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Falken: Roman (German Edition)

Falken: Roman (German Edition)

Titel: Falken: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Mantel
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wenn auch natürlich nicht zu deutlich, dass ihn Henry, sollte Mary fliehen, dafür verantwortlich machen könnte und sich kaum an seinem Status als Diplomat stören würde. Zumindest würde er dann Henrys Stiefel zu spüren bekommen, wie Sexton, der Narr. Vielleicht sähe er aber auch seine Heimat nie wieder.
    Francis Bryan hält die Seymours in Wolf Hall über die Ereignisse am Hof auf dem Laufenden. Fitzwilliam und Carew sprechen mit dem Marquis von Exeter und Gertrude, seiner Frau. Gertrude spricht beim Abendessen mit dem kaiserlichen Botschafter und mit den Poles, die sich immer noch, soweit sie sich trauen, Papisten nennen und während der letzten vier Jahre am Rand des Hochverrats entlanggeschlittert sind. Niemand spricht mit dem französischen Botschafter. Aber alle sprechen mit ihm, Thomas Cromwell.
    Zusammengefasst ist das die Frage, die ihm seine neuen Freunde stellen: Wenn Henry seine erste Frau aufs Altenteil schicken konnte, die eine Tochter Spaniens war, kann er dann nicht auch die boleynsche Tochter ablösen und in einem Haus auf dem Land unterbringen, nachdem er Fehler in den Heiratsdokumenten gefunden hat? Katherine nach zwanzig Ehejahren davonzuschicken, hat ganz Europa beleidigt. Die Ehe mit Anne wird nur in seinem eigenen Reich anerkannt, sonst nirgends, und hat gerade einmal drei Jahre gehalten. Er könnte sie annullieren. Als eine Torheit. Schließlich hat er seine eigene Kirche und seinen eigenen Erzbischof.
    In seinem Kopf übt er eine Bitte ein: »Sir Nicholas? Sir William? Möchten Sie zum Essen in mein bescheidenes Haus kommen?«
    Er will sie nicht wirklich einladen. Die Königin würde es bald erfahren. Ein kodierter Blick genügt, ein Nicken, ein Blinzeln. Aber wieder deckt er in seiner Vorstellung den Tisch.
    Norfolk wird am Kopf der Tafel platziert. Es folgen Montague und seine geheiligte Mutter. Courtenay und seine verwünschte Frau. Neben sie kommt unser Freund Monsieur Chapuys. »Oh, verflixt«, schmollt Norfolk, »müssen wir jetzt Französisch sprechen?«
    »Ich werde übersetzen«, bietet er sich an. Aber wer klappert da herein? Es ist Herzog Spülschüssel. »Willkommen, Mylord Suffolk«, sagt er. »Setzen Sie sich und passen Sie auf, dass keine Krümel in Ihrem herrlichen Bart hängenbleiben.«
    »Wenn es denn Krümel gäbe.« Norfolk ist hungrig.
    Margaret Pole spießt ihn mit eisigem Blick auf. »Sie haben den Tisch gedeckt, Sie haben uns allen Plätze gegeben, aber keine Tischwäsche.«
    »Ich entschuldige mich.« Er ruft nach einem Bediensteten. »Sie sollen sich doch Ihre Hände nicht schmutzig machen.«
    Margaret schüttelt ihre Serviette aus. Darauf gedruckt ist das Gesicht der toten Katherine zu sehen.
    Ein Schrei dringt von draußen herein, aus Richtung der Speisekammer. Francis Bryan kommt in den Raum gestürzt, bereits eine Flasche voraus. »Zeitvertreib in guter Gesellschaft …« Er kracht auf seinen Platz.
    Darauf nickt er, Cromwell, seinen Hausdienern zu. Zusätzliche Hocker werden geholt. »Schiebt sie dazu«, sagt er.
    Carew und Fitzwilliam kommen herein. Sie nehmen ohne ein Lächeln oder Nicken Platz. Sie sind hier, um sich die Bäuche vollzustopfen, und halten die Messer bereits in Händen.
    Er sieht sich unter seinen Gästen um. Alle sind so weit. Ein lateinisches Gebet. Er selbst hätte ein englisches vorgezogen, aber er will seinen Gästen entsprechen. Die sich demonstrativ bekreuzigen, auf papistische Weise. Die ihn erwartungsvoll ansehen.
    Er ruft nach Bedienung. Die Tür schlägt auf. Schwitzende Männer hieven Platten auf den Tisch. Das Fleisch ist frisch, ja, noch nicht einmal geschlachtet.
    Das ist ein kleinerer Bruch der Etikette. Die Gesellschaft muss dasitzen und sich das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen.
    Die Boleyns liegen vor ihm, um tranchiert zu werden.
    Jetzt, da Rafe in den Gemächern des Königs arbeitet, lernt er den Musiker Mark Smeaton näher kennen, der ebenfalls unter die Kammerjunker befördert wurde. Als Mark das erste Mal an der Tür des Kardinals auftauchte, trug er geflickte Stiefel und ein Wams aus Drillich, das einmal einem weit größeren Mann gehört hatte. Der Kardinal kleidete ihn in Kammgarn, und jetzt im Hofstaat trägt er Damast, sitzt auf einem edlen Wallach mit einem Sattel aus spanischem Leder und hält die Zügel in goldgesäumten Handschuhen. Woher kommt all das Geld? Anne ist unverantwortlich freigiebig, sagt Rafe. Das Gerücht geht, dass sie Francis Weston ein beachtliches Sümmchen gegeben hat, damit er

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