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Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Titel: Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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setzte sich mit einem Stoßseufzer der
    Erleichterung auf.
    Tobias lachte über das ganze Gesicht. »Wir haben es geschafft! Wir haben es tatsächlich geschafft. Jetzt kann er uns nichts mehr anhaben!«, rief er, als sich das Boot rasch vom Ufer entfernte.
    »Nein, er nicht«, murmelte Sadik mit einem besorgten Blick auf den reißenden Fluss.
    Jentsch schickte ihnen lästerliche Flüche hinterher, während er am Ufer mit seinem davontreibenden Fährkahn Schritt zu halten und gleichzeitig die Flinte nachzuladen versuchte. Beides zur selben Zeit ließ sich schlecht miteinander in Einklang bringen. Er blieb schließlich stehen um neues Pulver und Schrot in die Läufe zu stopfen. Dabei verlor er kostbare Zeit. Auch mit einem noch so schnellen Tempo vermochte er diesen Vorsprung hinterher nicht wieder aufzuholen. Zumal sein wilder und hoffnungsloser Wettlauf an einer Waldzunge, die bis ans Wasser reichte und dort in dichtes Gestrüpp überging, ein jähes Ende fand. In wilder Wut feuerte er auf den Kahn, der für seine Schrotgarben aber schon viel zu weit stromabwärts trieb.
    »Fahrt zur Hölle!«, schrie er ihnen nach. »Das Genick sollt ihr euch brechen! Ersaufen sollt ihr! Weit werdet ihr nicht kommen! Ich werde dafür sorgen, dass ihr euch bis ans Ende eurer Tage in einem Steinbruch schinden müsst!«
    Tobias formte mit beiden Händen einen Schalltrichter. »Haben Sie die Reihenfolge nicht ein wenig durcheinander gewürfelt, guter Mann?«, schrie er voller Spott zurück. »Wie möchten Sie es denn nun?«
    »Lass ihn, Tobias«, sagte Sadik. »Tausend Flüche zerreißen noch nicht einmal ein Hemd.«
    Tobias grinste. »Richtig, was kümmert die Wolken das Geheul der Schakale, nicht wahr? Selbst schuld, dass er seinen blöden Kahn jetzt los ist. Hätte er uns übergesetzt, hätte er eine Hand voll Goldstücke eingestrichen. Das hat er nun von seinem Starrsinn!«
    Er versuchte sich aufzurappeln, doch das war leichter gesagt als getan. Erst jetzt, als die akute Gefahr durch den schießwütigen Fährmann gebannt war, wurde ihm wieder bewusst, dass sie nicht von sanft dahinfließenden Wogen eines trägen Flusses stromabwärts getragen wurden. Nein, der Boden unter ihm hob und senkte sich, dass er sich unwillkürlich an einen bockenden Esel erinnert fühlte, der seinen Reiter abzuwerfen versucht.
    »Heiliger Strohsack! Da sind wir ja in einen mächtig wilden Tanz geraten!«, stieß er mit erzwungener Heiterkeit hervor, während ihm in Wirklichkeit ein flaues Gefühl kalten Schweiß auf die Stirn trieb. Wie ein Betrunkener wankte er zum Geländer und hielt sich daran fest. Einen Augenblick starrte er benommen auf den schäumenden Fluss.
    Was sich vor seinen Augen abspielte, hätte für jeden Alptraum gereicht. Nur war diese rasante nächtliche Flussfahrt durch schäumende Wirbel Wirklichkeit! Von der Mitte dieser unbändig dahinjagenden Wassermassen sah der Neckar erschreckend breit aus. Wie fern die Ufer waren! Und wie schnell sie in der Dunkelheit dahinflogen! Die Bäume verschmolzen beidseits zu einer einzigen schwarzen Wand – ebenso undurchdringlich wie unerreichbar!
    Wir sind verloren! schoss es ihm durch den Kopf. Vaters Tagebücher, den Falkenstock, Sadik, Magdalena und mich – alles wird der Fluss verschlingen! Wir sind verloren! Verloren!
    Es war Sadiks erregte Stimme, die ihn aus diesem tranceähnlichen Zustand riss. »Tobias! Bist du von allen guten Geistern verlassen? Hilf uns endlich, diese verflixten Biester unter Kontrolle zu bekommen!«, schrie er ihm zu. »Das hier ist keine gemütliche Ruderpartie. Die Pferde drehen durch! Tobias! … Beim Barte des Propheten, nun beweg dich schon!«
    Verstört fuhr Tobias herum. Schamesröte schoss ihm ins Gesicht, als er sich seiner Angst bewusst wurde, die ihn lahmte und die Hände nicht vom Geländer nehmen ließ. Sadik brauchte seine Hilfe! Und auch Magdalena! Die beiden Falben spielten verrückt und waren kaum zu bändigen. Was war nur mit ihm geschehen?
    »Ich kann ihn nicht mehr halten!«, rief Magdalena mit angsterfüllter Stimme.
    Als Tobias sah, wie sie zu Boden stürzte, ließ er das Geländer los und sprang zu ihr. Er konnte seinen Falben am Zaumzeug packen, musste aber alle Kraft aufwenden um ihn an einem erneuten Aufbäumen zu hindern.
    »So ist es schon besser!«, brummte Sadik.
    Tobias wagte nicht seinen arabischen Freund anzuschauen. Er schämte sich seines Versagens. Wie hatte ihm das nur widerfahren können?
    Magdalena stand mit schmerzverzerrtem

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