Falken: Roman (German Edition)
sie gern mit einem seiner Verwandten verheiraten und aus diesem Reich in seins holen.« Er presst die Lippen aufeinander. »Keinesfalls werde ich es dulden, dass sie das Land verlässt oder überhaupt irgendwo hingeht, solange sie sich mir gegenüber nicht so verhält, wie sie es sollte.«
Er, Cromwell, sagt: »Der Tod ihrer Mutter schmerzt sie noch. Ich habe keinen Zweifel, dass sie während der nächsten Wochen ihre Pflichten erkennen wird.«
»Wie angenehm, endlich auch etwas von Ihnen zu hören, Cromwell«, sagt der Monseigneur mit einem Grinsen. »Für gewöhnlich reden Sie als Erster und als Letzter und ständig zwischendurch, sodass wir bescheideneren Räte gezwungen sind, sotto voce zu kommunizieren, wenn überhaupt, und uns Nachrichten zuzuschieben. Dürfen wir fragen, ob diese neue Zurückhaltung Ihrerseits in irgendeiner Weise mit den gestrigen Ereignissen zu tun hat? Als Ihre Majestät, wenn ich mich recht erinnere, Ihre Zielsetzungen hinterfragte?«
»Ich danke Ihnen«, sagt der Lordkanzler tonlos. »Mylord Wiltshire.«
Der König sagt: »Mylords, es geht um meine Tochter. Es tut mir leid, Sie zurück zum Thema bringen zu müssen. Obwohl ich ganz und gar nicht sicher bin, dass wir hier im Rat über sie sprechen sollten.«
»Ich persönlich«, sagt Norfolk, »würde zu Mary reiten und sie einen Eid schwören lassen. Und wenn sie sich nicht mit der Hand auf dem Evangelium zum König und dem Kind meiner Nichte bekennen will, würde ich ihr den Kopf gegen die Wand schlagen, bis er so weich wäre wie ein Bratapfel.«
»Ich danke Ihnen nochmals«, sagt Audley, »Mylord Norfolk.«
»Jedenfalls«, sagt der König traurig, »haben wir nicht so viele Kinder, dass wir es uns leisten könnten, eines von ihnen zu verlieren. Ich würde mich lieber nicht von ihr trennen. Eines Tages wird sie mir eine gute Tochter sein.«
Die Boleyns lehnen sich zurück, lächeln, hören, dass der König sagt, er suche keine große ausländische Partie für Mary, sie sei nicht wichtig, ein Bastard, über den er aus reiner Barmherzigkeit nachdenke. Sie sind sehr zufrieden mit dem Triumph, der ihnen gestern durch den kaiserlichen Botschafter zuteil wurde, und zeigen ihren guten Geschmack, indem sie nicht damit angeben.
Als die Besprechung zu Ende ist, wird er, Cromwell, von den Räten bedrängt, die Boleyns ausgenommen, die in die andere Richtung verschwinden. Die Besprechung ist gut verlaufen: Er hat bekommen, was er wollte. Henry tritt erneut in Verhandlungen über einen Vertrag mit dem Kaiser ein: Warum wirkt er da so rastlos, so verbissen? Er stößt seine Kollegen zur Seite, wenn auch auf manierliche Weise. Er braucht frische Luft. Henry geht an ihm vorbei, bleibt stehen, dreht sich zu ihm hin und sagt: »Master Sekretär. Wollen Sie ein Stück mit mir gehen?«
Sie gehen. Schweigend. Es ist Sache des Fürsten, nicht des Ministers, das Thema zu setzen.
Er kann warten.
Henry sagt: »Wissen Sie, ich wünschte, wir würden tatsächlich eines Tages hinunter ins Weald reiten, wie wir gesagt haben, um mit den Eisenkochern zu sprechen.«
Er wartet.
»Ich habe verschiedene Zeichnungen bekommen, mathematische Zeichnungen und Hinweise, wie wir unsere Geschütze verbessern können, aber um die Wahrheit zu sagen, verstehe ich nicht so viel davon, wie Sie es sicher tun.«
Bescheidener, denkt er. Noch etwas bescheidener.
Henry sagt: »Sie waren im Weald und haben mit Köhlern gesprochen. Ich erinnere mich, wie Sie mir einmal erzählt haben, das seien sehr arme Männer.«
Er wartet. Henry sagt: »Man muss den Prozess von Grund auf kennen, denke ich, ob man Rüstungen oder Geschütze herstellt. Es hat keinen Sinn, ein Metall zu verlangen, das bestimmte Eigenschaften hat, ein bestimmtes Temperament, solange man nicht weiß, wie es gemacht wird und welchen Schwierigkeiten sich ein Eisenkocher dabei gegenübersehen mag. Nun, ich war nie zu stolz, um mich eine Stunde mit dem Fehdehandschuhmacher hinzusetzen, der meine rechte Hand bewehrt. Wir müssen, denke ich, jeden Stift und jede Niete studieren.«
Und? Ja?
Er lässt den König weiterstammeln.
»Und, nun ja. Sie sind meine rechte Hand, Sir.«
Er nickt. Sir. Wie rührend.
Henry sagt: »Also, nach Kent, ins Weald: Reiten wir? Soll ich eine Woche aussuchen? Zwei, drei Tage sollten reichen.«
Er lächelt. »Nicht in diesem Sommer, Sir. Sie werden anderes zu tun haben. Im Übrigen sind die Eisenkocher wie wir alle: Auch sie brauchen Ferien, müssen in der Sonne liegen. Äpfel
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