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Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Titel: Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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soll wissen, dass es sich lohnt. Nun tu schon, was ich dir sage! Ja, mach ihn auf und lass die Münzen schön klingen«, raunte er und sagte mit gespielt aufbrausender Stimme: »Aber morgen zahlst du mich aus! Ich will meinen Anteil!« Und leise fuhr er fort: »Nun steck den Beutel wieder ein und sag irgendetwas Schroffes!«
    Tobias zog den Lederbeutel zu. »Es bleibt, wie wir es vereinbart haben!«, schien es ihm ärgerlich zu entfahren. »Und jetzt will ich schlafen!«
    »Gut! Sehr gut so«, sagte Sadik gedämpft. »Leg du dich etwas oberhalb von mir hin. Lass das Florett hier bei mir. Aber unauffällig. Schieb es unter die Decke.«
    »Was hast du vor?«
    »Uns eine ruhige Nacht verschaffen. Wenn die Katze still liegt, so erjagt sie eine fette Maus. Keine Bange. Ich passe schon auf, auch wenn es so klingt, als würde ich schlafen. Wenn Bruder Nepomuk der ist, für den ich ihn halte, wird er nicht lange auf sich warten lassen. Und dann werde ich ihm ein paar Takte blasen, die in seinem Repertoire nicht fehlen sollten«, murmelte er.
    Tobias hatte den Haken der Florettschnalle geöffnet, schlug Sadiks Decke darüber und zog seinen dicken Umhang aus der Kiste.
    »Mir fallen die Augen zu«, sagte er halb laut, dass Nepomuk Mahn ihn gerade noch verstehen konnte, und rollte sich zwei Schritte schräg oberhalb von Sadik in seinen Umhang.
    Sadik knurrte etwas Unverständliches. Dann kehrte nächtliche Stille am Ort der niedergebrannten Heimstatt ein. Eine Stille, die von zahlreichen verschiedenen Lauten erfüllt war. Fische schnappten im Teich nach Insekten, die der Wasseroberfläche zu nahe kamen. Frösche palaverten mit lautem Quaken im Schilf. Eine Eule gab ihren Missmut über so viel Geschwätzigkeit mit einem ernsten, tadelnden Ruf kund. Im Unterholz zwischen den Bäumen knackte und raschelte es. Das Klatschen der Schwingen eines abstreichenden Nachtvogels, das sich schnell in der Nacht verlor, und das gleichmäßige Rupf, rupf, rupf, rupf von Petrus, der sich wohl bis zum Morgen müde fressen wollte.
    Das Feuer glühte aus.
    Hellwach lag Sadik im Gras, die Decke bis zu den Schultern hochgeschlagen, darunter das Florett aus der Scheide gezogen, und lauschte aufmerksam in die Nacht. Er gab sich den Anschein, als schliefe er. Kein besonders lautes Schnarchen, sondern nur ab und zu ein Laut, wie ihn ein Schlafender im Traum manchmal von sich gibt, wenn er sich auf die Seite dreht und der Atemrhythmus sich kurz verändert.
    Er verlor das Zeitgefühl nach der zweiten Stunde angespannten Wartens. Hatte er sich vielleicht doch in Nepomuk Mahn geirrt? War er zu misstrauisch gewesen?
    Nichts geschah.
    Doch dann veränderte sich die natürliche Geräuschkulisse der Nacht. Ein Geräusch, das die ganze Zeit dagewesen war, fehlte auf einmal. Das Ausbleiben dieses Lautes irritierte ihn, ohne dass er jedoch im ersten Moment zu sagen vermocht hätte, was es war, das da im Nachtkonzert der Natur verstummt war. Er horchte, grübelte und wusste plötzlich die Antwort: Es war das beständige Rupf, rupfrupf, rupf des Pferdes!
    Augenblicke später war leises Klirren von Metall zu hören sowie ein paar dumpfe Geräusche. Kein Zweifel: Bruder Nepomuk spannte Petrus vor den Wagen!
    Sadik verzog das Gesicht. Nicht dumm, der Bursche. Erst alles für eine rasche, problemlose Flucht vorbereiten. Würde jetzt einer von ihnen aufwachen, gab es nichts, was sie ihm hätten vorwerfen können. Irgendeinen scheinbar plausiblen Grund, weshalb er mitten in der Nacht anspannte, würde er gewiss parat haben.
    Nepomuk Mahn war in der Tat alles andere als dumm. Als das Pferd im Geschirr stand, zwang er sich und Sadik eine weitere Geduldsprobe auf.
    Sadik zählte seine Herzschläge um wieder ein Gefühl für die Zeit zu bekommen. Zehn Minuten vergingen, fünfzehn, zwanzig, dreißig …
    Verdammte Schlange! zürnte Sadik in Gedanken. Zeig deine Giftzähne oder zieh dich in dein Versteck zurück! Aber entscheide dich!
    Dann endlich: Die Trompete von Jericho blies zum Angriff! Lautlos. Wie ein Schatten und tief geduckt schlich er vom Wagen heran, ein Messer in der Hand.
    Grimmiger Triumph erfüllte Sadik. Ein feiner Bruder! So gottesfürchtig wie ein Meuchelmörder, der für ein paar Kreuzer zu jedem Verbrechen bereit ist! Aber diese Trompete würde er schon zum Klingen bringen! Bei Allah und seinem Propheten, ein paar ganz neue Töne würde er aus ihr herauslocken!
    Nepomuk Mahn kniete sich nun neben Tobias ins Gras und tastete nach dem Geldbeutel. Die Bewegung

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