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Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Titel: Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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und Verrat gebar
    Der Falke hier darüber wacht
    Was des Verräters Auge wurd’ gewahr
     
    Den Weg der Falke weist
    Auf Papyrusschwingen eingebrannt
    Im Gang des Skarabäus reist
    Verschollenes Tal im Wüstensand
     
    Die Beute nur wird abgejagt
    Dem Räuber gierig Schlund
    Wo rascher Vorstoß wird gewagt
    Würgt aus des Rätsels Rund
     
    Unter dem Gedicht standen noch ein paar Zeilen in derselben zittrigen Handschrift, die die Einschätzung seines Vaters und Sadiks bestätigte, Wattendorf wäre körperlich und seelisch als gebrochener Mann aus der Wüste gekommen und hätte sich auch nie wieder davon erholt. Er hatte den Brief an seinen Vater wie folgt beendet:
    ›… So, jetzt habe ich mein Wissen in deine Hände gelegt, Siegbert. Du wirst das Rätsel gewiss schnell lösen. Das Unheil, das Armin über uns gebracht und das mich in der Stunde der Versuchung hat schwach werden lassen, soll dir den Ruhm bringen, der dir gebührt. Rupert und Jean haben die Schlüssel zu den versteckten Pforten im Innern. Doch ohne dich werden sie nie herausfinden, wo sich diese Pforten für ihre Schlüssel befinden. Nur du kannst ihnen den Weg weisen, wenn du sie an deinem Ruhm beteiligen willst. Dir allein gebe ich hiermit den Schlüssel zum großen Tor. Das ist meine Sühne – und sie soll deinem Stern als Forscher und Entdecker unsterblichen Ruhm bringen.
     
    Eduard Wattendorf‹
     
    Tobias grübelte darüber nach, was Wattendorf wohl mit den inneren Pforten und dem großen Tor meinte und wo sich im Gedicht die Antwort nach dem Sinn des Spazierstocks verbarg. Doch sein Grübeln brachte ihn keinen Schritt weiter.
    »Hat der junge Herr wohl geruht?«
    Die leicht spöttische Stimme des Arabers riss Tobias aus seinen Gedanken. Er ließ den Brief sinken und wandte den Kopf zum Eingang.
    Sadik Talib stand im offenen Tor des Heuschobers, eine schmächtige, aber sehnige Gestalt. Krauses, blauschwarzes Haar mit einigen grauen Strähnen bildete einen eindrucksvollen Kontrast zu seinen hellblauen Augen, die klar und scharf wie Adleraugen blickten und unter buschig schwarzen Brauen lagen. Die ausgeprägten Wangenknochen, die scharfe Nase und die dunkle Haut wiesen deutlich auf seine Herkunft. Er war ein bàdawi, ein Beduine von Geburt, und stolz darauf.
    Tobias verzog das Gesicht. »Geruht ist gut! Ich fühle mich schlapp und wie gerädert, Sadik. Als hätte ich überhaupt nicht geschlafen.« Er faltete das Schreiben zusammen, steckte es in die Jackentasche und wickelte sich aus seinem feuchten Umhang.
    »Das wird schon wieder. Wenn wir erst mal ein paar Stunden unterwegs sind, fühlst du dich wieder besser. Bewegung erzeugt Wärme und Wärme ist die beste Medizin gegen verspannte Muskeln.«
    Die Vorstellung, dass ihnen ein weiterer stundenlanger Fußmarsch bevorstehen mochte, ließ Tobias aufstöhnen. »Auf nüchternem Magen kann ich deinen Witzen nichts abgewinnen. Wo bist du überhaupt gewesen?«
    »Es war zwar schon ein wenig spät für das Morgengebet mit seinen vier rakats, aber Allah wird es mir wohl nachsehen, dass ich nach dieser Nacht nicht schon in der Morgendämmerung meine Waschungen und Gebete verrichtet habe«, erklärte der gläubige Muslim, der den Koran auswendig zitieren konnte und auch sonst eine schier unerschöpfliche Quelle arabischer Spruchweisheiten war.
    Tobias bemerkte nun den kleinen Gebetsteppich, den sich Sadik als handtuchschmale Rolle unter den rechten Arm geklemmt hatte. Er war klein genug um in eine Satteltasche zu passen. Leider fehlten ihnen nicht nur letztere, sondern zuallererst die dazugehörigen Pferde!
    »Ich dachte, du hättest etwas Essbares für uns aufgetrieben«, sagte Tobias enttäuscht.
    »Habe ich auch.« Sadik deutete hinter sich nach draußen. »Bedien dich. Der Tisch ist gedeckt. Eine Hand voll Gräser und ein kräftiger Schluck Wasser helfen gegen die Leere im Magen, glaube mir. Gleich hinter der Hütte fließt ein kleiner Bach. Ich hab’ mir schon den Magen gefüllt. Es hält nicht lange an, aber immerhin.«
    Tobias streckte seinen langen, kräftigen Körper und wankte mit steifen Gliedern hinaus ins Freie. Die Sonne war schon angenehm warm. Was hätte er jetzt nur für einen Kanten frisches Brot gegeben! Doch er musste sich mit kaltem Bachwasser den knurrenden Magen füllen. Er verzichtete jedoch darauf, eine Hand voll Gräser zu kauen, wie Sadik es offenbar getan hatte. Dazu konnte er sich nicht überwinden. Er war doch kein Schaf!
    Als er zu Sadik zurückkehrte, zerschnitt dieser

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