Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken
länger sie über die Einzelheiten sprachen, desto zuversichtlicher wurden sie. Doch noch stand die Zustimmung des Zöllners zu ihrem Plan aus.
»Ich reite gleich morgen in der Frühe los und hole ihn«, versprach Jacques. »Doch Sie können sich beruhigt zu Bett begeben. Peter Daemgen wird Sie nicht im Stich lassen!«
Gänsekopf und Falkenkopf
Vierfinger-Jacques brach beim ersten Licht des neuen Tages zum Haus seines Schwiegersohnes auf. Jana, Sadik, Tobias und Jakob saßen noch beim Frühstück, als er mit ihm zurückkehrte.
»Hoffentlich hat er nicht zu viel versprochen«, murmelte Jana.
Auch Tobias bangte, wie sich der Zöllner zu ihrem Ansinnen stellen würde, waren sie ihm doch völlig fremd. Und wer war schon so rasch bereit, für einen Fremden seine Haut zu Markte zu tragen, auch wenn es um eine gute Sache ging? Menschen wie Vierfinger-Jacques waren überall auf der Welt dünn gesät. Sollten sie tatsächlich das Glück haben, ausgerechnet hier auf zwei von dieser seltenen Sorte zu treffen?
Mit energischen Schritten trat Peter Daemgen hinter seinem Schwiegervater in den Schankraum. Er war ein kräftiger Mann mit dunkelbraunem Haar und erweckte auf Anhieb einen sympathischen Eindruck. Jacques hatte ihn schon auf dem Ritt zum Gasthof über alles informiert, so dass sie sich sofort zusammensetzen und über ihr weiteres Vorgehen reden konnten.
»Um es gleich vorweg zu sagen«, begann der Zöllner in einem grimmigen Tonfall, der Jana und Tobias dazu bewog, sich einen sorgenvollen Blick zuzuwerfen. »Es gefällt mir ganz und gar nicht, was mir mein Schwiegervater da unterbreitet hat!«
Sadik räusperte sich. Auch er sah seine Hoffnung dahinschwinden. »Ich kann Ihnen gut nachfühlen, dass Sie mit unseren Problemen nichts zu tun haben wollen. Es lag auch nicht in unserer Absicht …«
»Entschuldigen Sie, dass ich Ihnen so unhöflich ins Wort falle, aber ich habe mich wohl missverständlich ausgedrückt«, unterbrach ihn der Zöllner. »Ich bin sehr wohl bereit, Ihnen mit allem, was in meiner Macht steht, zur Seite zu stehen. Was mir nicht gefällt, ist die Tatsache, dass dieser …«
»Zeppenfeld, Armin von Zeppenfeld«, warf Jacques ein.
»Richtig, dass dieser Zeppenfeld und seine Spießgesellen so billig davonkommen sollen«, fuhr Peter Daemgen fort. »Denn wenn ich meinen Schwiegervater recht verstanden habe, geht es letztlich nur darum, sie ein paar Tage hinter Schloss und Riegel zu halten, statt sie ihrer Verbrechen anzuklagen und sie für den Rest ihres Lebens einzusperren! Aber genau das hätten sie verdient!«
Seine zornigen Worte hatten allgemeine Erleichterung zur Folge. »Natürlich sähen auch wir das lieber«, gab Sadik zu. »Nur würde es zu keinem gerechten Prozess kommen …«
»Ja, ja, ich weiß. Ich habe gehört, wie übel man Ihnen und Ihrem Onkel«, dabei sah der Zöllner Tobias mitfühlend an, »mitgespielt hat. Und wir werden uns wohl leider damit abfinden müssen, dass Lumpen wie dieser Zeppenfeld noch immer zu viel Einfluss genießen, um sie ihrer gerechten Strafe zuführen zu können. Also konzentrieren wir uns darauf, wie ich Ihnen dieses Pack möglichst lange vom Hals halten kann.«
Jacques blickte strahlend und stolz in die Runde, als wollte er sagen: Na, habe ich zu viel versprochen? Ein aufrechter Mann, den meine Astrid zum Mann genommen hat! Ganz wie ihr Vater. Einmal Jakobiner, immer Jakobiner!
Sadik dankte ihm tiefbewegt für seine Bereitschaft und dann ging es zur Sache. Sie kamen überein ihren Plan am späten Nachmittag auszuführen. Jacques und seine Frau sollten gar nicht mehr in Erscheinung treten. Auch Jakob nicht. Sadik wollte alle Vorbereitungen allein mit Tobias und Jana treffen um die Gefahr für alle anderen gering zu halten. Für die nötige Kleidung und den Branntwein wollte Jacques sorgen.
»Füllt sie gehörig ab«, ermahnte sie Peter Daemgen noch einmal, als er eine Stunde später aufbrach. »Je später sie aus ihrem Rausch erwachen, desto länger bleiben sie eingesperrt.«
»Worauf du deine schmucke Uniform verwetten kannst«, versicherte Jacques.
»Ich wünsche Ihnen schon jetzt alles Gute«, verabschiedete sich der hilfreiche Zöllner von Sadik, Tobias und Jana per Handschlag. »Später an der Grenze kenne ich Sie ja nicht. Sehen Sie zu, dass Sie so schnell wie möglich nach Paris kommen. Ich werde alles tun, was möglich ist, um sie festzuhalten, ohne dass jemand misstrauisch wird. Aber mit mehr als fünf, sechs Tagen Vorsprung
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