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Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 10 Woodstake

Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 10 Woodstake

Titel: Falkengrund, Schule des Okkulten - Episode 10 Woodstake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Clauß
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Schüler und Lehrer sich abmeldeten, wenn sie über Nacht wegblieben. Sir Darren hatte es nicht getan – und ausgerechnet er war stets der Erste, wenn es darum ging, mit gestrengem Blick an die Schulordnung zu erinnern ...
    Werner Hotten schien einen Verdacht zu haben, womit das Verschwinden des Briten zusammenhängen konnte, aber er wollte mit ihnen, den Studenten, offenbar nicht darüber reden.
    Dass Sir Darren verschwunden war, musste nichts zu bedeuten haben. Der eigensinnige Herr konnte jeden Augenblick wieder auf Falkengrund erscheinen – vielleicht war er schon wieder da, wenn Melanie und Isabel von ihrem kleinen Ausflug zurückkehrten, und gab seine zynischen Bemerkungen von sich, weil die beiden Frauen einen faulen Nachmittag in einem Eiscafé einem fleißigen in der Bibliothek vorzogen.
    Trotzdem – im Zusammenhang mit den anderen Dingen, die sich in den letzten Wochen auf Falkengrund ereignet hatten, bereitete Sir Darrens Verschwinden ihnen Unbehagen. Es schien ein weiteres Mosaiksteinchen in dem Bild des Grauens zu sein, das allmählich vor ihnen entstand.
    Melanie und Isabel hatten sich den Fiesta genommen und waren nach Triberg gefahren, vom Schloss aus eine Fahrt von einer Dreiviertelstunde. Nach einem kurzen Bummel waren sie in der Eisdiele gelandet. Bis dahin entsprach es Melanies Plan. Nun kam es darauf an, wie sich der Dialog entwickelte. Auf einer zehnstufigen Skala für Gesprächigkeit hätte sie Isabel irgendwo bei zwei oder drei angesiedelt. Die Gruftie-Frau war zugänglicher als Madoka, ihre Zimmergenossin, aber das besagte nicht viel.
    „Ich mache mir Sorgen“, gestand Melanie. „Wir sollten anfangen, Freundschaften aufzubauen. Es gibt eine Menge Spannungen in der Schule, das ist vielleicht normal und nicht weiter schlimm, solange wir keine richtigen, großen Probleme haben. Aber jetzt, wo so viele Dinge geschehen, müssen wir zusammenhalten.“
    „Du denkst wirklich, wir haben große Probleme ?“
    „Isabel, ich war bei Artur, zweimal. Er gefällt mir nicht. Er ist vollkommen durcheinander.“
    „Man verdächtigt ihn des Mordes“, gab Isabel zu bedenken. „Jeder andere an seiner Stelle wäre ebenfalls durcheinander.“ Sie wirkte reserviert wie immer, unbeteiligt. War sie wirklich so, oder spielte sie das nur?
    „Natürlich, aber ...“ Melanie suchte nach Worten. „Es ist noch etwas anderes.“
    „Sein Schutzengel“, sagte Isabel. „Ich dachte mir schon, dass du mit mir darüber reden möchtest.“
    Melanie sah ihr Gegenüber erstaunt an. „Du weißt etwas darüber?“
    Isabel fuhr fort, ihr Eis auf umständliche Weise durch ein Loch im Schokoüberzug zu löffeln. Erst nach einer langen Pause antwortete sie auf die Frage. „Nein. Ich weiß nichts. Ehrlich gesagt, ich glaube noch nicht einmal an Schutzengel.“
    „Aber ...“
    „Aber ich bin Madokas Zimmergenossin. Und Madoka ist in die Sache verwickelt, nicht wahr? Jetzt möchtest du, dass ich dir alles erzähle, was ich über sie weiß.“
    Melanie fühlte, wie ihr die Hitze ins Gesicht stieg. Isabel sah sie an, und ohne Zweifel konnte sie genau sehen, dass sie rot wurde. Das Gruftie-Mädchen hatte ihren Plan auf Anhieb durchschaut, denn nichts anderes war Melanies Absicht gewesen. Madoka hatte gedroht, sie zu ermorden. Wenn sie verstehen wollte, was für ein Mensch die Japanerin war, was sie dachte, was sie vorhatte und wovor sie sich fürchtete, musste sie neue Informationsquellen finden, mit Menschen reden, die sie besser kannten. Aber niemand wusste etwas über die stille Asiatin. Sie hielt alle Informationen, die sie betrafen, zurück. Der einzige Ansatzpunkt war ihre Zimmergenossin Isabel.
    Melanie hatte sich eingebildet, Isabel könne ihr Vorhaben unmöglich durchschauen, weil sie nichts von der Morddrohung wusste, die Madoka vor einigen Tagen gegen sie ausgesprochen hatte. Sie war naiv gewesen. Natürlich brauchte es dieses Wissen nicht – Isabel wusste, dass Melanie sich für Artur und seinen Schutzengel interessierte. Damit war klar, dass sie Informationen über Madoka brauchte, die von demselben Geschöpf schließlich beinahe getötet worden war.
    „Ich habe dir nichts zu berichten“, meinte Isabel ernst.
    Melanie seufzte. Sie blies sich ein paar Haare aus der Stirn, auch, um sich Kühlung zu verschaffen. Die Hitze in ihrem Kopf wollte nicht verschwinden, und sie wusste, wie sie glühen konnte, wenn sie sich schämte. „Schau, es tut mir wirklich leid. Ich ...“ Sie senkte ihren Blick auf ihr Eis, das

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