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Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken

Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken

Titel: Falkenhof 01 - Im Zeichen des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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fest.
    »Wie fühlst du dich heute?«, fragte Tobias, während er den Zwergaffen kurz streichelte. Dann turnte Unsinn auch schon auf seine Schulter hoch und schwang sich hinüber auf einen der Bettpfosten. Dort hielt er sich mit seinen beiden Hinterpfoten und der linken Vorderpfote fest, während er mit der rechten in seinem Maul stocherte. Dabei rollte er die Augen, dass einem vom Hinschauen schwindelig werden konnte.
    »Ausgezeichnet – bis auf das verdammte Stechen und Pochen im Bein«, versuchte sie über ihre Schmerzen zu scherzen. »Unsinn mag dich. Dabei ist er sonst so wählerisch.«
    »Sonst?«, wiederholte Tobias scheinbar entrüstet.
    Sie lächelte ihn entwaffnend an. »Gut. Das sonst ist gestrichen.«
    »Schon besser. Unsinn weiß eben, was er an mir hat. Ich hab ihn unter dem ganzen Kram befreit und versorge ihn ja auch. Sadik würde mit ihm bestimmt nicht ins Freie gehen und an den Haaren ziehen darf Unsinn ihn garantiert auch nicht.«
    »Nein, da hast du Recht. Er wird immer ganz stocksteif, wenn Unsinn auch nur in seine Nähe gelangt. Dann ist er wie verändert. Keine Spur von Sanftmut.«
    »Araber haben nichts für Affen übrig, das hat was mit ihrem Glauben zu tun«, sagte Tobias und gab wieder, was Sadik ihm über Affen in seiner Heimat erzählt hatte.
    »Wenn das so ist, bringt Sadik ja direkt ein Opfer, dass er Unsinn überhaupt im Zimmer duldet«, stellte sie fest.
    »Du hast es erfasst. Er ist schon wunderlich. Ich mag ihn sehr, weißt du. Aber manchmal weiß auch ich nicht, woran ich bei ihm bin. Aber kommen lasse ich nichts auf ihn. Einen besseren Freund kann ich mir nicht vorstellen – auch wenn er schon so alt ist.«
    »Einen Freund zu haben ist etwas Schönes«, pflichtete sie ihm bei. »Aber sag mal, was hat denn das Hämmern und Sägen zu bedeuten?«
    »Ach, Jakob und Klemens richten im Hof ein Gerüst auf. Es hat etwas mit den Experimenten meines Onkels zu tun. Astronomie und so«, log er und brachte dann das Gespräch auf das, weshalb er in erster Linie zu ihr gekommen war. »Ich sehe, du hast die Karten gefunden.«
    »Ja. Danke, dass du sie aus dem Wagen geholt hast.«
    Er zuckte mit den Achseln, weil er nicht zu gespannt erscheinen wollte. »Wenn du sogar im Traum von diesen Tarotkarten sprichst, müssen sie dir ja eine Menge bedeuten.«
    Sie nickte. »Helena hat sie mir geschenkt, als ich sieben war.
    Wenn ich alles andere weggeben müsste, was ich besitze, es würde mir nichts so viel ausmachen wie diese Karten.«
    »Mir ist bisher noch keiner begegnet, der etwas vom Kartenlegen verstand«, sagte er und wusste nicht, wie er sie dazu bringen sollte, ihr Angebot vom gestrigen Nachmittag noch einmal zu wiederholen. »Onkel Heinrich würde bestimmt darüber lachen, und Sadik … na, bei dem weiß ich nicht. Er glaubt auch an solche Geschichten.«
    »Und du?«, fragte sie schlicht.
    »Keine Ahnung. Ich versteh nichts davon.«
    Sie lächelte. »Aber interessieren würde es dich schon, was die Karten dir zu sagen haben?«
    Er fühlte sich bei seinen innersten Gedanken ertappt und errötete leicht. »Ich hab’s noch nie getan, also warum soll ich es nicht mal versuchen?«
    »Mich musst du nicht fragen.«
    Tobias rang sich zu einer klaren Antwort durch. »Also gut, befrage die Karten!«
    Jana drehte die Karten um, sodass ihre Bilderseiten oben lagen. Sie waren handbemalt und an vielen Stellen schon arg abgegriffen. »Zuerst musst du dir eine der Hofkarten aussuchen, die dich darstellen soll.«
    »Hofkarten?«
    »Das sind König, Königin, Ritter und Bube«, erklärte Jana. »Ein älterer Mann wählt meistens den König, ein Kind den Buben oder den Ritter, wenn er möchte. Du kannst aber auch eine Karte der Großen Arkana wählen – hier, den Magier etwa oder den Narren.«
    »Den Ritter!«, entschied Tobias ohne langes Zögern.
    »Eine gute Wahl«, sagte sie, schob die Karten bis auf den Ritter wieder zusammen und reichte ihm den Stoß. »Misch sie gut durch, aber so, dass sich die Karten auch verdrehen und viele auf dem Kopf stehen. Eine umgekehrte Karte hat nämlich eine andere Bedeutung als eine aufrecht stehende.«
    »Das ist ja richtig kompliziert«, meinte Tobias.
    »Das ist erst der Anfang. Du musst mir jetzt eine Frage stellen, das heißt, du stellst sie den Karten. Aber du musst sie aussprechen.«
    »Irgendetwas?«, fragte er und fühlte sich ein wenig unwohl in seiner Haut.
    »Ja, was dich eben interessiert. Die meisten Fragen haben etwas mit Geld zu tun, mit Liebe, Problemen,

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