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Falkengrund Nr. 34

Falkengrund Nr. 34

Titel: Falkengrund Nr. 34 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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diese Tür öffneten, war er ebenfalls ausgegangen“, meinte der Besucher. „Dennoch tauchte er kurze Zeit später auf. Darf ich diesmal mit einem ähnlich glücklichen Zufall rechnen, oder ist er für längere Zeit … verhindert?“
    „Das scheint mir wahrscheinlich“, erwiderte sie. „Ich habe ihn seit vier Tagen nicht gesehen.“
    „Erzählen Sie! Wie war er bei Ihrem letzten Treffen?“
    „Ist das ein Verhör?“
    Sir Darren hob zeitlupenhaft langsam die Schultern. „Wenn Sie es so nennen wollen, Miss Sawman …“
    Noreenas Gesichtszüge entgleisten, aber nur für einen Augenblick. „Sieh einer an“, sagte sie neckisch. „Sie kennen meine Vergangenheit.“
    „Vom Loch Gacht bis zum Lake Easton. Offenbar bin ich durch das ganze Empire gereist, nur, um etwas zu erfahren, was Sie mir in einem kurzen Gespräch hätten mitteilen können.“
    „Wenn es Sie etwas anginge, hätte ich das getan“, versetzte sie kühl.
    „Ich habe gesehen, wie Ihr Partner im Loch Gacht starb“, erklärte Sir Darren. „Manchmal zeigen die Geister einem so etwas.“
    Loreenas Miene wurde hart. „Dann wissen Sie, dass mich keine Schuld an seinem Tod trifft. Ich wollte mit ihm sterben – oder wenigstens mit ihm leben. Aber das Schicksal gestand mir keines von beiden zu. Er hing am Haken, Sir, am Haken, wie ein gottverdammter dummer, zuckender Fisch! Nur dass Fische nicht so schrecklich bluten!“ Die letzten Worte brüllte sie heraus, Tränen schossen in ihre Augen, und ein auf der Straße vorüberparlierendes Pärchen schielte neugierig zu ihnen herüber.
    „Kann ich mit Ihnen reden, in Ruhe?“, fragte Sir Darren.
    „Sie haben schon den Fuß in der Tür“, schluchzte sie. Und das stimmte. Der Besucher wollte kein Risiko eingehen. Noreena Stryker tappte mit gesenktem Kopf durch den Flur, und sie kamen in den Salon, in dem sich nichts verändert hatte. Carnackis Haushälterin ließ sich auf die Couch fallen und steckte sich eine Zigarre an. Als der Tabak brannte, warf sie ihrem Gegenüber die Kiste zu. Sir Darren nahm in einem dunklen Ohrensessel Platz, ohne sich zu bedienen.
    Nach einer Weile sagte er: „Was für Männer waren das, mit denen Sie … ins Wasser gingen?“
    Noreena paffte hungrig ihre Zigarre, sog den Rauch gierig in sich auf. „Traurige Männer“, antwortete sie dann. Ihre Stimme war wieder fest, der Ausrutscher von eben schien nie stattgefunden zu haben. „Melancholische Männer. Solche, die sich für den Tod erwärmen können. Es gibt so viele von ihnen. Man findet sie in den Bars und Public Houses. Wenn sie etwas getrunken haben, weinen sie oder brüten vor sich hin. Sie sind voll innerer Qualen. Man … man betrachtet sie eine Weile, und … auf einmal spürt man den Wunsch, sie zu erlösen, ihrem Unglück ein Ende zu bereiten. Und gleichzeitig möchte man auch sich selbst erlösen.“
    Sir Darren versuchte sie zu verstehen. „Sie wollten wirklich mit den Männern sterben?“
    „Denken Sie, ich habe das getan, um sie zu töten und selbst weiterzuleben? Was hätte ich davon gehabt? Es waren alles keine reichen Leute. Sie hatten nichts, was sich zu stehlen gelohnt hätte – und sie hinterließen mir keinen Penny. Für mein Geld musste ich immer arbeiten, und mein Leben war nie ein Zuckerschlecken. Und wenn es wieder einmal geschehen war, musste ich verschwinden. Man ließ mir keine Ruhe. Wollte eine Mörderin aus mir machen. Vom Loch Gacht ging ich quer durchs Land an die Grenze zu Wales. Dieser Ushtington Pool, dieser hässliche Tümpel – irgendwie hielt es mich dort. Bis ich im Gasthaus wieder einen Mann traf, bei dem ich spürte, er würde den Mut und die Verzweiflung haben, mit mir zusammen den Schritt zu tun. Doch der Teich wollte mich nicht. Während er hinabsank, trieb ich nach oben und wurde am Ufer ohnmächtig, den Kopf über Wasser. Dieser Mann hatte mich geliebt. Und ich … ich ließ ihn im Stich.“
    Etwas in Sir Darren drängte ihn, ihr von der Erscheinung zu berichten, die ihm begegnet war, von dem Schlammwesen, dass eine Puppe aus Wasserpflanzen gemacht hatte, die bei ihm im See wohnte. Er sagte nichts, auch wenn es ihm übel wurde bei dem Gedanken an die kindliche, unsterbliche Liebe, die dieser Mann für Noreena empfunden haben musste.
    Sie fuhr fort: „Die Inder nennen es Karma. Ich weiß nicht, wie eine Engländerin es nennen sollte. Offenbar ist es mein Schicksal, nicht auf die Weise sterben zu können, wie ich es mir wünsche.“
    „Vom Lake Easton kamen Sie also nach

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