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Falkengrund Nr. 31

Falkengrund Nr. 31

Titel: Falkengrund Nr. 31 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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knarrten. Was noch nicht von der Wand gefallen war, fiel jetzt herab. Die linke Treppe brach vollends zusammen. Die Tür schwang auf und wieder zu. Beim Zuschlagen brach ein Scharnier, und sie klappte schief nach draußen.
    Wenn Sir Darren noch lebte, musste er jetzt die Treppe herabkommen. Ewigkeiten vergingen oder vergingen nicht. Ich bin ich , dachte Werner. Der Baron hatte ihn nicht zu seinem Ebenbild gemacht. Was spielte es da schon für eine Rolle, dass er sich die Haare mit den Wurzeln ausgerissen hatte!
    Es wurde heller und heller, während Werner weiter wartete, zu feige, um nach oben zu gehen, aber nicht feige genug, um wegzurennen. Auf eine schwer greifbare Weise gewöhnte er sich an Falkengrund.
    Eine Schule , dachte er immer wieder. Eine Schule. Unmöglich, aber …
    Die Sonne schien durch die Wolken, als Sir Darren herabkam.
    Werner sprang auf.
    „Wie sehen Sie aus?“, fragte der Brite entsetzt.
    „Sie sehen nicht viel besser aus.“ Sir Darren hatte keine einzige Schramme, aber er war um Jahre gealtert. Seine Haut war grau geworden, und er schien Gewicht verloren zu haben. Es war die Art von vorzeitiger Alterung, die man auch mit einem langen, langen Urlaub nicht zurückdrehen konnte.
    „Was ist geschehen?“, wollte Werner wissen.
    „Es lief wie geplant. Die Baronin lockte den Baron in das letzte Zimmer auf der linken Seite. Ich hatte den Raum zuvor mit allen Amuletten präpariert, derer ich in der kurzen Zeit habhaft werden konnte. Dazu kamen Bannsprüche, Schutzformeln, Zeichen. Ich denke, sie werden halten.“
    „Wie lange?“
    „Sehr lange, wenn wir Glück haben.“
    „Lorenz bleibt also hier gefangen. Er wird nicht erlöst.“
    „Ich habe es Katharina vorgeschlagen, aber sie weigerte sich. Sie bestand darauf, ihn weiter büßen zu lassen. Es ist ihre Entscheidung, nicht unsere.“
    Wer ist eigentlich schlimmer , dachte Werner. Er oder sie? Wer lädt mehr Schuld auf sich? „Wird das Haus nicht weiterhin gefährlich bleiben?“
    „In gewissem Maße. Aber ich bin überzeugt, wir werden ihn unter Kontrolle halten.“
    „Wir?“
    „Ich dachte, Sie wollen mit mir eine Schule des Okkulten gründen. Ich würde die Leitung übernehmen und unterrichten. Wir könnten noch andere Dozenten finden.“
    „Und ich?“
    Sir Darren zuckte die Schultern. „Sie könnten … den Garten auf Vordermann bringen, das Haus renovieren. Es gibt viel zu tun. Sie sollten möglichst bald damit beginnen.“
    Werner wollte etwas erwidern, aber ihm fehlten die Worte. Ihm fiel auf, dass sich Sir Darrens Umhängetasche ausbeulte. „Was ist da drin?“, wollte er wissen.
    Der Brite zog eine Filmrolle hervor. „Ich nehme an, das Filmteam, das vor vier Jahren hier verschwunden ist, hat das verloren. Ich werde es mir einmal ansehen. Der Film scheint bereits belichtet zu sein, wieso auch immer. Vielleicht ist etwas Interessantes darauf zu sehen.“

    ENDE DER EPISODE

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Nr. 58 -

Scrum

1
    Das Dorf möchte ich Friedlichten nennen. Sein wirklicher Name klingt ähnlich, auch wenn man die Bestandteile mehrmals austauschen und durch verwandte Begriffe ersetzen muss, um darauf zu kommen – ein Spiel für lange Winterabende.
    Friedlichten liegt einsam ins Münsterland gestreut, in einer besonderen Ecke Deutschlands, wo man den Einfluss Hollands in Kultur, Architektur und Sprache spürt und wo es sich Ortschaften schon mal erlauben dürfen, Nutteln oder Knockerei zu heißen. Eine Gegend, die im nassen Nebel trostloser und eintöniger sein kann als eine Sandwüste, nur um sich, im richtigen Licht beschienen, plötzlich in einen blühenden Garten voller Romantik zu verwandeln. Reich bevölkert mit Gespenstern und Irrlichtern, versetzt mit prachtvollen Schlössern und Burgen, zerfurcht von tief verwurzeltem Aberglauben, durchdrungen von einer unendlichen Langeweile in den Seelen der Menschen. Einer Langeweile, die aus den Mooren aufsteigt, mit dem Wasser und der Luft und der Sprache aufgenommen wird und durch nichts zu vertreiben ist. Die Menschen, die dieser Landstrich hervorbringt, gelten als rau und unnahbar, verschlossen und wortkarg. Um sich mit einem Münsterländer anzufreunden, so heißt es, müsse man erst einen Sack Salz mit ihm essen – ein zweifelhaftes Vergnügen …
    All das gilt für dieses Dorf noch mehr als für jedes andere.
    Friedlichtens Geschichte ist eine Geschichte der Merkwürdigkeiten.
    Es gibt einen Punkt in der nahen Vergangenheit, an dem der Ort für mehrere Wochen fast ausgestorben

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