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Falken: Roman (German Edition)

Falken: Roman (German Edition)

Titel: Falken: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Mantel
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Angewohnheit, seine Erfolge zu erklären. Aber wann immer das Glück zu ihm kommt, steht er auf der Schwelle bereit, um die Tür weit zu öffnen, sobald das zögerliche Kratzen auf dem Holz zu vernehmen ist.
    Daheim in seinem Stadthaus in Austin Friars grübelt sein Porträt an der Wand, die dunklen Absichten in Wolle und Fell gehüllt, die Hand um ein Dokument gelegt, als wollte er es erwürgen. Hans hatte einen Tisch zurückgeschoben, ihn damit eingekeilt und gesagt, Thomas, Sie dürfen nicht lachen, und so waren sie verfahren. Hans summte bei der Arbeit, und er, Cromwell, starrte grimmig durch ihn hindurch. Als er das vollendete Porträt sah, sagte er: »Gott, ich sehe ja aus wie ein Mörder«, und sein Sohn Gregory sagte: Wussten Sie das nicht? Kopien werden angefertigt, für seine Freunde und seine Bewunderer unter den Evangelikalen in Deutschland. Vom Original will er sich nicht trennen – nicht jetzt, da ich mich daran gewöhnt habe, sagt er –, und so kommt er in seine Diele und findet verschiedene Versionen seiner selbst in unterschiedlichen Entstehungsstufen vor: einen zögerlichen Umriss, zum Teil ausgemalt. Womit beginnen bei Cromwell? Einige fangen mit seinen scharfen kleinen Augen an, einige mit seinem Hut. Andere weichen der Frage aus und malen zunächst Siegel und Schere, wieder andere den türkisfarbenen Ring, den ihm der Kardinal geschenkt hat. Wo immer sie anfangen, die Wirkung bleibt am Ende die gleiche: Hegte er einen Groll gegen dich, würdest du ihm nicht gern im Mondschein begegnen. Sein Vater Walter sagte immer: »Sieh meinen Sohn Thomas böse an, und er sticht dir ein Auge aus. Stell ihm ein Bein, und er schneidet es dir ab. Aber wenn du ihm nicht querkommst, ist er sehr zuvorkommend. Und er zahlt allen ein Glas.«
    Hans hat den König gemalt, milde in sommerlicher Seide, nach dem Essen mit seinen Gastgebern zusammensitzend, die Flügelfenster spätem Vogelgesang geöffnet, und mit den kandierten Früchten werden die ersten Kerzen hereingetragen. Wohin immer der königliche Tross kommt, zieht Henry mit Anne, der Königin, ins Haus des Ersten am Ort. Sein Gefolge schläft bei den feinen Leuten, und es ist für die Gastgeber des Königs üblich, wenigstens einmal während seines Besuchs zum Dank die übrigen Gastgeber einzuladen, was ihren Haushalt einer ziemlichen Belastung unterwirft. Er hat die Vorratswagen heranrollen sehen, hat gesehen, wie die Küchen ins Chaos gestürzt wurden, und ist selbst in der graugrünen Stunde vor Sonnenaufgang dabei, wenn die Ziegelöfen für die ersten Brotlaibe geschrubbt, Tierkörper aufgespießt, Töpfe an Dreibeine gehängt werden, Geflügel gerupft und zerlegt wird. Sein Onkel war der Koch eines Erzbischofs, und als Kind ist Cromwell oft in der Küche von Lambeth Palace gewesen. Er kennt sich bestens aus, und das Wohlbefinden des Königs darf in nichts dem Zufall überlassen werden.
    Diese Tage sind vollkommen. Das klare, ungetrübte Licht lässt jede in einer Hecke schimmernde Beere erkennen. Jedes Blatt an einem Baum hängt mit der Sonne hinter sich wie eine goldene Birne da. Im Hochsommer westwärts reitend, sind wir in waldige Jagden getaucht, haben die Downs erklommen und jene Höhen erreicht, in denen sich noch über zwei Counties hinweg der Wandel des Meeres bemerkbar macht. In diesem Teil Englands haben unsere Vorväter, die Riesen, ihre Erdarbeiten hinterlassen, ihre Grabhügel und aufgerichteten Steine. Immer noch fließen in unseren Adern, den Adern jedes Engländers und jeder Engländerin, einige Tropfen Riesenblut. In jenen uralten Zeiten, in einem Land unberührt von Schaf und Pflug, haben sie Wildschweine und Elche gejagt. Tagelang lichteten sich die Wälder nicht. Manchmal werden alte Waffen ausgegraben: Äxte, die, beidhändig geführt, Pferd und Reiter niederbringen konnten. Denkt an die riesigen Gliedmaßen jener Toten, die sich unter der Erde rühren. Der Krieg war ihre Natur, und er ist immer darauf aus, zurückzufinden. Es ist nicht einfach nur die Vergangenheit, an die denkt, wer über diese Felder reitet. Es ist das, was in der Erde ruht, was in ihr brütet. Es sind die Tage, die noch kommen werden, die ungekämpften Kriege, die Verwundungen und Tode, die wie Samen von der Erde Englands warm gehalten werden. Wer den lachenden Henry sieht, den betenden Henry, wer sieht, wie er seine Männer über die Waldpfade führt, der wird denken, dass er auf seinem Thron so sicher wie auf seinem Pferd sitzt. Doch der äußere Anschein kann

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