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Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Titel: Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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der Straße.
    Das Essen war deftig und reichhaltig. Von der Zubereitung einfacher Speisen verstand der Wanderprediger mindestens genauso viel wie von Gottes Zorn und der ewigen Verdammnis, über die er sich beim Essen leidenschaftlich und mit sehr anschaulichen Bildern ausließ.
    »Du kannst drinnen bei mir schlafen, mein Sohn«, sagte er, als das Feuer heruntergebrannt war und herzhaftes Gähnen einsetzte. »Du wirst mit der Kutschbank vorlieb nehmen müssen, Bruder Gabriel.«
    Sadik wehrte dankend ab. »Ich schlafe lieber im Freien, genauso wie mein Freund.«
    Tobias wollte protestieren, doch Sadiks eindringlicher, ja fast beschwörender Blick hielt ihn zurück. »Ja, das stimmt«, sagte er deshalb. »Bei so mildem Wetter schlafe auch ich lieber im Freien.«
    Nepomuk Mahn versuchte ihm das auszureden, zuckte dann aber mit den Schultern, als Tobias standhaft blieb.
    Sie holten die Truhe und breiteten ihre Decken am Feuer aus. »Würdest du mir mal verraten, was das soll?«, fragte Tobias leise. »Als hätten wir nicht schon genug Nächte unter freiem Himmel verbracht.«
    »Diese Trompete von Jericho gefällt mir nicht!«
    »Wie meinst du das?«
    »Sie hat in meinen Ohren einen gefährlich falschen Klang, Tobias!«
    »Jetzt siehst du Gespenster. Gut, er ist ein komischer Kauz, aber das ist auch alles.«
    »Allah hat mir Augen zum Sehen und Ohren zum Hören gegeben. Und mir gefällt weder, was ich gesehen noch was ich gehört habe«, beharrte Sadik. »Wenn er ein gottesfürchtiger Wanderprediger ist, bin ich ein Schweineschlächter!«
    Als Moslem gab es für ihn nichts Ekelhafteres als das unreine
    Schwein. Einen drastischeren Vergleich hätte er also kaum ziehen können.
    »Aber er hat doch gar nichts getan, dass du Grund hättest solch ein vernichtendes Urteil über ihn zu fällen, Sadik! Im Gegenteil. Er war freundlich, hilfsbereit, hat uns mitgenommen und sogar sein Essen geteilt. Wie kannst du ihm jetzt so etwas unterstellen?«
    »Keiner sagt von seinem Öl, dass es trübe ist«, erwiderte Sadik murmelnd, »aber sein Öl ist so trübe wie die Nacht. Und Dreck bleibt Dreck, auch wenn er zehnmal über den Euphrat gegangen wäre.«
    »Sadik, ich verstehe dich nicht!« Tobias klang empört.
    »Ich glaube nicht, dass er mir den Knecht und dir den Hauslehrer abnimmt. Hast du nicht gemerkt, wie sehr er sich für den Inhalt der Truhe und dein Florett interessiert hat? Er wusste sofort, dass das ein wertvolles Stück ist.«
    »Aber das ist doch noch längst kein Grund …«
    »Nein, aber für mich Anlass zu erhöhter Wachsamkeit. Wer seiner Katze einen reichhaltigen Tisch deckt, dem frisst die Maus die Ohren ab! Und die Katze der Vorsicht in dir ist satt und schläfrig, mein Junge, dass sie keine Mäuse mehr sieht«, tadelte ihn der Araber.
    »Mir scheint eher, dass du Mäuse siehst, wo keine sind«, erwiderte Tobias.
    »Als ich ihm mit dem Dreibein zur Hand ging, was ihm gar nicht recht war, habe ich Drahtschlingen gesehen – wie man sie braucht, wenn man Wild fangen will. Und eine Korbflasche Branntwein hat er auch unter seinen Sachen!«
    »Und wenn schon? Warum soll er nicht ab und zu mal ein Kaninchen fangen und eine Schwäche für Branntwein haben?«
    Sadik schüttelte den Kopf. »Das allein ist es nicht. Doch seit der Sache mit dem Messer weiß ich, dass ihm nicht über den Weg zu trauen ist!«
    »Was für eine Sache mit dem Messer?«
    »Ich schälte Kartoffeln mit meinem Messer, du weißt, das mit dem Elfenbein.«
    Tobias nickte. »Ich habe mich überhaupt gewundert, dass du nicht das andere genommen hast.«
    »Ich tat es mit Absicht. Dann holte er den Speck hervor um Scheiben davon abzuschneiden. Und nun pass auf: Seine rechte Hand fuhr gewohnheitsmäßig unter seine Jacke, wo er wohl sein
    Messer stecken hat, hielt jedoch plötzlich inne. Und dann bat er um mein Messer, weil er seines angeblich im Wagen hätte. Warte! Ich bin noch nicht zu Ende!«, sagte er schnell, als Tobias ihm ins Wort fallen wollte. »Ich gab es ihm und wandte den Kopf etwas, so dass er sich unbeobachtet wähnte. Und weißt du, was er tat? Er balancierte blitzschnell und gekonnt das Messer aus! Etwas, das nur jemand tut, der viel von Wurfmessern versteht. Bei Allah und seinem Propheten, ich sage dir, die Trompete von Jericho bläst die falsche Melodie!«
    Tobias war nachdenklich geworden. »Wenn du mit deinen Vermutungen Recht hast …«
    »Ich habe Recht«, versicherte Sadik.
    »Und was jetzt?«
    »Hol den Geldbeutel hervor! Na los! Er

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