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Falken: Roman (German Edition)

Falken: Roman (German Edition)

Titel: Falken: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Mantel
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Weisheit. Das schadet ihm. Sie schadet ihm. Und der Schaden wird größer.«
    Es scheint, dass er sie nicht beim Namen nennen will, Anna Bolena, La Ana, die Konkubine. Wenn sie dem König also Schaden zufügt, wäre es dann die Tat eines guten Engländers, sie zu entfernen? Der Gedanke hängt unausgesprochen zwischen ihnen in der Luft. Es ist Hochverrat, natürlich, gegen die Königin und ihre Erben zu reden, ein Verrat, von dem allein der König ausgenommen ist, weil er seine eigenen Interessen nicht verletzen kann. Er erinnert Fitzwilliam daran, fügt hinzu: Lassen Sie sich zu nichts hinreißen, selbst wenn Henry gegen sie spricht.
    »Aber was erwarten wir von einer Königin?«, fragt Fitzwilliam. »Sie sollte alle Tugenden einer gewöhnlichen Frau haben, nur in einem höheren Maße. Sie muss anständiger, bescheidener, diskreter und gehorsamer als alle anderen sein: um als Beispiel zu gelten. Und es gibt Leute, die sich fragen: Ist Anne Boleyn in irgendeiner Weise so?«
    Er sieht den Master Kämmerer an: Fahren Sie fort.
    »Ich denke, ich kann offen zu Ihnen sein, Cromwell«, sagt Fitz, und er ist es (nachdem er die Tür noch einmal überprüft hat): »Eine Königin sollte milde und mitfühlend sein. Sie sollte den König gnädig stimmen und ihn nicht zu Härte treiben.«
    »Denken Sie an einen besonderen Fall?«
    Fitz war als junger Mann in Wolseys Haushalt. Niemand weiß, welche Rolle Anne beim Fall des Kardinals gespielt hat. Sie hielt die Hand im Ärmel versteckt. Wolsey wusste, dass er von ihr keine Gnade zu erhoffen hatte, und so war es auch. Aber Fitz scheint nicht an den Kardinal zu denken. Er sagt: »Ich war kein Anhänger Thomas Mores. Er war nicht so geschickt in Staatsdingen, wie er dachte. Er glaubte, den König umstimmen zu können, er glaubte, Henry sei noch der nette junge Prinz, den er bei der Hand nehmen könne. Aber Henry ist der König, und ihm ist zu gehorchen.«
    »Ja, und?«
    »Ich wünschte, More hätte anders enden können. Einen Gelehrten, einen Mann, der immerhin Lordkanzler war, so hinaus in den Regen zu zerren und ihm den Kopf abzuschlagen …«
    Er sagt: »Wissen Sie, manchmal vergesse ich, dass er nicht mehr da ist. Ich höre etwas und denke, was wird More dazu sagen?«
    Fitz hebt den Blick. »Aber Sie reden nicht mit ihm, oder?«
    Er lacht. »Ich bitte ihn nicht um Rat.« Obwohl ich den Kardinal natürlich befrage: in der Abgeschiedenheit meiner wenigen Stunden Schlaf.
    Fitz sagt: »Thomas More hat es sich mit Anne verscherzt, als er nicht zur Krönung kam. Sie hätte ihn schon ein Jahr früher in den Tod geschickt, hätte sie ihm etwas nachweisen können.«
    »More war ein schlauer Anwalt. Neben anderem.«
    »Prinzessin Mary – Lady Mary, sollte ich sagen – ist keine Anwältin. Sie ist eine Frau ohne Freunde.«
    »Oh, ich sollte doch meinen, dass ihr Cousin, der Kaiser, als ihr Freund gilt, wenn er auch nicht ohne Interessen ist. Und es ist sehr gut, ihn als Freund zu haben.«
    Fitz wirkt gereizt. »Der Kaiser ist ein großes Idol, in einem anderen Land. Lady Mary braucht Tag für Tag Beistand. Sie braucht jemanden, der näher bei ihr ist und ihre Interessen vorantreibt. Hören Sie schon auf, Crumb, tanzen Sie nicht um den heißen Brei herum.«
    »Mary muss einfach nur weiteratmen«, sagt er. »Mir wird nicht oft vorgeworfen zu tanzen.«
    Fitzwilliam steht auf. »Also dann. Dem Weisen genügt ein Wort.«
    Das Gefühl ist, dass etwas nicht stimmt mit England und in Ordnung gebracht werden muss. Es sind nicht die Gesetze und auch nicht die Gewohnheiten. Es ist etwas Tieferes.
    Fitzwilliam verlässt den Raum und kommt noch einmal zurück. Sagt unvermittelt: »Wenn die Tochter vom alten Seymour die Nächste ist, wird es einige Eifersucht unter denen geben, die denken, ihr eigenes Adelshaus sollte vorgezogen werden. Aber schließlich sind die Seymours eine alte Familie, und er sollte mit ihr diese Probleme nicht haben. Ich meine, dass ihr die Männer hinterherlaufen wie Hunde einer … nun … Sehen Sie sie nur an, Seymours kleines Mädchen, und Sie wissen, dass ihr nie einer die Röcke hochgeschoben hat.« Diesmal geht er wirklich. Aber vorher salutiert er noch spöttisch mit Blick auf seinen, Cromwells, Hut.
    Sir Nicholas Carew kommt zu ihm, bis in die Spitzen seines Bartes verschwörerisch. Halb rechnet er damit, dass ihm der Ritter zuzwinkert, als er sich setzt.
    Als sie zum Punkt kommen, ist Carew überraschend offen. »Wir wollen die Konkubine loswerden, und wir wissen,

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