Falken: Roman (German Edition)
Brereton auf und veranlasst ihn, sich zu ihm hinzudrehen. »Wo ist dieser dreimal verfluchte Drache?«, will er wissen. »Ich soll ihn verfolgen.«
Brereton ist wie ein vorzeitlicher Jäger gekleidet, der das Fell eines seiner Opfer trägt. »Ist das ein echtes Leopardenfell, William? Wo haben Sie den gefangen, oben in Chester?« Er sieht ihn kritisch an. Brereton scheint unter dem Fell nackt zu sein. »Ist das schicklich?«, fragt er.
Brereton knurrt. »Dies sind die Tage der Zügellosigkeit. Wenn Sie gezwungen wären, einen urzeitlichen Jäger darzustellen, würden Sie da ein Wams anziehen?«
»Solange die Königin nicht dem Anblick Ihrer attributi ausgesetzt wird …«
Der Mohr kichert. »Er würde ihr nichts zeigen, was sie nicht schon gesehen hat.«
Er hebt eine Braue. »Hat sie?«
Für einen Mohr wird Norris schnell rot. »Sie wissen, was ich meine. Nicht Williams. Die des Königs.«
Er hebt die Hand. »Bitte, denken Sie daran: Ich habe dieses Thema aufgebracht. Im Übrigen ist der Drache dorthin gelaufen.«
Er muss an letztes Jahr denken, als Brereton durch Whitehall gelaufen ist, wie ein Stalljunge gepfiffen und dann innegehalten hat, um ihm zu sagen: »Wie ich höre, gibt Ihnen der König kräftig was um die Ohren, wenn er die Papiere, die Sie ihm vorlegen, nicht mag.«
Du kriegst gleich eins um die Ohren, dachte er da. Etwas an diesem Mann bringt ihn dazu, sich wieder wie ein Junge zu fühlen, wie ein finsterer, streitsüchtiger Raufbold, der sich am Flussufer in Putney durchschlägt. Er hatte dieses Gerücht schon gehört, das verbreitet wurde, um ihn zu erniedrigen. Jeder, der Henry kennt, weiß, das kann nicht sein. Er ist der erste Gentleman Europas, seine Höflichkeit ohne Makel. Wenn er jemanden züchtigen will, trägt er es einem Untertan auf. Er würde sich die Hände nicht schmutzig machen. Es stimmt, sie haben manchmal Meinungsverschiedenheiten, aber wenn Henry ihn anrührte, würde er ihm den Rücken kehren. Es gibt Fürsten in Europa, die ihn wollen. Sie machen ihm Angebote, er könnte Burgen haben.
Er sieht Brereton hinterher, der den Gemächern der Königin zustrebt, den Bogen über der fellbedeckten Schulter, und wendet sich Norris zu, um etwas zu sagen, doch seine Worte werden von einem metallischen Klirren geschluckt, als stießen zwei Wachen zusammen. Rufen: »Platz da für Mylord den Herzog von Suffolk.«
Der Oberkörper des Herzogs steckt noch in der Rüstung, vielleicht hat er draußen im Hof ganz für sich noch etwas Turnier gespielt. Sein breites Gesicht ist gerötet, sein Bart, der von Jahr zu Jahr beeindruckender wird, reicht über den Brustpanzer. Der beherzte Mohr tritt vor und sagt: »Seine Majestät bespricht sich gerade mit …«, aber Brandon stößt ihn zur Seite, als befände er sich auf einem Kreuzzug.
Er, Cromwell, folgt dem Herzog auf dem Fuß. Wenn er ein Netz hätte, würde er es über ihn werfen. Brandon schlägt mit der Faust gegen die Tür des Königs und stößt sie auf. »Legen Sie zur Seite, womit immer Sie gerade beschäftigt sind, Majestät. Bei Gott, diese Neuigkeiten wollen Sie hören. Sie sind die alte Lady los, sie liegt auf dem Sterbebett, bald sind Sie Witwer, dann können Sie auch die andere zum Teufel jagen und nach Frankreich heiraten, bei Gott, und die Normandie gibt’s als Mitgift …« Er sieht Chapuys. »Oh, Botschafter, Sie können sich davonmachen. Es hat keinen Sinn, auf die Reste zu warten. Gehen Sie nach Hause und veranstalten Sie Ihre eigenen Weihnachten. Wir wollen Sie hier nicht.«
Henry ist weiß geworden. »Achten Sie auf Ihre Worte.« Er bewegt sich auf Brandon zu, als wollte er ihn niederschlagen, was er könnte, wenn er eine Streitaxt hätte. »Meine Frau trägt ein Kind aus. Ich bin ein verheirateter Mann.«
»Oh.« Charles schnauft. »Ja, was das angeht. Aber ich dachte, Sie sagten …«
Er, Cromwell, stürzt auf den Herzog zu. Wie in Dreiteufelsnamen kommt Charles auf diesen Gedanken? Nach Frankreich heiraten? Es muss der Plan des Königs sein, Brandon hat keine eigenen. Es sieht ganz so aus, als verfolgte Henry zwei Auslandsstrategien: eine, von der er, Cromwell, weiß, und eine, von der er nicht weiß. Er packt Brandon. Er ist einen Kopf kleiner und glaubt nicht, dass er diesen tonnenschweren Idioten, der immer noch gepolstert ist und in einem Teil seiner Rüstung steckt, hinauszerren kann. Es scheint aber doch so, und er tut alles, um ihn so schnell wie möglich außer Hörweite des staunenden Botschafters zu
Weitere Kostenlose Bücher