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Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Titel: Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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gingen in der Menge auf und ab, ebenso die Tee-, Wein- und Schnapsverkäufer mit ihren blechernen Behältern auf dem Rücken.
    Ein Stück weiter unterhalb davon, am Ufer des stark befahrenen Stromes, drängte sich ein wahres Heer von Wäscherinnen. Über einen der zahllosen Waschsteine gebeugt, schufteten sie sich den Rücken krumm. Das Wasser schäumte unter ihren Händen und die Luft war erfüllt vom Klatschen nasser Bettlaken und Handtücher auf die Steine, die von Generationen von Wäscherinnen glatt- und rundgewaschen waren.
    Vor ihnen lag die Seine-Insel Ile de la Cite, die gut einen Kilometer in der Länge und vierhundert Meter an ihrer breitesten Stelle maß. Wie ein steinernes Schiff ragte diese dicht bebaute Insel mit seinem ganz eigenen, verwinkelten Labyrinth von Straßenschluchten und fast zwanzig Kirchen aus dem Fluss.
    Jana lenkte den Kastenwagen über die Brücke Pont Notre Dame.
    Weiter oberhalb führten noch zwei weitere Brücken vom rechten Seine-Ufer hinüber. Dreck und Elend starrten ihnen auch hier aus den schmalen Gassen entgegen, als sie der Straße zum anderen Ufer der Insel folgten.
    Tobias erhaschte einen kurzen Blick auf die weltberühmte Kathedrale Notre Dame. Dann schob sich ihm ein anderes, düster wirkendes Bauwerk ins Blickfeld, das wie eine zu groß geratene Kaserne aussah.
    »Was ist das?«, fragte er unwillkürlich.
    »Das Hotel Dieu! Ein Hospiz für die Armen.« Gaspard spuckte verächtlich aus. »Aber das Einzige, was die Kranken dort erwartet, ist der Tod! Ein Wunder, dass ich lebend aus dieser Hölle auf Erden herausgekommen bin! Sollen Tausende sein, die jedes Jahr von dort geradewegs im nächsten Massengrab der Armen landen! Wer da eingeliefert wird, kann besser gleich mit dem Leben abschließen.«
    Tobias fuhr ein Schauer über den Rücken. Die Herberge Gottes! Welch ein Hohn! Denn was Gaspard da gesagt hatte, war keine Übertreibung. Er erinnerte sich noch sehr genau an die entsetzliche Passage, die ihm Onkel Heinrich über die fast unvorstellbaren Zustände in diesem Krankenhaus vorgelesen hatte.
    Über den Petit Pont gelangten sie Augenblicke später auf das linksseitige Ufer und Tobias war froh, als sich neue Häuserschluchten zwischen sie und diesen grauenvollen Ort schoben, der auch noch in unmittelbarer Nachbarschaft eines so wunderbaren Bauwerkes wie Notre Dame lag.
    »Jetzt ist es nicht mehr weit«, erklärte Gaspard, der sich inzwischen wieder mit seiner rechten Hand an der seitlichen Eisenstange festhielt. »Wir sind schon auf dem Platz, in den die Rue Saint Andre des Artes mündet. Die Rue Bayard ist eine der nächsten Seitenstraßen!«
    Dass sie sich in einem besseren Viertel der Stadt befanden, war offensichtlich. Die Straßen sehen bedeutend gepflegter aus und erstickten auch nicht dermaßen im Unrat und Dreck wie die Gassen, durch die sie auf ihrem Weg zum Fluss gefahren waren. Und wenn die Luft auch nicht gerade nach Blumen und Sommerwiese roch, so war sie aber auch nicht vom bestialischen Gestank sich auftürmender Abfälle und verstopfter Abwässerkanäle erfüllt.
    Die Häuser reihten sich zudem längst nicht so schmalbrüstig und so verbaut und heruntergekommen aneinander, wie sie es auf der anderen Seine-Seite gesehen hatten. Hier wiesen die vielen aufwendig gestalteten Fassaden und die zarten Vorhänge vor den Fenstern eindeutig darauf hin, dass dies ein Viertel war, in dem der Anteil der besser gestellten Bevölkerung eindeutig überwog.
    Was Tobias noch auffiel, waren die kleinen Gruppen von ordentlich gekleideten Passanten, zumeist Männern, die vor Geschäften und Hauseingängen standen und sich erregt unterhielten. Viele hielten Zeitungen in den Händen, schienen daraus vorzulesen und über den Inhalt mit Empörung zu debattieren.
    »Weißt du, was das zu bedeuten hat, Gaspard?«, wollte Tobias wissen.
    »Vermutlich reden sich die Leute mal wieder den Kopf über unseren König heiß«, meinte Gaspard. »In dieser Gegend gibt es viele Zeitungsdruckereien und Journalisten und die stehen seit einiger Zeit mit König Charles X. und seiner Politik auf Kriegsfuß. Ich versteh’ nicht viel davon, aber wie ich gehört habe, will der König unsere Rechte noch mehr beschneiden. Seit heute Morgen schwirren eine Menge Gerüchte durch die Stadt. Es heißt, unser Bourbonenkönig will seinen Widersachern in der Abgeordnetenkammer endgültig den Todesstoß versetzen. Aber um was es da genau geht, kann ich euch nicht sagen. So, jetzt musst du hier links abbiegen,

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