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Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken

Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken

Titel: Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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der auf seines Vaters Schreibtisch gelegen hatte. Als er ihn aus der Truhe holen wollte, regte sich Sadik und stöhnte. Er kam zu sich!
    Tobias vergaß den Kompass und kniete sich vor ihn. Und in Gedanken schickte er ein Stoßgebet gen Himmel. Mochten Allah, Jesus Christus, Mohammed und alle Heiligen jetzt ihnen beiden zur Seite stehen!
    Sadiks erster Gedanke galt offenbar auch Allah, denn als er den Kopf hob und nach seinem Hinterkopf fasste, murmelte er: »Allmächtiger! Befrei mich von dieser Karawane! Es müssen tausend Kamele sein, die über meinen Kopf hinwegtrampeln!«
    Tobias öffnete den Proviantbeutel und holte die Wasserflasche hervor. »Sadik«, sagte er sanft. »Möchtest du etwas Wasser?«
    Sadik richtete seinen Blick auf ihn. »Tobias!« Er klang, als hätte ihn diese Feststellung erschöpft. »Was ist mit mir passiert? Mir dröhnt der Schädel, als wäre ich kopfüber in einen leeren Brunnen gefallen. Bin ich gestürzt?«
    Tobias nickte. »Es hat dich mächtig getroffen, Sadik.« Jakob hatte sich nicht eben zimperlich gezeigt. Eine gute halbe Stunde war Sadik mindestens bewusstlos gewesen, wenn nicht sogar noch länger.
    »Beim Barte des Propheten, das muss es wohl … so wie ich mich fühle«, stöhnte Sadik und versuchte sich aufzurichten. »Als hätte mir jemand eine Kaffeemühle ins Gehirn gestellt, die nun munter gedreht wird.«
    »Hier, nimm einen Schluck. Vielleicht geht es dann ein wenig besser.«
    »Aber Zeppenfeld hat uns nicht geschnappt, oder?« In seiner Verwirrung glaubte er wohl, den Ritt schon hinter sich gebracht zu haben.
    »Nein, wir sind ihm entwischt.«
    Sadik verzog das Gesicht, nahm die Flasche und sagte verwundert: »Wo nur so plötzlich der viele Nebel herkommt?«
    »Ja, er setzte ganz schnell ein, fast wie im Fluge. Aber in der Gegend hier ist das nichts Ungewöhnliches«, erklärte Tobias doppeldeutig, innerlich jedoch ungeheuer gespannt, wie Sadik reagieren würde, wenn er begriff, wo er sich befand.
    Sadik setzte die Flasche an die Lippen, hob den Kopf- und erkannte in der grauen Dunkelheit, die sie umgab, die Umrisse der Gondelbrüstung und die zum Korbring aufstrebenden Seile.
    Seine Augen weiteten sich vor Entsetzen, dass Tobias das Weiß in ihnen aufleuchten sah. Er verschluckte sich, ließ die Flasche fallen, prustete das Wasser hinaus und stieß einen Schrei aus, der fast stimmlos war.
    »Beruhige dich, Sadik! Wir sind in Sicherheit! Der Start liegt längst hinter uns. Wir haben Zeppenfeld und dem ganzen Gesindel ein Schnippchen geschlagen. Es ist alles …«
    Sadik fand seine Stimme wieder. »Der Ballon! … Ich bin im Ballon! … Nein! … Nein … Allah! … Im Namen des Allbarmherzigen! … Nein!«, schrie er außer sich vor Entsetzen. »Der Ballon! … Ihr habt mich niedergeschlagen und in den verfluchten Ballon gezerrt! … Ich will hier raus!« Mit verzerrtem Gesicht richtete er sich auf.
    Tobias versetzte ihm augenblicklich mit der flachen Hand einen Stoß vor die Brust, sodass Sadik sofort wieder in die Ecke der Gondel sank.
    »Du kannst hier nicht raus! Wir sind schon ein paar hundert Meter hoch! Wir haben dich doch nicht vor deinem Schwachsinnsritt bewahrt, damit du hier oben zum hundertprozentigen Selbstmörder wirst! Du bleibst schön hier sitzen, hast du mich verstanden!«, befahl er mit energischer Stimme.
    In Sadiks Augen flackerte panische Angst. »Ich kann nicht! Lass mich raus, Tobias! … Ich sterbe! … Lass mich raus!«
    Tobias packte ihn hart an den Schultern und rüttelte ihn. »Sadik! Verdammt noch mal, sieh mich an!«, schrie er ihm fast ins Gesicht, weil nun auch er es mit der Angst zu tun bekam. Angst um Sadik. Wenn er ihn nicht halbwegs zur Vernunft brachte, würde er vielleicht in seinem Wahn tatsächlich versuchen aus dem Ballon zu springen.
    »Wir sind in den Wolken! Das um uns herum ist kein Nebel, das sind Wolken! … Wir sind zwei-, dreihundert Meter hoch! Du kannst nicht einfach aussteigen, als wenn das eine Kutsche wäre oder ein verdammtes Kamel! Hörst du mich? Es wäre dein sicherer Tod! Du musst dich beruhigen! Sadik, gib mir eine Antwort! Aber reiß dich zusammen!«
    »Wir – wir – werden – sterben!«, drang es ächzend über Sadiks Lippen.
    »Unsinn!«, erwiderte Tobias scharf. »Wir sind hier so gut aufgehoben wie in Abrahams Schoß. Ein Ballon ist eine sichere Sache. Und wir werden ganz weich landen, du wirst sehen. Mein Gott, hab doch etwas Vertrauen!«
    »Allah zürnt!«, keuchte Sadik, duckte sich noch tiefer in

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