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Falken: Roman (German Edition)

Falken: Roman (German Edition)

Titel: Falken: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Mantel
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Mary Boleyn geredet und sich darauf geeinigt, dass sie das Hindernis abgeben müsse. Wenn der König auch so schuldig war wie alle, schließlich hatte er Bescheid gewusst, konnte er doch nicht rechtmäßig mit Anne verbunden werden, nachdem er mit ihrer Schwester geschlafen hatte? Ich nehme an, es war nicht ganz so offensichtlich, sagt Cranmer behutsam. Da war die Verwandtschaft, das ist klar, aber er hatte auch einen Dispens vom Papst, den er für wirksam hielt. Er wusste nicht, dass der Papst in einem so schwerwiegenden Fall keinen Dispens erteilen kann. Das stellte sich erst später heraus.
    Es ist alles höchst unbefriedigend. Der Herzog sagt plötzlich: »Sie alle wissen, sie ist eine Hexe. Und wenn sie ihn in die Ehe gehext hat …«
    »Ich denke nicht, dass der König das meint«, sagt er, Cromwell.
    »Oh, doch«, sagt der Herzog. »Ich dachte, deswegen sind wir hier. Wenn sie ihn verhext hat, ist die Ehe ungültig, so verstehe ich es.« Der Herzog lehnt sich mit verschränkten Armen zurück.
    Die Bevollmächtigten sehen sich an. Sampson sieht Cranmer an. Keiner hat einen Blick für den Herzog. Schließlich sagt Cranmer: »Wir müssen das nicht öffentlich machen. Wir können das Dekret herausgeben, die Begründung aber geheimhalten.«
    Allgemeines Ausatmen. Er sagt: »Ich nehme an, es ist ein Trost, dass wir uns nicht öffentlich auslachen lassen müssen.«
    Der Lordkanzler sagt: »Die Wahrheit ist so außerordentlich und wertvoll, dass sie manchmal unter Verschluss gehalten werden muss.«
    Der Herzog von Suffolk eilt zu seiner Barke und ruft, dass er endlich die Boleyns los ist.
    Das Ende der ersten Ehe des Königs schleppte sich hin, von allen verfolgt und überall in Europa diskutiert, nicht nur in den Fürstenräten, sondern auch auf den Marktplätzen. Das Ende seiner zweiten Ehe wird sich, so der Anstand gewahrt bleibt, schnell und fern aller Öffentlichkeit im Dunkeln vollziehen. Allerdings muss die Auflösung durch die City und Männer von Rang beglaubigt werden.
    Der Tower ist eine Stadt. Er ist ein Zeughaus, ein Palast, eine Münze. Arbeiter aller Art und zahlreiche Amtspersonen gehen darin ein und aus. Aber er lässt sich kontrollieren und kann von Ausländern befreit werden. Er gibt Kingston den Auftrag dazu. Anne hat, wie er mit Bedauern vernimmt, den Tag ihres Todes verwechselt und ist bereits am 18. Mai um zwei Uhr nachts aufgestanden, um die ihr verbliebenen Stunden betend zu verbringen, hat nach ihrem Seelsorger und nach Cranmer geschickt, um sich gleich nach Sonnenaufgang von ihren Sünden reinwaschen zu können. Niemand schien ihr gesagt zu haben, dass Kingston am Morgen der Hinrichtung kommen würde, um sie vorzuwarnen und aufzufordern, sich fertig zu machen. Sie war nicht mit dem Protokoll vertraut, und warum sollte sie auch? Sehen Sie es einmal aus meiner Perspektive, sagt Kingston: fünf Hinrichtungen an einem Tag, und dann sollen wir schon am nächsten für die Königin von England bereit sein? Wie kann sie sterben, wenn die entsprechenden Amtspersonen aus der City nicht da sind? Die Schreiner bauen ja noch am Schafott, wenn die Verurteilte das Hämmern auf dem Tower Green in ihren königlichen Gemächern dankenswerterweise auch nicht hören kann.
    Dennoch, dem Konstabler tut ihr Versehen leid, besonders da es sich bis weit in den Morgen hinein nicht aufgeklärt hat. Die Situation ist eine große Belastung für ihn und seine Frau. Statt froh zu sein, eine weitere Dämmerung erleben zu dürfen, so berichtet er, habe Anne geweint und gesagt, es tue ihr leid, nicht schon an diesem Tag zu sterben: Sie wünsche, die Schmerzen bereits hinter sich zu haben. Sie wisse von dem französischen Scharfrichter, und »ich habe ihr erklärt«, sagt Kingston, »dass es nicht wehtun wird, so ausgetüftelt sei das Ganze.« Und wieder, sagt Kingston, habe sie sich die Hände um den Hals gelegt. Sie hatte die Eucharistie empfangen und auf Gottes Leib ihre Unschuld geschworen.
    Was sie doch bestimmt nicht tun würde, sagt Kingston, wenn sie schuldig wäre?
    Sie beweint die Männer, die bereits tot sind.
    Sie macht Witze und sagt, sie wird dereinst als Anne die Kopflose bekannt sein: Anne sans tête.
    Er sagt zu seinem Sohn: »Wenn du mit mir zur Hinrichtung kommst, wird es mit das Schwerste sein, was du je tust. Stehst du es mit fester Miene durch, wird es vermerkt werden und sehr zu deinen Gunsten sein.«
    Gregory sieht ihn an, er sagt: »Eine Frau, ich kann nicht.«
    »Du musst nicht zeigen, dass du es

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