Falco Die Biografie
ganzen Tag.«
Am Donnerstag, ziemlich genau 24 Stunden vor seinem Tod, rief er noch einmal bei Marie-Louise Heindel an und lud sie und ihren Mann zu seinem Geburtstagsfest in die Karibik ein. »Bei uns war es beruflich unmöglich, so kurz nach unserem Afrika-Urlaub wieder wegzufliegen, und das sagte ich ihm. Hans wollte im März nach Europa kommen, um die Endfertigung seiner Platte zu überwachen, und wir vereinbarten, dass mein Mann und ich ihn danach in der Dominikanischen Republik besuchen würden. Er war wirklich voller Zukunftspläne. Er wollte bis zu Ostern ein neues Appartement eingerichtet haben.« An diesem Donnerstag, dem 5. Februar 1998, sprach Hans Hölzel gegen 17.30 Uhr mitteleuropäischer Zeit rund 45 Minuten lang mit Marie-Louise Heindel. Er erzählte ihr, dass er noch gewisse Zweifel habe, ob die Abfolge der Songs auf seiner neuen Platte richtig ausgewählt sei. »Den ganzen Tag höre ich mir die Kassette an«, erzählte er. Marie-Louise Heindel: »Ich sagte zu ihm, wenn du sie anhörst, fahr bitte nicht mit dem Walkman im Auto. Früher hat er immer beim Fahren die Kopfhörer aufgesetzt und den Walkman ganz laut aufgedreht. Er versprach mir, beim Fahren aufzupassen.«
Viele, die FALCO gut kannten, hatten Angst, es könnte ihm ein Autounfall passieren. Caroline Perron saß einmal in Wien neben ihm im Auto, als er einen Bus übersah, der sie beinahe rammte. Auch Maria Hölzel hatte Sorgen, Hans könnte etwas mit dem Wagen zustoßen.
7
Fest steht: Niemand war in der letzten Stunde seines Lebens an der Seite von Hans Hölzel. Er war allein. Und so können über die Motive und Geschehnisse jener tragischen Momente nur Vermutungen angestellt werden. So üppig diese Spekulationen auch wuchern mögen, es ist zu befürchten, dass die ganze Wahrheit um den tödlichen Unfall niemals vollends geklärt werden kann. Mit jedem Tag, der vergeht, verwischen sich Spuren und Erinnerungen oder verklären sich ganz banale Augenblicke und werden zu hellsichtigen Prophezeiungen.
Zeugen geben an, FALCO habe in der Nacht vor seinem Tod die Bar Principe besucht. Im Morgengrauen kam er in seine Villa im Hacienda Resort zurück. Um 12 Uhr hatte er einen Termin mit seinem Spanischlehrer Carlos Gutierrez. Gutierrez will bei FALCO zu diesem Zeitpunkt keine außergewöhnlichen Zeichen bemerkt haben. Er wirkte laut Gutierrez weder betrunken noch von Drogen benebelt. Gegen 14 Uhr Ortszeit fuhren Hans Hölzel und Gutierrez im Mitsubishi Pajero nach Puerto Plata, etwa 19 Kilometer vom Resort entfernt. Etwa um 15 Uhr verabschiedete sich Carlos Gutierrez nach eigenen Angaben von Hölzel, um mit dem öffentlichen Bus nach Sousua weiterzufahren.
An diesem Tag muss Hans Hölzel noch einmal versucht haben, Andrea in Wien telefonisch zu erreichen. »Ich war nicht daheim. Meine Mutter hat mit ihm gesprochen.«
Seinem Spanischlehrer Gutierrez erzählte FALCO, er habe in Puerto Plata eine Verabredung mit einem Immobilienmakler. Das Magazin News in seiner Ausgabe vom 12. März 1998: »Der Obduktionsbericht bestärkt nun den Verdacht, dass FALCO in Puerto Plata keine Immobilien besichtigt, dafür aber Rauschgift gekauft haben dürfte.«
Drei Wochen nach dem Tod von FALCO kursierten Papiere eines toxikologischen Gutachtens in der Dominikanischen Republik, die von einem extrem hohen Anteil von Alkohol, Kokain und Marihuana im Leichnam von Hans Hölzel berichteten. So soll er 1,5 Promille Alkohol im Blut gehabt haben. Ob das tatsächlich so war oder ganz anders bleibt für den Nimbus von FALCO letztlich unerheblich. Die Popkultur orientiert sich nicht an bürgerlichen Werten, und er hat nie ein Geheimnis aus seinen Exzessen gemacht.
Es regnete stark, als Hans Hölzel gegen halb vier Uhr nachmittags Ortszeit mit seinem Pajero entlang der Flughafenstraße zum Parkplatz der Turist Disco fuhr. Zu diesem Zeitpunkt war die Disco ziemlich leer. Die Kellnerin Maribel Baldez ist die Letzte, die Hans Hölzel lebend gesehen hat. Es gibt von ihr mehrere Versionen der Geschehnisse. Einmal sprach sie angeblich davon, dass der Popstar betrunken in das Lokal gekommen sei und Schnaps verlangt habe. Sie habe sich jedoch geweigert, dem offenbar Alkoholisierten etwas auszuschenken. Später dementierte sie diese Version und berichtete, Hans Hölzel sei mit seinem Pajero etwa bis 16.40 Uhr auf dem leeren Parkplatz vor der Turist Disco gestanden. Sie habe beobachtet, sagte sie, wie er mit bloßem Oberkörper, verschwitzt und beinahe unbeweglich, im Auto
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