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Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Titel: Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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in seinem Rücken ahnte er mehr, als dass er sie sah. Doch es war schon zu spät, darauf zu reagieren. Etwas entsetzlich Spitzes und Kaltes lag plötzlich hinter seinem linken Ohr und spannte die Haut.
    »Nur ein einziger falscher Atemzug, Bruder Nepomuk, und die Klinge geht quer durch deinen gottesfürchtigen Schädel auf Wanderschaft zu deinem rechten Auge«, warnte Sadik mit leiser Stimme, die dadurch einen noch drohenderen Klang erhielt.
    Nepomuk Mahn erstarrte mitten in der Bewegung zur Salzsäule. »Allmächtiger!«, stieß er zu Tode erschrocken hervor.
    Tobias fuhr jäh aus dem Schlaf. Er hatte wie Sadik stundenlang in angespannter Erwartung wach gelegen. Doch als nichts passiert war, war er überzeugt gewesen, dass Sadik der kauzigen Trompete von Jericho unrecht tat, und hatte seinem Verlangen nach Schlaf nachgegeben. Er sah nun die erstarrte Gestalt des Wanderpredigers über sich, das Messer in der Hand – und Entsetzen ließ ihn erschauern. Sadiks Verdacht hatte sich als richtig erwiesen. Bruder Nepomuk hatte ihn ausrauben und ihm vielleicht sogar die Kehle im Schlaf durchschneiden wollen!
    Rasch rollte er sich unter ihm weg und sprang auf.
    »Er hat es wirklich versucht!« Gänsehaut überzog seine Arme und ihn fröstelte.
    »Und ob er es versucht hat!«, stieß Sadik grimmig hervor. »Die gottesfürchtige Trompete von Jericho wollte uns wohl ins Jenseits blasen und dazu brauchte er noch nicht einmal seine Trompete. Denn er versteht sich offenbar auch auf das stumme Lied der Messerklinge! Ich werde ihm vermutlich nichts Neues beibringen können. Aber im Himmelreich wird er derlei Künste wohl nicht mehr bedürfen.«
    »Nein, nein, das hätte ich nie getan! Der HERR ist mein Zeuge! Ich wollte nur den Beutel! Das Menschenleben ist mir heilig! Nicht angetastet hätte ich ihn, bei allen Seelen, die ich vor dem Fegefeuer gerettet habe!«, versicherte Nepomuk Mahn in panischer Angst und das Messer entglitt seiner zitternden Hand.
    »Kein Wort glaube ich ihm!« Tobias saß der Schock der Erkenntnis, dass er jetzt schon hätte tot sein können, wenn Sadik nicht so ein feines Gespür gehabt hätte, noch immer tief in den Gliedern.
    »Ich auch nicht! Wir sollten ihn den Fischen zum Fraß vorwerfen! In handlichen Portionen«, knurrte Sadik.
    »Habt Erbarmen mit einem armen Sünder, Brüder!«, wimmerte Nepomuk Mahn. »Ich habe noch nie einem ein Haar gekrümmt, das schwöre ich bei der Heiligen Schrift und meiner Seele. Möge sie auf ewig im Fegefeuer lodern, wenn es nicht die Wahrheit ist! Blut ist nicht an meinen Händen! Ich gebe zu, dass die Verlockung gelegentlich stärker war als mein Glaube, und so manches Mal habe ich der Versuchung nicht widerstehen können, mich am Eigentum meiner Brüder ein wenig zu bereichern.«
    »Ein wenig! Pah!« Tobias hob das Messer auf.
    »Es ist die Wahrheit!«, beteuerte er angstschlotternd. »Nur Almosen habe ich mir aus fremden Taschen zugestanden. Ich hätte mir auch nur eine Münze aus dem Beutel genommen, mein Sohn! Nur eine einzige Münze! Doch dein Leben hätte ich nicht angerührt! Die Hand soll mir abfallen und die Pest über mich kommen, wenn es nicht so ist, wie ich sage!«
    »Die Hand eines Diebes fällt sowieso«, lautete Sadiks schroffe Antwort.
    Tobias wusste nicht, ob Sadik ihm nur Todesangst einjagen wollte oder es tatsächlich so meinte. Wenn er sich recht erinnerte, wurde einem Dieb in Sadiks Heimat die Diebeshand abgehackt. »Was machen wir mit ihm?«, fragte er verunsichert und beklommen.
    »Bruder Nepomuk hat sein Leben verwirkt! Die Trompete von Jericho hat diese Nacht ihren letzten missklingenden Ton von sich gegeben! Wir sind alle Knechte des Herrn, wie er so schön sagte. Nun, wir werden ihn zu seinem Herrn schicken, damit er endlich seinen verdienten Lohn empfängt.«
    Nepomuk Mahn überfiel das große Zittern und Heulen. »Erbarmen! Barmherzigkeit! Öffnet eure Herzen Gottes Güte und Gnade! Nehmt mir nicht mein armseliges Leben! Ich schwöre bei allem, was ihr wollt, dass kein Blut an meinen Händen klebt!«
    »Ein bisschen Gnade können wir doch walten lassen«, schlug Tobias vor, der einen schnellen Blick mit Sadik getauscht hatte und nun wusste, dass er den erbarmungslosen Richter nur spielte.
    »Die Stechmücke auf deiner Wange erschlägst du besser, wenn du nicht willst, dass sie dich erneut sticht!«, erklärte Sadik grimmig.
    »Vielleicht sagt er die Wahrheit und es klebt wirklich kein Blut an seinen Händen.«
    »Mit der Wahrheit steht die

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