Falaysia - Fremde Welt - Band III: Piladoma (German Edition)
erstaunlich leicht war, den Kontakt zu knüpfen, weil Jennas Energie für sie so leicht aufzuspüren war. Sehr viel schwieriger gestaltete es sich jedes Mal, die Verbindung zu ihr aufrechtzuhalten.
Inzwischen glaubte Jenna, dass dies an ihr selbst lag, an dem Unbehagen, das sie jedes Mal empfand, wenn Melina in ihren Kopf eindrang, und an dem Bedürfnis, sie wegzustoßen. Wahrscheinlich würde die Verbindung sehr viel stabiler werden, wenn Jenna selbst nach dem Geist ihrer Tante griff, sie festhielt und ihre seltenen Fähigkeiten benutzte, um sich richtig mit ihr zu verbinden. Allerdings half ihr diese Überlegung gegenwärtig auch nicht weiter, denn ihre Tante war definitiv nicht bei ihr, suchte nicht mental nach ihr und konnte ihr somit auch keine Tipps geben, wie sie selbst ihre Freunde geistig warnen konnte.
Vielleicht sollte sie es allein versuchen. Sie hatte damals im Schloss von Alentara ihre besonderen Fähigkeiten ja auch ohne die Hilfe eines anderen Magiers genutzt und dadurch das Amulett gefunden. Später, während der angenehmeren Zeit im Schloss, hatte sie – ebenfalls allein – trainiert, das Amulett zu aktivieren und wieder ruhig zu stellen und auch das hatte nach einer Weile gut funktioniert. Was sollte schon schief gehen?
Sie starrte Mareks Rücken an. Der Krieger ritt immer noch vor ihr her, blickte stumm und starr nach vorne. Sie konnte schwer beurteilen, ob er einen eher wachen oder abwesenden Eindruck machte, da sie sein Gesicht nicht sehen konnte, doch sie bezweifelte, dass er sich in den nächsten Minuten plötzlich für sie interessieren und ein Gespräch mit ihr beginnen würde. Er hatte sich dazu entschieden, sie vorerst zu ignorieren und würde sein Verhalten sicherlich nicht so schnell ändern. Und selbst wenn , was sollte er schon sehen? Das, was sie plante zu tun, würde ja auf geistiger Ebene geschehen. Sie würde also weiterhin nur still auf ihrem Pferd sitzen und eventuell etwas geistesabwesend erscheinen.
Jenna lockerte ihre Schultern, atmete tief ein und wieder aus und versuchte damit einen ähnlich entspannten Zustand zu erreichen wie damals in Alentaras Gemächern.
Vergiss, was um dich herum ist, sprach sie sich selbst innerlich zu. Lass deine Sorgen und Ängste ziehen und die Energien in dir fließen…
Der Stein erwärmte sich spürbar und seine Energien begannen sich mit den ihren zu verbinden. Sie schloss die Augen und stellte sich Gideons Gesicht vor. Das war gar nicht so leicht. Sie hatte ihn zwar erst vor kurzem gesehen, doch kannte sie ihn noch nicht gut genug, hatte zu wenig Zeit mit ihm verbracht, um seine Züge vor ihrem inneren Auge detailgetreu auftauchen zu lassen. Dennoch versuchte sie nach seiner Energie zu tasten, ihn zu rufen.
Seltsamerweise hatte sie auf einmal das Gefühl, sich zu bewegen, aus ihrem eigenen Körper heraus zu drängen. Die zuvor so dunkle Welt um sie herum begann plötzlich Farbe zu bekommen. Überall blinkten kleine Lichter auf, wuchsen, breiteten sich aus und wurden intensiver. Und direkt vor ihr begann eines der Lichter in einem hellen Rot zu erstrahlen. Es war ihr vertraut, rief nach ihr und sie reckte sich, tastete mit ihrem Geist nach ihm. Doch in der nächsten Sekunde fuhr ein heller Blitz dazwischen, stieß sie nicht nur zurück, sondern sandte auch noch einen solch heißen Schmerz in ihre Schläfen, dass sie entsetzt die Lider aufriss und scharf Luft holte.
Es waren Mareks helle, erbost funkelnde Augen, in die sie blickte, während ihr Herz in ihrer Brust donnerte, als wolle es ihren Brustkorb zersprengen. Der Krieger befand sich direkt vor ihr, hatte sich mit seinem Pferd quer in den Weg gestellt, sodass auch das ihre stehengeblieben war, und schien vor Wut zu kochen.
„Was zur Hölle hast du da versucht?!“ knurrte er sie an. Auch er atmete schwer und langsam dämmerte ihr, dass sie ihn versehentlich in ihre kleine Übung involviert hatte, irgendwie sein Energiefeld berührt hatte. Mist! Nur … warum hatte er das gemerkt? Es war ja nicht so, dass sie dicht voreinander gestanden hatten, so wie das letzte Mal, als sie seine Energie erfühlt hatte. Und sie hatte ja auch dieses Mal nicht direkt nach ihm getastet, hatte nur den anderen Stein gefühlt und sich diesem nähern wollen. War er durch den Kontakt zu Nadir, bereits dazu in der Lage, das Nutzen magischer Energien zu fühlen, das sich nicht direkt auf ihn bezog?
„Ich … ich …“, begann sie, konnte den Satz aber nicht zu Ende führen, weil ihr auf die Schnelle
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