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Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition)

Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition)

Titel: Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ina Linger
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haben dir das Codewort genannt! Und ich habe dir gesagt, von wem ich gesandt wurde!“
    Der Soldat, der zu einem Trupp von sechs Mann gehörte, der die Passage zwischen zwei Hügelketten bewachen sollte, zeigte sich völlig unbeeindruckt von Leons wachsender Wut.
    „Ihr könntet jemanden, der das Codewort kannte, gefoltert haben“, erwiderte der Mann bauernschlau und hob seine Armbrust ein wenig, sodass sie nun nicht mehr auf Leons Bauch zeigte, sondern direkt auf sein Herz. Kein angenehmes Gefühl.
    „Sehe ich wie ein Bakitarer aus?“ fragte Leon gereizt.
    „Spione der Bakitarer sehen nie aus wie Bakitarer“, gab der Soldat gelassen zurück.
    Leon holte tief Luft, um dem Mann mal so richtig seine Meinung zu geigen, doch er kam nicht dazu, sie zu nutzen.
    „Das ist schon wahr“, vernahm er Weslas altkluge Stimme hinter sich. „Es ist manchmal äußerst schwierig festzustellen, ob man einen Freund oder einen Feind vor sich hat.“
    Leon ließ ihm einen fassungslosen Blick zukommen, der ihn nicht nur zum Schweigen, sondern auch dazu brachte, entschuldigend seine Hände zu heben. Leon schloss kurz die Augen, zählte innerlich von fünf abwärts und brachte so seine Wut wieder einigermaßen unter Kontrolle. Dann erst wandte er sich zu dem wachhabenden Soldaten um, ein mehr falsches als freundliches Lächeln auf den Lippen.
    „Wenn ein Codewort so leicht gestohlen werden kann und damit so unsicher ist, wieso benutzt man es dann überhaupt?“ fragte er zuckersüß.
    Der Soldat schürzte die Lippen und sah abwägend zum strahlendblauen Himmel, der so gar nicht Leons Laune entsprach. Die befand sich derweil auf einem absoluten Tiefpunkt, denn die Welt um ihn herum schien auf einmal nur noch aus Idioten zu bestehen. Warum nur hatte er sich dazu überreden lassen, sich von Wesla und Uryo zum Lager Lord Hinras bringen zu lassen? Gut, er verstand Foralts Beweggründe, wusste, dass sein alter Freund nur den Unmut hatte tilgen wollen, den Leon gegen die beiden Trottel hegte.
    „Das sind eigentlich zwei herzensgute Kerle, die sich schon seit Monaten redlich darum bemühen, in König Renons Armee aufgenommen zu werden und irgendwie immer alles falsch machen“, hatte er mit einem halben Lachen gesagt. „Gib ihnen eine Chance, ihren Fehler wiedergutzumachen.“
    Selbstverständlich hatte Leon ihm diese Bitte nicht abschlagen können und bereute dies nun bitterlich. Die beiden waren nicht völlig hirnamputiert, das musste er zugeben, denn sie brachten es zustande, stundenlang über Gott und die Welt zu philosophieren und sich dabei ständig zu streiten. Nur hatten sie damit Leons Nerven zu Mus zermalmt und waren nun auch drauf und dran, ihm in seiner Diskussion mit diesem tumben Soldaten in den Rücken zu fallen – nur weil dieser sie mit seiner schimmernden Rüstung blendete und sie in Tagträume versetzte, in denen sie ebenfalls mit dem Wappen König Renons auf dem Brustpanzer durch die Gegend tanzten.
    „Ja, Hamo, warum benutzt man es dann?“ fragte einer der anderen Soldaten ebenso genervt wie Leon. Er wurde ihm damit sofort immens sympathisch – genauso wie die anderen Männer, die nun in sich hineingrinsten. Ein paar von ihnen kicherten sogar.
    „Weil jemand, der es gar nicht kennt, überhaupt keine Chance hat, durchgelassen zu werden“, verkündete Hamo ebenfalls überaus freundlich lächelnd.
    Leon verdrehte die Augen. „Gut“, seufzte er, „das heißt dann wohl, ich habe eine Chance. Also, was soll ich machen? Meine Waffen ablegen und mich ausziehen, um zu zeigen, dass ich nicht dafür ausgerüstet bin, einen Anschlag auf das Lager zu verüben? Ich gehe auch splitterfasernackt ins Lager – Hauptsache, du lässt mich durch. Denn das, was mich hierher führt, verträgt keinen zeitlichen Aufschub!“
    Hamo zog ein wenig angeekelt die Brauen zusammen und musterte Leon von oben bis unten. „Nackt?“ wiederholte er.
    Leon stieß einen Laut aus, der irgendwo zwischen wütendem Brüllen und frustriertem Stöhnen einzuordnen war und warf verzweifelt die Arme in die Luft. „HERR-GOTT-NOCH-MAL!“ schrie er den verblüfften Mann vor sich an. „Ich hab keine Zeit mehr!“
    Sein Blick flog zu dem anderen Soldaten. „Könnt ihr nicht jemanden holen, der euren Freund zur Vernunft bringt? Einen Offizier, der etwas zu sagen hat – denn das hier kostet nicht nur Zeit, sondern irgendwann auch Menschenleben!“
    „Drohst du uns?“ missverstand der Mann ihn und senkte seinen Speer in seine Richtung.
    „Nein!“

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