Falken: Roman (German Edition)
schmeichelt?«
»Nein. Für Komplimente.«
»Die sollten Sie umsonst bekommen.«
»Das sind galante Worte.« Sie leckt sich die Finger. »Aber Sie sind ein Mann von Welt, Master Sekretär, und Sie wissen, dass auch Sie, wenn Sie einer Frau ein Gedicht schrieben, eine Rechnung beilegen würden.«
Er lacht. »Das stimmt. Ich kenne den Wert meiner Zeit. Allerdings hätte ich nicht gedacht, dass Ihre Bewunderer so knickrig sind.«
»Sie haben so viel zu tun, diese jungen Männer!« Sie nimmt ein kandiertes Veilchen und knabbert daran. »Ich verstehe nicht, warum wir immer von gelangweilten jungen Männern reden, wo sie doch Tag und Nacht damit beschäftigt sind, ihren Aufstieg zu planen. Sie legen nicht wirklich eine Rechnung bei, aber Sie müssen ihnen einen hübschen Stein für ihren Hut kaufen. Oder ein paar vergoldete Knöpfe für einen Ärmel. Womöglich den Schneider bezahlen.«
Er denkt an Mark Smeaton in seinem Putz. »Zahlt die Königin auch auf diese Weise?«
»Wir sprechen von Mäzenatentum, nicht von Bezahlung.«
»Das werde ich beherzigen.« Himmel, denkt er, ein Mann könnte sich eine Hure halten und es »Mäzenatentum« nennen. Lady Worcester hat ein paar Rosinen auf den Tisch fallen lassen, und er verspürt das Bedürfnis, sie aufzusammeln und die Gute damit zu füttern. Wahrscheinlich hätte sie nichts dagegen. »Wenn die Königin also eine Mäzenin ist, betreibt sie ihr Mäzenatentum dann jemals … jemals auch ganz für sich?«
»Ganz für sich? Wie soll ich das wissen?«
Er nickt. Es ist wie beim Tennis, denkt er. Der Schlag war zu gut platziert. »Wie kleidet sie sich, als Mäzenin?«
»Ich selbst habe sie noch nicht nackt gesehen.«
»Sie glauben also nicht, mit diesen Schmeichlern, dass sie mit ihnen so weit geht?«
»Nicht, dass ich es gesehen oder davon gehört hätte.«
»Aber hinter verschlossenen Türen?«
»Türen sind oft verschlossen. Das ist ganz normal.«
»Wenn ich Sie bitten würde, das zu bezeugen, würden Sie das auch unter Eid wiederholen?«
Sie schnipst einen Spritzer Sahne weg. »Dass Türen oft verschlossen sind? So weit könnte ich gehen.«
»Und was wäre Ihre Gebühr dafür?« Er lächelt, sein Blick ruht auf ihrem Gesicht.
»Ich habe etwas Angst vor meinem Mann. Weil ich Geld geliehen habe. Er weiß es nicht, also wenn Sie bitte … Pssst!«
»Schicken Sie Ihre Gläubiger in meine Richtung. Und wenn Sie in Zukunft ein Kompliment brauchen, heben Sie es von der Cromwell-Bank ab. Wir kümmern uns um unsere Kunden und haben großzügige Bedingungen. Dafür sind wir bekannt.«
Sie legt ihre Serviette zur Seite und pflückt das letzte Primelblatt vom letzten Stück Käsekuchen. An der Tür dreht sie sich noch einmal um. Ihr ist ein Gedanke gekommen. Ihre Hand bündelt die Röcke. »Der König braucht einen Grund, um sie loszuwerden, oder? Und die verschlossenen Türen reichen aus? Ich würde ihr nicht schaden wollen.«
Sie begreift die Situation, wenigstens zum Teil. Caesars Frau muss ohne jeden Tadel sein. Schon der Verdacht würde sie erledigen, ein Krümel, ein Fetzen Wahrheit um so schneller. Ein Bettlaken mit einer Schneckenspur von Francis Weston oder sonst einem Sonettdichter ist nicht vonnöten. »Um sie loszuwerden«, sagt er. »Ja, möglicherweise. Es sei denn, die Gerüchte erweisen sich als Missverständnis. Wessen ich mir in Ihrem Fall sicher bin. Ich bin überzeugt, Ihr Mann wird sich zufriedengeben, wenn das Kind erst geboren ist.«
Ihr Gesicht klart auf. »Sie wollen also mit ihm sprechen, aber nicht über die Schulden? Und Sie sprechen auch mit meinem Bruder? Und William Fitzwilliam? Sagen Sie ihnen bitte, sie sollen mich in Ruhe lassen. Ich habe nichts getan, was andere Ladies nicht auch getan hätten.«
»Mistress Shelton?«, sagt er.
»Das wäre nichts Neues.«
»Mistress Seymour?«
»Das wäre tatsächlich etwas Neues.«
»Lady Rochford?«
Sie zögert. »Jane Rochford mag den Sport nicht.«
»Warum, ist Mylord Rochford untauglich?«
»Untauglich.« Sie scheint das Wort auf der Zunge zu schmecken. »Ich habe noch nicht gehört, dass sie es so beschrieben hätte.« Sie lächelt. »Aber sie hat es beschrieben.«
Christophe ist zurück. Sie segelt an ihm vorbei, eine Frau, der eine Last von den Schultern genommen wurde. »Nun sehen Sie sich das an«, sagt Christophe. »Sie hat die Blätter oben heruntergepflückt und den Rest liegen lassen.«
Christophe setzt sich, um sich den Rachen mit den Überbleibseln vollzustopfen. Er liebt
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