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Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken

Titel: Falkenhof 02 - Auf der Spur des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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führen sollen«, mahnte er sie. »Es gibt bei uns Beduinen einen Spruch, der da heißt: ›Berechne zuerst die Größe des Knochens nach deiner Kehle, ehe du ihn hinunterschluckst!‹«
    »Ich habe nicht die Absicht es allein mit Zeppenfeld aufzunehmen. Doch der gesunde Menschenverstand sagt mir, dass drei weniger Schwierigkeiten haben einen dicken Knochen zu zernagen und zu verdauen, als wenn sich nur zwei die Zähne daran ausbeißen«, erwiderte sie schlagfertig.
    Er hob in einer Geste der Resignation die Hände und seufzte. »Dann nehmen wir deine Hilfe an, Jana. Es scheint Allahs Wille zu sein und sein Wille geschehe.«
    Jana lachte. »Endlich ein vernünftiges Wort!«
    Tobias konnte sich ein spöttisches Grinsen nicht verkneifen. Es passierte äußerst selten, dass Sadik einmal nicht das letzte Wort behielt und sich geschlagen geben musste. Er empfand jedoch auch Stolz und Hochachtung für seinen Beduinenfreund, der nun, da die Entscheidung gefallen war, sie ohne Einschränkung akzeptierte und sich in ihren Dienst stellte.
    »Da wir die nächsten Wochen also zusammen von Volksfest zu Volksfest ziehen werden und so wenig Aufmerksamkeit wie möglich erregen wollen, müssen wir das Fuhrwerk gleich morgen verkaufen«, schlug er in seiner vorausschauenden Art vor. »Unterwegs auf den Straßen sind Tobias und ich hier im Kastenwagen zehnmal besser aufgehoben als auf dem offenen Kutschbock unseres Fuhrwerkes. Auf den Volksfesten selbst werden wir am besten Verkleidungen tragen, wie sie hier üblich und damit völlig unauffällig sind.«
    »Ich habe noch venezianische Masken und Spitzhüte mit bunten Papierperücken«, sagte Jana und fügte hinzu: »Zwei geheimnisvoll aussehende Gehilfen kann ich sehr gut brauchen. Sie werden mein müdes Geschäft bestimmt beleben.«
    »Dann machen wir es so.« Sadik legte seinen Holzlöffel in den leeren Suppenteller und erhob sich. »Ihr werdet sicher nichts dagegen haben, wenn ich mich jetzt schlafen lege. Es war ein langer Tag und ich bin müde.«
    »Aber du brauchst doch nicht draußen zu schlafen«, wollte Jana ihn zurückhalten. »In diesem Wagen ist Platz genug für drei. Aus der Sitzbank lässt sich eine zweite Koje machen. Und wenn man Decken im Mittelgang auslegt, ist es dort auch recht bequem. Ich habe jahrelang auf dem Boden geschlafen, als ich mit Tante Helena und Onkel Rene durch die Lande gezogen bin. Ihr beide könnt die Kojen haben.«
    »Alf schukr! … Tausend Dank, aber damit würdest du mir keinen großen Gefallen tun«, wehrte er freundlich ab. »Bei trockenem Wetter ziehe ich ein Nachtlager unter freiem Himmel jeder anderen Unterkunft vor. Leltak sa’ida, eine gute Nacht, meine Freunde.«
    »Leltak sa’ida mbarak«, erwiderte Tobias den Gutenachtgruß fröhlich. »Möge Allah dem Bierzelt diese Nacht einen weniger guten Umsatz bescheren.«
    Sadik lachte und stieg durch die schmale Tür in der Rückfront aus dem Kastenwagen.
    Tobias und Jana saßen noch eine gute Stunde im warmen Schein der Lampe und redeten. Es gab so vieles, was sie beschäftigte. Der Falkenstock, den sie gemeinsam einer erneuten Untersuchung unterzogen ohne sein Geheimnis jedoch lüften zu können, stand dabei trotz allem nicht im Mittelpunkt ihres Gespräches. Tobias tat es gut, seine Sorge um Onkel Heinrich mit ihr teilen zu können und sich dann von ihren Geschichten ablenken zu lassen.
    Als sie dann die Lampe löschten und in ihren Kojen lagen, führten sie in der Dunkelheit ihr vertrauliches Zwiegespräch fort, bis es in der aufsteigenden Schläfrigkeit versickerte.
    Sie hatten sich eine gute Nacht gewünscht und Tobias fielen schon die Augen zu, als Janas Stimme ihn noch einmal von der Schwelle des Schlafes zurückholte.
    »Tobias?«
    »Mhm?«
    »In Wattendorfs Brief an deinen Vater steht, dass der Falkenstock nur ein Teil des Rätsels ist und Jean Roland und Rupert Burlington die beiden anderen Teile besitzen.«
    »Ja, das stimmt. Wattendorf muss ihnen wohl auch etwas zugeschickt haben, das die Schlüssel zu den versteckten Pforten im Innern sein sollen.«
    »Wenn du nach Paris gehst, wirst du bestimmt erfahren, was Monsieur Roland von Wattendorf erhalten und ob er sein Rätsel schon gelöst hat, nicht wahr?«
    »Sicher.«
    »Wirst du es dann dabei belassen?«
    »Wie meinst du das?«
    »Na ja, es gibt dann noch das dritte Rätsel, ohne das Wattendorfs Geheimnis um das verschollene Tal nicht zu lösen sein wird – und dieses Rätsel liegt bei Rupert Burlington in England. Also wirst du

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