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Falken: Roman (German Edition)

Falken: Roman (German Edition)

Titel: Falken: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hilary Mantel
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geräuschlosen Auftreten und der sanften, nicht urteilenden Hand, seinen Souverän zurück in den Wachzustand zu murmeln. Aber Norris reitet über Land und trägt den Liebesbrief des Königs zu Anne. Was also tun? Henry sieht nicht aus wie ein müdes Kind, wie er es vor fünf Jahren vielleicht noch getan hätte. Er sieht aus wie ein beliebiger Mann in den mittleren Jahren, der nach einem zu schweren Essen in Starre verfallen ist. Aufgedunsen und verquollen wirkt er, hier und da ist eine Ader geplatzt, und selbst im Kerzenlicht kann man sehen, dass sein verblichenes Haar grau wird. Er, Cromwell, nickt dem jungen Weston zu. »Francis, Ihre vornehme Hand ist gefordert.«
    Weston tut so, als hörte er nicht. Sein Blick ruht auf dem König, sein Ausdruck zeugt offen von Abscheu. Tom Seymour flüstert: »Ich denke, wir sollten ein lautes Geräusch machen, um ihn natürlich zu wecken.«
    »Was für ein Geräusch?«, fragt sein Bruder Edward, die Worte mit den Lippen formend.
    Tom legt schauspielernd die Hände auf die Rippen.
    Edwards Brauen fahren in die Höhe. »Lach, wenn du dich traust. Er wird denken, du lachst, weil er so sabbert.«
    Der König beginnt zu schnarchen. Er senkt sich nach rechts, gefährlich weit über die Lehne seines Stuhls.
    Weston sagt: »Wecken Sie ihn, Cromwell. Niemand kann so gut mit ihm wie Sie.«
    Er schüttelt lächelnd den Kopf.
    »Gott schütze Seine Majestät«, sagt Sir John fromm. »Er ist nicht mehr so jung, wie er war.«
    Jane erhebt sich. Die Nelkenzweige rascheln steif. Sie beugt sich über den Stuhl des Königs und klopft ihm auf den Handrücken, munter, als prüfte sie einen Käse. Henry fährt hoch, seine Augen springen auf. »Ich habe nicht geschlafen«, sagt er. »Wirklich nicht. Ich habe nur meine Augen etwas ausgeruht.«
    Als der König zu Bett gegangen ist, sagt Edward Seymour: »Master Sekretär, es ist Zeit für meine Revanche.«
    Zurückgelehnt, das Glas in der Hand: »Was habe ich Ihnen angetan?«
    »Eine Partie Schach. In Calais. Ich weiß, dass Sie sich erinnern.«
    Der späte Herbst des Jahres 1532: der Abend, an dem der König zum ersten Mal mit der Frau ins Bett ging, die heute die Königin ist. Bevor sie sich für ihn niederlegte, ließ sie ihn auf die Bibel schwören, dass er sie heiraten werde, sobald sie englischen Boden betraten. Aber die Stürme hielten sie im Hafen fest, und der König nutzte die Zeit und versuchte ihr einen Sohn einzupflanzen.
    »Sie haben mich matt gesetzt, Master Cromwell«, sagt Edward, »aber nur, weil Sie mich abgelenkt haben.«
    »Wie das?«
    »Sie haben mich nach meiner Schwester Jane gefragt. Nach ihrem Alter und so weiter.«
    »Sie dachten, ich sei an ihr interessiert.«
    »Und, sind Sie es?« Edward lächelt, um die grobe Frage abzumildern. »Sie ist noch nicht versprochen, wissen Sie.«
    »Stellen Sie die Figuren auf«, sagt er. »Möchten Sie die Partie, wie sie stand, als Ihre Gedanken abschweiften?«
    Edward sieht ihn an, bedacht ausdruckslos. Unglaubliche Dinge werden mit Cromwells Gedächtnis verbunden. Er, Cromwell, lächelt in sich hinein. Mit ein wenig Raterei könnte er das Spiel wiederherstellen. Er kennt die Art, wie ein Mann wie Seymour spielt. »Lassen Sie uns neu beginnen«, schlägt er vor. »Die Welt bewegt sich voran. Sind Sie mit den italienischen Regeln einverstanden? Ich mag die Spiele nicht, die sich über eine ganze Woche hinziehen.«
    Ihre Eröffnungen zeigen eine gewisse Kühnheit auf Edwards Seite. Doch dann lehnt sich Seymour, einen weißen Bauern zwischen den Fingerspitzen, auf seinem Stuhl zurück, legt die Stirn in Falten und verfällt auf den Gedanken, über den heiligen Augustinus zu sprechen, und vom heiligen Augustinus kommt er auf Martin Luther. »Das ist eine Lehre, die das Herz in Schrecken versetzt«, sagt er. »Dass Gott uns nur schafft, um uns zu verdammen. Dass seine armen Kreaturen, bis auf einige wenige, nur für den Kampf in dieser Welt und dann für das ewige Feuer geboren werden. Manchmal fürchte ich, es ist wahr. Aber ich habe Hoffnung, dass es nicht so ist.«
    »Der dicke Martin hat seine Position geändert. Wenigstens habe ich es so gehört. Zu unserer Beruhigung.«
    »Was, werden mehr von uns gerettet? Oder sind unsere guten Taten in Gottes Augen nicht völlig nutzlos?«
    »Ich sollte nicht für ihn sprechen. Sie sollten Philipp Melanchthon lesen. Ich werde Ihnen sein neues Buch schicken. Ich hoffe, er wird uns hier in England besuchen. Wir reden mit seinen Leuten.«
    Edward drückt

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