Falken: Roman (German Edition)
Mönchen eine Pension zu geben oder nützliche Posten für sie zu finden. Sind es Gelehrte, können sie als solche ein Gehalt bekommen, ordinierte Priester können in die Gemeinden gehen. Und das Geld, auf dem die Mönche sitzen, wenigstens einen Teil davon würde ich gern an die Gemeindepriester gehen sehen. Ich weiß nicht, wie es in Ihrem Land ist, doch einige Pfarrstellen bringen einem Mann nur vier oder fünf Schillinge im Jahr ein. Wer soll sich um die Rettung der Seelen kümmern, wenn er mit dem Lohn nicht mal das Feuerholz bezahlen kann? Und wenn ich dem Klerus ein Einkommen verschafft habe, von dem er leben kann, habe ich vor, jeden Priester zum Förderer eines armen Studenten zu machen, damit er ihm durch die Universität hilft. Die nächste Priestergeneration soll gebildet sein, und sie soll ihr Wissen weitergeben. Sagen Sie das Ihrem Master. Sagen Sie ihm, dass ich vorhabe, die gute Religion zu fördern und sie nicht verdorren zu lassen.«
Aber Chapuys wendet sich ab. Er zupft nervös an seinem Ärmel, und seine Worte stolpern übereinander. »Ich erzähle meinem Master keine Lügen. Ich berichte ihm, was ich sehe, und ich sehe eine rastlose Bevölkerung, Cremuel. Ich sehe Unmut, ich sehe Elend. Ich sehe Hunger vor Beginn des Frühlings. Sie kaufen Korn in Flandern. Seien Sie dem Kaiser dankbar, dass er seinen Ländern erlaubt, Ihre zu nähren. Der Handel könnte unterbunden werden, wissen Sie.«
»Was würde er dadurch gewinnen, meine Landsleute hungern zu lassen?«
»Der Gewinn bestünde darin, dass sie begreifen, wie übel sie regiert werden und welch schändliche Dinge der König verfolgt. Was machen Ihre Gesandten bei den deutschen Fürsten? Reden, reden, reden, Monat um Monat. Ich weiß, dass sie darauf hoffen, eine Art Vertrag mit den Lutheranern abzuschließen und deren Praktiken auch hier einzuführen.«
»Der König wird an der Form der Messe nichts ändern. Das sagt er sehr klar.«
»Und doch«, Chapuys stößt einen Finger in die Luft, »hat der Ketzer Melanchthon ihm ein Buch gewidmet! Das können Sie nicht verheimlichen, oder? Nein, streiten Sie es nur ab, wenn Sie wollen: Henry wird am Ende die Hälfte der Sakramente abschaffen und sich mit diesen Ketzern zusammentun, um meinen Master aufzubringen, der ihr Kaiser und Oberhaupt ist. Henry beginnt damit, sich über den Papst lustig zu machen, und wird sich am Ende zum Teufel bekennen.«
Er staunt über die Wendung, die das Gespräch genommen hat. Erst vor zehn Tagen hat er ein geselliges Abendessen mit dem Botschafter genossen, bei dem Chapuys ihm versicherte, der Kaiser habe allein die Ruhe des Reiches im Blick. Da gab es keine Rede von Blockaden, keine Rede davon, England auszuhungern. »Eustace«, sagt er, »was ist geschehen?«
Chapuys lässt sich in den Sessel fallen und sackt mit den Ellbogen auf die Knie. Sein Hut rutscht vor, bis er ihn abnimmt und auf den Tisch legt. Nicht ohne Bedauern im Blick. »Thomas, ich habe Nachricht aus Kimbolton. Sie sagen, die Königin kann ihr Essen nicht unten behalten, nicht einmal Wasser. In sechs Nächten hat sie insgesamt keine zwei Stunden geschlafen. Ich fürchte, sie wird nicht mehr länger als ein, zwei Tage leben, und ich will nicht, dass sie allein stirbt, ohne jemanden, der sie liebt. Ich fürchte, der König wird mich nicht zu ihr lassen. Werden Sie mir die Erlaubnis geben?«
Der Kummer des Mannes berührt ihn, er kommt von Herzen und geht über seinen Auftrag als Gesandter hinaus. »Wir reiten nach Greenwich und fragen ihn«, sagt er. »Heute noch. Jetzt gleich. Setzen Sie Ihren Hut wieder auf.«
Auf dem Schiff sagt er: »Der Wind bringt Tauwetter.« Chapuys weiß das offenbar nicht zu schätzen. Er kauert sich zusammen, in mehrere Schichten Schaffell gewickelt.
»Der König wollte heute ein kleines Turnier veranstalten«, sagt er.
Chapuys schnieft. »Im Schnee?«
»Er kann das Feld räumen lassen.«
»Zweifellos von sich plagenden Mönchen.«
Die Beharrlichkeit des Botschafters lässt ihn lachen. »Hoffen wir, dass er seinen Sport bekommen hat, dann wird er guter Laune sein. Er ist gerade von der kleinen Prinzessin in Eltham zurück. Sie müssen sich nach ihrem Befinden erkundigen. Und Sie müssen ihr ein Neujahrsgeschenk machen. Haben Sie daran gedacht?«
Der Botschafter blickt ihn finster an. Er würde Elizabeth allenfalls einen Schlag auf den Kopf geben.
»Ich bin froh, dass der Fluss nicht zugefroren ist. Manchmal können wir ihn wochenlang nicht befahren. Haben Sie ihn
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