Falco Die Biografie
nicht klappen wollte und er auch die Hoffnung aufgegeben hatte, im US-Film Karriere zu machen, spekulierte er mit alten Wiener Verbindungen. Carl Spiehs, sein früherer Produzent, in dessen Klamaukfilm »Geld oder Leber« er bereits 1986 mit von der Partie gewesen war, drehte in der Dominikanischen Republik die deutsche TV-Serie »Klinik unter Palmen«, und FALCO, der mit dem Regisseur und Produktionsleiter Otto Retzer seit vielen Jahren eng befreundet war, überlegte, einen Part in der Serie, die praktisch vor seiner Haustür gedreht wurde, zu übernehmen. Abgesehen von der Aussicht, dem trüben Herbstwetter in Wien zu entfliehen, lockte FALCO die Möglichkeit, die auf die lange Bank geschobene Schauspielerkarriere zu starten. Man drehte in den Hacienda Resorts bei Puerto Plata. Die ganze Crew würde für drei Monate in den Resorts leben und arbeiten. Für einige hunderttausend Mark hatte man sogar unmittelbar am Strand eine Klinik gebaut, die den Rahmen für den TV-Film abgeben sollte. FALCO hatte das Angebot, einen Hafenarzt zu spielen. Er sollte, hieß es zuerst, den Dr. Hendrik Willing darstellen, der gewaltige Alkoholprobleme hat, weil ihm die Ehefrau davongelaufen war. FALCO sarkastisch in einem Interview: »Völlig abwegig, dass man gerade mir so eine Rolle gibt.« Dann redete man davon, FALCO würde die Rolle des Kommissars Rosario übernehmen, der dem Hafenarzt, den nun Harald Juhnke spielte, den Führerschein abnimmt. Das ganze Projekt war auf rund zehn Millionen Mark budgetiert. Mit der Zeit mehrten sich die Gerüchte, dass der Mitproduzent, die deutsche ARD, Einwände gegen FALCO habe, weil sein Ruf in Deutschland damals nicht gerade glänzend war. Am Ende spielte er in der Serie nicht mit. »Ich habe abgesagt. Als Arzt neben dem Klausjürgen Wussow vor der Kamera zu stehen, das hätte mich gereizt. Ich kann zwar nur mich selbst spielen, aber das recht ordentlich. Doch meine Rolle schrumpfte immer mehr und mehr und da hab ich gesagt, lassen wir es lieber – und ich schreibe euch die Filmmusik.« Doch auch dieser Deal klappte nicht, obwohl FALCO schon eine Menge Arbeit investiert hatte. Er stellte sich als Leitmotiv für die drei Folgen typischen heißen Karibiksound vor. Am Ende bekam aber ein anderer den Auftrag.
Mittlerweile hatte er sich auf der karibischen Insel schon ganz gut eingelebt. Seine Besuche in Österreich wurden immer seltener. Einmal, am 14. April 1996, stand er noch bei einem Konzert seiner alten Band Spinning Wheel mit den Musikern aus seinen Anfangsjahren auf der Bühne. Die Band-Reunion war für das »Go-Go-Set«-Clubbing im Wiener Palais Eschenbach geplant worden. Auch Wolfgang Staribacher, der Bruder des kurzzeitigen österreichischen Finanzministers Andreas Staribacher, war mit auf der Bühne, wie auch Peter Viehweger, der inzwischen eine erfolgreiche Karriere als Musikproduzent eingeschlagen hatte. FALCO war natürlich der Star. Vor dem Konzert freute er sich: »Eine tolle Geschichte, ich werde Robert-Palmer-Titel ebenso singen wie Toto- und Earth, Wind & Fire-Songs.«
Im August flog er nach Köln, um die größte Popmesse der Welt, die »Popkomm«, zu besuchen. Er traf dabei auch die Manager seiner Plattenfirma, die in Köln ihren Sitz hat, und besprach das weitere Vorgehen in Sachen Album-Veröffentlichung. Das Gespräch verlief weniger erfreulich als die Aufgabe, die er am Abend übernommen hatte: Bei der Party anlässlich der Überreichung der VIVA-Awards war FALCO Ehrengast und übergab an den besten Newcomer den Preis. »Das hat was Gutes«, witzelte er damals, »denn wenn man diesen Preis überreicht, weiß man, aus dem Alter ist man endgültig draußen.«
Aber seine Perspektive richtete sich primär in die Karibik. Im November 1996 brach er seine Zelte in Österreich auch offiziell ab. »Ich werde bald 40, ich habe die Möglichkeit, mein Leben einfach zu verlagern. Ich bin ungebunden, ich habe keine Firma und keine Familie. Und 95 Prozent meines Einkommens habe ich ohnedies im Ausland verdient.«
Auch in der Dominikanischen Republik nahm die Musik für Hans Hölzel einen immer größeren Stellenwert ein. Überall in seinem Bungalow lagen Gitarren herum, mit denen er arbeitete. Er war mehr und mehr vom Talent der karibischen Musiker fasziniert, wenngleich ihn deren Unzuverlässigkeit öfter ärgerte. Über einen Gitarristen sagte der gelernte Bassgitarrist FALCO einem Bekannten: »Der Mann hat mörderische Fähigkeiten, aber er ist leider nicht ganz dicht, er ist wie
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