es war schon die beste Idee, wenn sie erst einmal allein los ritt. Dann konnten sich die anderen so viel Zeit lassen, wie sie brauchten, und später zu ihnen stoßen. Und für das Kind war es auch besser, wenn es nicht weiter in ihre Probleme verwickelt wurde. Sie würde in ein paar Minuten aufstehen, Cevon, der gerade am Rande ihres kleinen Lagers Wache hielt, kurz über ihre Pläne informieren, sich ein wenig Reiseproviant mitnehmen und dann ohne großes Abschiedstrara aufbrechen. Sie verschwand ja nicht für immer. Wenn alles gut ging, würden sie sich alle sehr bald wiedersehen.
Jenna betrachte Gideons entspanntes Gesicht. Zumindest mit ihm hätte sie gern noch ein paar Worte gesprochen. Gleichwohl wollte sie ihn nicht wecken. Je länger er schlief, desto besser war es für ihn. Doch gerade als sie das gedacht hatte, begannen sich seine Augen unter den Lidern zu bewegen, so als hätte er ihre Gedanken erahnt. Es dauerte nicht lange, bis sich seine Lider zum ersten Mal hoben, sich wieder schlossen, um sich dann endgültig zu öffnen.
Jennas Herz füllte sich mit Wärme und ihre Lippen hoben sich zu einem strahlenden Lächeln. „Hallo“, begrüßte sie ihn leise.
Gideon blinzelte erstaunt, konnte in seinem noch nicht so wirklich wachen Zustand offenbar nur schwer begreifen, dass er Jenna in der Tat vor sich hatte.
„Willkommen zurück im Leben“, fügte sie lächelnd hinzu.
„Du … du bist wahrhaftig da“, krächzte der alte Mann und auch er bemühte sich um ein Lächeln. „Ich dachte es wäre nur Einbildung …“
Sie hob erstaunt die Brauen. Gideon hatte, seit sie hier war, nicht einmal die Augen geöffnet. „Du hast gemerkt, dass ich da bin?“ fragte sie verblüfft.
Er nickte. „Ich habe dich gefühlt …“ Er schloss kurz die Augen und atmete tief ein. Dann sah er sie wieder an. „Du hast mich geheilt, nicht wahr?“
Dieses Mal war es an ihr zu nicken.
„Wie … ist das möglich?“ fragte er.
„Ich hab etwas gefunden, das wahre Wunder vollbringen kann. Ich werde dir das alles noch mal genauer erklären, wenn wir uns in Ritvak wiedersehen, aber augenblicklich ist keine Zeit dafür.“ Sie strich ihm erneut liebevoll über die Wange. „Ich wollte dir nur noch einmal in die Augen sehen und mich vergewissern, dass es dir wahrlich wieder besser geht, bevor ich los reite.“
„Du gehst schon?“ Gideon sah enttäuscht aus.
„Es gibt ein paar Dinge, um die ich mich dringend kümmern muss und die keinen Aufschub vertragen“, erklärte sie. „Glaub mir, sonst würde ich dir für eine ganze Weile nicht mehr von der Seite weichen. Ich … ich bin so froh, euch wiederbegegnet zu sein.“
Oh, nein! Stiegen ihr tatsächlich Tränen in die Augen? Verdammt! Sie wandte ihr Gesicht ein wenig ab und räusperte sich peinlich berührt. „Ich werde dann mal meine Sachen packen“, verkündete sie mit belegter Stimme und versuchte möglichst leise auf die Beine zu kommen.
„Jenna!“ Sie war überrascht, weil Gideon plötzlich ihre Hand ergriffen hatte und sie festhielt. Er sah sie eindringlich an. „Sei vorsichtig, ja? Es gehen
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