Falken: Roman (German Edition)
dass Sie das auch wollen.«
»Wir?«
Carew sieht zu ihm auf, unter buschigen Brauen her. Wie ein Mann, der seinen einzigen Armbrustpfeil verschossen hat, muss er sich nun über schwieriges Terrain bewegen, Freund und Feind ausspähen oder sich einen Platz für die Nacht suchen. Schwerfällig erläutert er: »Meine Freunde in dieser Sache machen ein Gutteil der alten Nobilität dieser Nation aus, ihrer ehrbaren Familien und …« Er sieht Cromwells Gesicht und spricht schnell weiter. »Ich spreche von denen nahe beim Thron, aus der Linie des alten König Edward. Lord Exeter, der Familie Courtenay. Ebenso von Lord Montague und seinem Bruder Geoffrey Pole. Lady Margaret Pole war, wie Sie wissen, die Gouvernante von Prinzessin Mary.«
Er kehrt den Blick zum Himmel. »Lady Mary.«
»Wenn es denn sein muss. Wir nennen sie die Prinzessin.«
Er nickt. »Das soll uns nicht davon abhalten, über sie zu reden.«
»Die ich gerade genannt habe«, sagt Carew, »sind die Hauptpersonen, für die ich spreche. Aber wie Ihnen bewusst sein dürfte, würde der Großteil Englands frohlocken, Henry von ihr befreit zu sehen.«
»Ich glaube nicht, dass der Großteil Englands im Bilde und es ihm wichtig ist.« Carew meint – das weiß er – den Großteil seines Englands, des Englands des alten Blutes. Kein anderes Land existiert für Sir Nicholas.
Er sagt: »Ich nehme an, Exeters Frau Gertrude ist in dieser Sache aktiv.«
»Sie hat«, Carew beugt sich vor, um etwas sehr Geheimes mitzuteilen, »Kontakt zu Mary.«
»Ich weiß«, seufzt er.
»Sie lesen ihre Briefe?«
»Ich lese alle Briefe.« Deine eingeschlossen. »Aber hören Sie«, sagt er. »Das riecht nach einer Intrige gegen den König selbst. Oder etwa nicht?«
»Keineswegs. Seine Gnaden stehen im Mittelpunkt des Ganzen.«
Er nickt. Begriffen. »Und? Was erwarten Sie von mir?«
»Wir erwarten, dass Sie sich uns anschließen. Wir sind einverstanden damit, Seymours Mädchen die Krone aufzusetzen. Die junge Frau ist meine Verwandte, und sie ist bekannt dafür, die wahre Religion zu bevorzugen. Wir glauben, dass sie Henry nach Rom zurückbringen wird.«
»Was mir sehr am Herzen liegt«, murmelt er.
Sir Nicholas beugt sich vor. »Das ist unser Problem, Cromwell. Sie sind Lutheraner.«
Er, Cromwell, legt die Hand auf seine Jacke: in Höhe seines Herzens. »Nein, Sir, ich bin Bankier. Luther verdammt die, die Geld gegen Zinsen verleihen. Ist es da wahrscheinlich, dass ich mich auf seine Seite schlage?«
Sir Nicholas lacht herzlich. »Das wusste ich nicht. Wo wären wir ohne Cromwell, der uns Geld leiht?«
Er fragt: »Was soll aus Anne Boleyn werden?«
»Ich weiß nicht. Ins Kloster?«
So ist der Handel beschlossen und besiegelt: Er, Cromwell, wird den alten Familien helfen, den wahrhaft gläubigen, und hinterher, unter neuem Regime, werden sie sich seiner Dienste erinnern: Sein Eifer für die Sache könnte sie die Blasphemien der letzten drei Jahre vergessen lassen, die andernfalls nach angemessener Bestrafung verlangen würden.
»Nur eine Sache, Cromwell.« Carew steht auf. »Lassen Sie mich das nächste Mal nicht wieder warten. Es steht einem Mann Ihres Schlages nicht zu, einen Mann meines Schlages im Vorzimmer auf und ab gehen zu lassen.«
»Ach, Sie waren das?« Obwohl Carew den ausgepolsterten Satin des Höflings trägt, stellte er, Cromwell, ihn sich immer in glänzender Rüstung vor: nicht einer fürs Schlachtfeld, sondern einer, wie man sie in Italien kauft, um seine Freunde damit zu beeindrucken. Darin würde das Auf-und-ab-Gehen gehörigen Lärm machen: ein Scheppern und Klirren. Er sieht auf. »Ich wollte Sie nicht kränken, Sir Nicholas. Von jetzt an werden wir gemeinsam voranstürmen. Betrachten Sie mich als zu Ihrer Rechten reitend, bereit zum Gefecht.«
Das ist die Art Bombast, die Carew versteht.
Jetzt spricht Fitzwilliam mit Carew. Carew spricht mit seiner Frau, die Francis Bryans Schwester ist. Seine Frau spricht mit Mary oder schreibt ihr wenigstens, um sie wissen zu lassen, dass sich ihre Aussichten von Stunde zu Stunde bessern. Dass La Ana ersetzt werden könnte. So wird Mary auf jeden Fall eine Weile ruhig bleiben. Er will nicht, dass sie auf die Gerüchte hört, Anne zettele neue Feindseligkeiten an. Sie könnte in Panik geraten und zu fliehen versuchen. Es heißt, dass sie verschiedene absurde Pläne hat, zum Beispiel, die Boleyn-Frauen um sie herum zu narkotisieren und sich bei Nacht und Nebel aus dem Staub zu machen. Er hat Chapuys gewarnt,
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