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Falken: Roman (German Edition)

Falken: Roman (German Edition)

Titel: Falken: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Mantel
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der König den Brief von Jane zurückbekommt, hört er sich genau an, was der Bote zu berichten hat, und sein Gesicht hellt sich auf. »Ich begreife, dass es falsch war, ihn zu schicken. Cromwell hier hat von ihrer Unschuld und Tugend gesprochen, und das mit gutem Grund, wie es scheint. Von Stund an will ich nichts mehr tun, was ihre Ehre beleidigen könnte. Tatsächlich werde ich nur noch in Anwesenheit eines Familienmitglieds mit ihr reden.«
    Wenn Edward Seymours Frau mit an den Hof käme, wären sie schon zu dritt, und der König könnte mit ihnen zu Abend essen, ohne Janes Sittsamkeit zu beleidigen. Vielleicht sollte Edward eine Suite im Palast beziehen? Meine Zimmer in Greenwich, erinnert er Henry, die direkt an Ihre grenzen: Was, wenn ich sie frei machte und die Seymours zögen in sie ein? Henry strahlt ihn an.
    Er hat die Brüder Seymour seit seinem Besuch in Wolf Hall intensiv studiert. Er wird mit ihnen arbeiten müssen. Henrys Frauen bringen Familien mit, er findet seine Bräute nicht im Wald unter einem Blatt versteckt. Edward ist ernst, gemessen und doch bereit, seine Gedanken mit dir zu teilen. Tom ist verschlossen, denkt er, verschlossen und verschlagen, und sein Verstand arbeitet heftig hinter der vorgeführten Bonhomie. Aber vielleicht ist es nicht der schärfste Verstand. Tom Seymour wird mir keine Schwierigkeiten machen, denkt er, und Edward ziehe ich auf meine Seite. Seine Gedanken eilen voraus zu der Zeit, da der König seinen Wunsch ausspricht. Gregory und der kaiserliche Botschafter haben gemeinsam einen Weg vorgeschlagen. »Wenn er zwanzig Jahre mit seiner wahren Frau aufkündigen kann«, sagt Chapuys zu ihm, »dann, bin ich sicher, wird es Ihren Geist nicht überfordern, Wege zu finden, ihn von seiner Konkubine zu befreien. Von Beginn an hat niemand diese Ehe für rechtmäßig gehalten, nur die, die dazu angestellt sind, Ja zu sagen.«
    Er fragt sich, wer sich hinter diesem »niemand« des Botschafters verbirgt. Niemand am Hofe des Kaisers vielleicht, in England sind alle auf Henrys Ehe eingeschworen. Es ist nicht leicht, erklärt er seinem Neffen Richard, sie rechtmäßig aufzulösen, selbst wenn der König es befiehlt. Wir werden ein wenig warten, uns an niemanden wenden: Wir lassen sie zu uns kommen.
    Er bittet darum, dass jemand eine Aufstellung mit allen Zuwendungen an die Boleyns seit 1524 macht. »Die hätte ich gern in der Tasche, falls der König danach verlangt.«
    Er denkt nicht daran, ihnen etwas wegzunehmen. Eher schon daran, ihren Besitz noch zu vergrößern. Sie mit Ehren zu überhäufen. Über ihre Witze zu lachen.
    Obwohl du vorsichtig sein musst, worüber du lachst. Master Sexton, der Narr des Königs, hat sich über Anne lustig gemacht und sie liederlich genannt. Er dachte, er besäße einen Freibrief für derlei Dinge, doch Henry stampfte durch den Raum, verpasste ihm eins in den Leib, schlug ihm den Kopf gegen die Holzvertäfelung und verbannte ihn vom Hof. Es heißt, Nicholas Carew habe dem Mann Unterschlupf gewährt, aus Mitleid.
    Anthony ist betrübt, was Sexton betrifft. Ein Narr hört nicht gern vom Untergang eines anderen, besonders, sagt Anthony, wenn dessen einziger Fehler sein Weitblick ist. Oh, sagt er, Cromwell, du hörst auf den Tratsch aus der Küche, doch der Narr sagt: »Henry wirft die Wahrheit hinaus und mit ihr Master Sexton. Nur hat die Wahrheit dieser Tage die Angewohnheit, unter den verriegelten Türen durchzukriechen und die Kamine hinunter. Eines Tages wird er nachgeben und sie einladen, sich neben den Herd zu stellen.«
    William Fitzwilliam kommt ins Rolls House und setzt sich zu ihm. »Wie geht’s mit der Königin, Crumb? Sind Sie noch beste Freunde, obwohl Sie mit den Seymours dinieren?«
    Er lächelt.
    Fitzwilliam springt auf und reißt die Tür auf, um sicherzugehen, dass keiner lauscht, setzt sich wieder und fährt fort. »Drehen Sie Ihre Gedanken zurück. Zum Werben um die Königin, zur Hochzeit. Wie sah der König da aus, in den Augen erwachsener Männer? Wie jemand, der nur am eigenen Vergnügen interessiert war. Wie ein Kind, heißt das. So leidenschaftlich zu sein, so vernarrt in eine Frau, die letztlich wie alle Frauen gemacht war – jemand meinte, das sei nicht männlich.«
    »Wirklich? Nun, das erschreckt mich. Wir dürfen nicht zulassen, dass von Henry gesagt wird, er sei kein Mann.«
    »Ein Mann«, Fitzwilliam betont das Wort, »ein Mann sollte seine Gelüste unter Kontrolle haben. Henry zeigt große Willenskraft, aber wenig

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