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Falken: Roman (German Edition)

Falken: Roman (German Edition)

Titel: Falken: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Mantel
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Hände spann sie Schlingen. Ihre Finger flogen so schnell, dass er nicht erkennen konnte, was genau sie da tat. »Langsamer«, sagte er, »damit ich sehen kann, wie du es machst«, aber sie lachte und sagte: »Ich kann es nicht langsamer. Wenn ich innehielte, um zu überlegen, wie ich es mache, würde ich es nicht mehr können.«

II
    Meister der Phantome
    London, April   –   Mai 1536
    »Kommen Sie und setzen Sie sich eine Weile zu mir.«
    »Warum?« Lady Worcester ist argwöhnisch.
    »Weil ich Gebäck habe.«
    Sie lächelt. »Ich bin gierig.«
    »Ich habe sogar einen Kellner, um es zu servieren.«
    Sie wirft einen Blick zu Christophe hinüber. »Der Junge ist ein Kellner?«
    »Christophe, zuerst braucht Lady Worcester ein Kissen.«
    Das Kissen ist dick und voller Daunen und mit einem Muster aus Falken und Blumen bestickt. Sie nimmt es in die Hände, streicht gedankenverloren darüber, schiebt es hinter sich und lehnt sich dagegen. »Oh, das ist besser.« Sie lächelt und legt eine ruhige Hand auf ihren schwangeren Bauch, wie eine Madonna auf einem Gemälde. Er hält in diesem kleinen Raum die Sitzung eines Untersuchungsgerichts ab. Durch das Fenster weht milde Frühlingsluft herein. Es ist ihm egal, wer zu ihm kommt und dabei gesehen wird. Wer würde keine Zeit mit einem Mann verbringen wollen, der Gebäck anzubieten hat? Und der Master Sekretär ist immer angenehm und nützlich. »Christophe, gib Mylady eine Serviette, gehe hinaus und setze dich zehn Minuten in die Sonne. Schließe die Tür hinter dir.«
    Lady Worcester – Elizabeth – sieht zu, wie sich die Tür schließt, dann beugt sie sich vor und flüstert: »Master Sekretär, ich bin in solchen Schwierigkeiten.«
    »Und das« – er deutet auf ihren Leib – »kann nicht leicht sein. Ist die Königin eifersüchtig auf Ihren Zustand?«
    »Nun, sie will mich immer nahe bei sich haben, was nicht nötig wäre. Jeden Tag fragt sie mich, wie es mir geht. Ich könnte keine geneigtere Mistress haben.« Aber ihr Gesicht zeigt Zweifel. »In mancher Hinsicht wäre es besser, wenn ich zurück nach Hause aufs Land ginge. Hier bei Hofe zeigen alle mit dem Finger auf mich.«
    »Glauben Sie, es war die Königin selbst, die mit dem Gerede über Sie angefangen hat?«
    »Wer sonst?«
    Am Hof geht das Gerücht, dass Lady Worcesters Baby nicht vom Earl ist. Vielleicht wurde es aus Niedertracht in die Welt gesetzt, vielleicht wollte jemand einen Witz machen oder hatte einfach nur Langeweile. Auf jeden Fall kam ihr vornehmer Bruder, der Höfling Anthony Brown, in ihr Zimmer gestürzt, um ihr eine Lektion zu erteilen: »Ich habe ihm gesagt«, schimpft sie, »gehe nicht auf mich los. Warum auf mich?« Als teilte es ihre Entrüstung, erzittert das Quarktörtchen, das sie in der Hand hält, in seiner Teigschale.
    Er zieht die Brauen zusammen. »Lassen Sie uns einen Schritt weiter zurückgehen. Ist Ihre Familie böse auf Sie, weil die Leute über Sie reden oder weil an dem, was Sie sagen, etwas Wahres ist?«
    Lady Worcester betupft sich die Lippen. »Glauben Sie, ich gestehe Ihnen hier etwas, bloß weil Sie mich mit Kuchen füttern?«
    »Lassen Sie mich es Ihnen leichter machen. Ich würde Ihnen gern helfen, wenn ich kann. Hat Ihr Ehemann Grund, wütend zu sein?«
    »Oh, die Männer«, sagt sie. »Die sind immer wütend. Die sind so wütend, dass sie sich nicht mal mehr was an den Fingern abzählen können.«
    »Es könnte also das Kind des Earls sein?«
    »Wenn es ein kräftiger Junge wird, wage ich zu sagen, dass es seiner ist.« Der Kuchen lenkt sie ab: »Das weiße Stück dort, ist das Mandel-Sahne?«
    Lady Worcesters Bruder, Anthony Browne, ist Fitzwilliams Halbbruder. (All diese Leute sind miteinander verwandt. Zum Glück hat ihm der Kardinal eine Übersicht hinterlassen, die er auf den neuesten Stand bringt, wann immer es eine Heirat gibt.) Fitzwilliam, Browne und der gekränkte Earl haben sich hinter vorgehaltener Hand besprochen, und Fitzwilliam hat ihn, Cromwell, gefragt: Können Sie herausfinden, Crumb, denn ich bin sicher, ich kann es nicht, was zum Teufel unter den Hofdamen der Königin vorgeht?
    »Und dann sind da die Schulden«, sagt er zu ihr. »Sie sind in einer traurigen Lage, Mylady, Sie haben sich überall Geld geliehen. Was haben Sie gekauft? Ich weiß, es gibt nette junge Männer um den König herum, auch ziemlich geistreiche, immer in amouröser Stimmung und bereit, einer Lady einen Brief zu schreiben. Zahlen Sie dafür, dass man Ihnen

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