Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition)
stieß Leon mehr verzweifelt als beängstigt aus. „Ich versuche euch nur beizubringen, dass ich sehr wichtige Nachrichten für Lord Hinras habe!“
„Teile sie uns doch mit, dann können wir sie weitergeben“, schlug einer der anderen Männer vor.
Leon kämpfte tapfer weiter mit seiner Selbstbeherrschung. „Das kann ich nicht, weil sie nicht für die Ohren aller Menschen bestimmt sind.“
„Es sind Geheiminformationen“, setzte Uryo überflüssigerweise hinzu und Wesla nickte wichtigtuerisch. „Er kann nur mit Lord Hinras darüber sprechen.“
„Ja, genau!“ merkte Wesla an. „Wer sagt uns denn, dass du kein Verräter bist?“ Er hob nachdrücklich die Brauen. Ihm entging offenbar die Wut, die sofort in den Augen des Mannes aufloderte.
„Meine Armbrust, die das Wort Verräter bestimmt nicht noch einmal erträgt.“ Der Wächter lächelte, jedoch funkelten seine Augen bedrohlich und ließen Wesla einen Schritt zurück, direkt hinter Leon, machen.
Leon schloss kurz die Augen. Gut, wenn Argumente nicht zogen, vielleicht konnte dann wenigstens sein Name noch etwas ausrichten, auch wenn er ihn nicht gern preisgab.
„Ich bin Leon Hibata“, verkündete er. „Ich habe selbst einst König Renon gedient und mein Name dürfte noch einigen der Führungspersonen im Heer bekannt sein. Wie wäre es, wenn einer von euch ins Lager reitet und dort berichtet, dass ich hier bin und wichtige Neuigkeiten für Lord Hinras und sogar für den König selbst habe?“
Die Soldaten sahen einander an und ihre Unentschlossenheit machte Leon schier verrückt. Entweder waren sie in der Tat alle nicht die Hellsten oder sie spielten mit Absicht auf Zeit, was Leon eher annahm. Wahrscheinlich war der größte Teil des Lagers schon geräumt und die Männer wollten ihn und seine Begleiter nur solange festhalten, bis der letzte Rest auch noch abgebaut war. Das ersparte es ihnen, den Wahrheitsgehalt seiner Aussage zu überprüfen und minderte das Risiko, einen Feind auch nur in die Nähe des Lagers zu lassen, immens.
„Vielleicht sollten wir das tatsächlich tun“, erlöste schließlich doch noch einer der Soldaten Leon von seinen Qualen. „Es gibt ja immerhin die Möglichkeit, dass er wahrhaftig für uns wichtige Informationen besitzt.“
Hamo musterte Leon skeptisch und schürzte ein weiteres Mal die Lippen. „Nun ja, wir könnten auch anders an die Informationen herankommen“, überlegte er und sein Mund verzog sich zu einem hinterhältigen Grinsen.
Leon machte einen Schritt zurück. Langsam wurde es gefährlich, denn die anderen Soldaten schienen ganz angetan von der Idee zu sein, griffen zu ihren Schwertern und rückten näher.
„Hey-hey!“ erhob Uryo seine Stimme, zog ebenfalls sein Schwert und stellte sich schützend vor Leon. „Nun mal ganz ruhig! Das wird sonst zu dem größten Fehler eures Lebens!“
„Ganz genau!“ unterstützte Wesla ihn, aus seiner sicheren Position hinter Leon, dem augenblicklich auch nichts anderes einfiel, als zum Schwert zu greifen. Das war doch verrückt! Warum wurde der vermeintliche Freund auf einmal zum Feind? Konnte sich denn in diesen Zeiten niemand mehr normal verhalten, erkennen was Recht und Unrecht war?
Sechs Mann gegen drei – fair war das nicht, schon gar nicht, da sie in Frieden gekommen waren und alles in ihrer Macht stehende getan hatte, um eine Eskalation dieser Situation zu vermeiden. Gleichwohl würde Leon nicht kampflos aufgeben und er wollte noch nicht glauben, dass seine Mission so gründlich missglückte.
„Kommt schon, legt die Waffen ab“, lachte Hamo. „Das ist doch albern – ihr seid in einer absoluten Unterzahl! Ihr könnt nur verlieren!“
„Hast du uns schon mal kämpfen sehen?“ fragte Uryo ruhig zurück und brachte es sogar zustande, arrogant zu lächeln.
Dies schien die Soldaten ein wenig zu verunsichern, denn sie blieben auf einmal irritiert stehen. Nur Sekunden später bemerkte Leon, dass das ein Trugschluss war, denn das, was die Männer dazu veranlasst hatte, innezuhalten, waren nicht Uryos Worte gewesen, sondern das Donnern von Hufen über harten Boden. Zwei Reiter kamen durch die Schlucht geritten, näherten sich ihnen in einem rasanten Tempo.
Leons Hoffnung, endlich auf einen vernünftigen Menschen zu stoßen, der ihm weiterhelfen konnte, schwoll noch einmal an, als die Reiter nahe genug heran waren, um ihre Gesichter zu erkennen. Er kannte einen von ihnen – sogar sehr gut, waren sie doch zusammen ausgebildet worden und hatten später
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