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Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Titel: Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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Strohbündeln über die Wiese zum Haus. Im tiefen Schlagschatten der Wand hockten sie sich auf den Boden. Während Sadik seine Messer trockenrieb, zog Tobias behutsam sein Florett aus dem Stroh. Die Scheide hatte er erst gar nicht mitgenommen, weil jedes Klirren von Metall sie verraten konnte.
    Sie entledigten sich ihrer nassen Leibwäsche und fuhren in Hemd und Hose, die relativ trocken geblieben waren.
    »Versuchen wir einen Blick in den Schankraum zu werfen«, flüsterte Sadik.
    Sie krochen auf allen Vieren an der Hauswand entlang. Das hintere Fenster war verschlossen. Ein karierter Vorhang verwehrte ihnen den Blick ins Innere. Doch als sie um die Ecke bogen, sahen sie, dass eines der Fenster an der Seite einen Spalt offen stand. Jetzt hörten sie auch Stimmen, begleitet von einem leisen Klatschen.
    »… dummes Zeug, sich die Nacht um die Ohren zu schlagen«, hörten sie jemanden sagen, als sie unter dem Fenster kauerten.
    »Tillmann!« Tobias formte das Wort mehr mit den Lippen, als dass er es aussprach.
    Sadik nickte.
    »Was willst du? Dafür bezahlt er uns doch nicht schlecht«, antwortete eine andere Stimme, die sie sofort als die von Stenz erkannten.
    »Ich hau’ mich jetzt aufs Ohr. Weckt mich in zwei Stunden.« Diese dritte Stimme war ihnen unbekannt, doch im nächsten Moment erfuhren sie, wem sie gehörte, denn Tillmann erwiderte brummig: »Worauf du dich verlassen kannst, Valdek.«
    Ganz langsam richtete sich Sadik auf und spähte über die Fensterbank in den Schankraum. Er sah Stenz und Tillmann. Sie saßen ganz in der Nähe des Fensters an einem Tisch und spielten Karten. Er erhaschte auch noch einen Blick auf Valdek, der gerade seine Muskete griff und in einem angrenzenden Zimmer verschwand. Mit einem weiteren Blick prägte er sich die Räumlichkeiten und die Lage der Treppe ein, die ins Obergeschoss führte. Dann zog er sich schnell zurück und gab Tobias ein Zeichen ihm hinters Haus zu folgen. Dort besprachen sie sich.
    »Ich nehme an, dass sich Zeppenfeld oben in einem der Gastzimmer schlafen gelegt hat«, vermutete Sadik. »Das Fenster hat er aufgerissen um frische Luft hereinzulassen, bevor er sich zu Bett begab. Wir haben Glück gehabt.«
    »Und was ist mit Jakob und den Flosbachs?«
    »Die haben sie natürlich eingesperrt. Vermutlich im Keller. Ich habe neben der Treppe eine Luke mit einem Eisenring bemerkt.«
    »Also müssen wir erst durch den Schankraum, wenn wir sie befreien wollen. Oder hast du hier irgendwo eine Tür bemerkt, durch die man von außen in den Keller gelangen kann?«, fragte Tobias.
    »La«, verneinte Sadik.
    »Und was tun wir jetzt? Stürmen wir den Schankraum?«
    Sadik schüttelte den Kopf. »Viel zu riskant. Mit Stenz und Tillmann würden wir wohl fertig werden, aber dieser Valdek ist im Nebenzimmer – und er hat seine verdammte Muskete bestimmt griffbereit neben dem Bett stehen. Außerdem könnte uns Zeppenfeld von oben in den Rücken fallen.«
    »Aber was bleibt uns dann?«
    Sadik deutete nach oben. »Wir müssen erst Zeppenfeld außer Gefecht setzen.«
    Tobias verzog das Gesicht. »Keine üble Idee, nur hat dieser Plan leider einen gravierenden Schönheitsfehler: Ohne Leiter gelangen wir nicht ans Fenster.«
    »Dann holen wir uns eben eine.«
    »Und wo willst du die hernehmen?«
    »Hast du schon mal gehört, dass es auf einem Anwesen wie diesem keine Leiter gibt?«, fragte Sadik zurück. »Ich gehe jede Wette ein, dass wir dort drüben im Schuppen eine finden werden.«
    »Dein Wort in Allahs Ohr«, raunte Tobias.
    Sie schlichen auf der anderen Seite um das Haus herum und suchten nach einer Leiter. In der kleinen Scheune, die sich an den Stall anschloss, wurden sie auch tatsächlich fündig.
    Sie hoben die Leiter von den Haken, trugen sie hinter das Haus und stellten sie ganz behutsam an das Fenster. Sadik zog sein Messer. »Ich geh’ vor! Du folgst mir, wenn ich oben bin!« Er nahm die Klinge zwischen die Zähne und stieg die Sprossen hoch.
    In atemloser Spannung sah Tobias ihm nach. Lautlos erklomm Sadik die Leiter, schwang sich dann über die Fensterbank und verschwand im Zimmer.
    Jetzt klemmte sich auch Tobias das Florett zwischen die Zähne und folgte ihm rasch. Als er oben war, stand Sadik schon neben dem Bett, in dem tatsächlich Zeppenfeld lag, in tiefem Schlaf und schnarchend.
    Sadik gab ihm ein Zeichen, noch mit dem Hineinklettern zu warten. Vermutlich fürchtete er, er könnte mit dem langen Florett irgendwo gegenstoßen und Zeppenfeld zu früh aus dem

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