Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Titel: Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
Vom Netzwerk:
zeugen, heißt es«, fuhr sie verbittert fort. »Aber Ludwig meint, dass es ihnen in Wirklichkeit nur darum geht, uns arme Landleute auch in Zukunft knechten und ausbluten zu können. Denn wenn er auch genug Lohn verdienen würde um mich und ein paar Kinder ernähren zu können, würden wir doch nie die hundertfünfzig Gulden zusammenkriegen, und so können wir eben nicht heiraten. Das schafft dem Bauern billige Knechte und Mägde, sagt Ludwig, und deshalb will er übers Meer. Der Hannes hat ihm Geld geschickt. Aber es reicht gerade für ihn allein. Und er will nicht, dass ich mit Schulden die Überfahrt antrete.«
    »Geht das denn?«
    Sie nickte. »Es gibt Agenten, die einem die Überfahrt bezahlen. Drüben dann, wenn man in den Americas ist, löst einen ein Großbauer oder jemand mit einer Fabrik aus. Und bei dem muss man dann die Überfahrt abarbeiten. Bis zu sieben Jahre und mehr, hat der Hannes geschrieben. Und der Auslöser kann einen in der Zeit sogar weiterverkaufen, an wen und wohin er will, ohne dass man etwas dagegen tun kann.«
    »Aber das ist ja wie Leibeigenschaft! Sklaverei!«, entfuhr es Tobias ungläubig und erbost zugleich.
    »Das hat Ludwig auch gesagt. Deshalb soll ich ja bleiben und warten, bis er mir genug Geld für die Überfahrt schicken kann. Aber Hannes’ Frau hat vier Jahre warten müssen und das war noch gar nicht mal lange, wie ich gehört habe. Vier Jahre! Was ist, wenn er mich drüben vergisst und auf die schönen Augen eines anderen Mädchens hereinfällt?«
    Wieder liefen ihr die Tränen.
    Tobias wurde wieder einmal bewusst, wie privilegiert er doch war, wie sorglos er auf Falkenhof gelebt hatte und wie wenig er von dem harten, ungerechten Leben der einfachen Leute wusste, die unter der Knute derart grausamer Gesetze lebten. Und er begriff, dass der Kampf seines Onkels und dessen Freunde für Menschenrechte und Gerechtigkeit genau diese Form der Willkür und Unterdrückung beseitigen wollte.
    Er dachte an die vielen Goldstücke, die er in der Tasche trug und von denen nur einige wenige genügten, um Magdalena mit einem Schlag von ihrem Kummer zu erlösen, ohne dass es ihn groß schmerzen würde. Er würde ihr helfen!
    »Magdalena …«, setzte er an, brach aber ab, als er Hufschlag auf der Straße hörte. Er blickte auf und sah drei Reiter auf den Gasthof zuhalten.
    Es waren Zeppenfeld, Stenz und Tillmann.
     

 
Die Verführung
     
    Einen Augenblick war er vor Schreck wie gelähmt. Die Gedanken jagten sich hinter seiner Stirn. Wie hatte Zeppenfeld sie gefunden? Oder war ihr Auftauchen ein schrecklicher Zufall? Sie saßen unbekümmert in den Sätteln, nicht so, als wüssten sie, dass sie hier waren. Aber was bedeutete das schon? Sadik saß oben im Badebottich und die Pferde standen drüben beim Hufschmied in der Scheune. An Flucht war nicht zu denken!
    Tobias packte Magdalenas Handgelenk und drückte so fest zu, dass sie schmerzhaft zusammenfuhr.
    »Du tust mir weh!«
    »Entschuldige, das wollte ich nicht. Magdalena, hör mir gut zu!«, sprudelte er gehetzt hervor. »Die drei Männer da draußen suchen mich und meinen Freund. Wir haben nichts verbrochen, das schwöre ich dir bei allem, was mir heilig ist! Sie wollen uns etwas rauben, was meinem Vater gehört und was wir in Sicherheit zu bringen versuchen. Sie sind durch und durch schlecht und haben meiner Familie viel Kummer bereitet. Du darfst uns nicht verraten, hörst du? Wenn du uns hilfst, sorge ich dafür, dass du genug Geld hast, um mit deinem Ludwig nach Amerika auszuwandern.«
    Verständnislos sah sie ihn an. »Ich verstehe nicht …«
    Tobias hielt sich nicht mit langen Reden auf. Er riss seinen Geldbeutel hervor, zerrte ihn auf und ließ sie das viele Gold sehen.
    »Frag jetzt nicht! Hier sind zwei Goldstücke, damit du siehst, dass ich es ehrlich meine! Verrate uns nicht! Ich beschwöre dich! Wir haben nichts verbrochen! Doch diesen Männern dürfen wir nicht in die Hände fallen. Ich muss jetzt schnellstens aus dem Schankraum, sonst entdecken sie mich! Komm gleich aufs Zimmer!«
    Und bevor sie ihm noch antworten konnte, sprang er auf und eilte die Treppe nach oben, denn die drei Reiter glitten soeben vor dem Gasthof aus den Sätteln.
    Sadik saß mit geschlossenen Augen und einer verzückten Miene in dem hölzernen Badebottich, der mitten im Zimmer stand. Er hatte den Verband abgenommen und sein Gesicht bot einen merkwürdigen Anblick. Die Streifen hatten ein Muster von roten Linien auf seiner Haut

Weitere Kostenlose Bücher