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Falkenhof 03 - Im Banne des Falken

Falkenhof 03 - Im Banne des Falken

Titel: Falkenhof 03 - Im Banne des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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schon die Erwiderung auf der Zunge, dass die Muslime in vielen Dingen auch Christen als gutes Vorbild dienen könnten, etwa was ihre Sauberkeit betraf. Aber er wollte Gaspard nicht verletzen, der Waschen ohne Zweifel für eine unnötige Verschwendung von Zeit und Wasser hielt und sich den Dreck auch dementsprechend selten von Kleidung und Körper wusch.
    Wenig später legten sie sich schlafen. Der Tag war lang und anstrengend gewesen, und sie waren schon rechtschaffen müde gewesen, als das Gesindel sie aus dem Hinterhalt hatte überfallen und ausplündern wollen.
    »Wie weit haben wir es jetzt noch bis zur Küste?«, fragte Jana in der nach Heu und Stroh duftenden Dunkelheit.
    »Wenn die Straßen nicht noch viel schlechter werden, sollten wir morgen Abend in Tinville sein«, antwortete der Beduine.
    »Dann tauschen wir das Rattern und Rütteln der Kutsche gegen schwankende Schiffsplanken ein«, sagte Tobias voller Vorfreude.
    »Ein dummer Hahn, der glaubt, dass ihn schon der Wunsch zum
    Futterhändler macht«, gab Sadik wieder einmal mit dem ihm eigenen trockenen Humor eine seiner orientalischen Spruchweisheiten zum Besten. Er war eine geradezu unerschöpfliche Quelle von Weisheiten und Sprichwörtern aller Art. Viele davon entstammten jedoch nicht der traditionellen mündlichen Überlieferung oder dem Koran, sondern waren Sadiks ganz persönliche, spontane Schöpfung, wie Tobias felsenfest überzeugt war, auch wenn sein Freund das stets leugnete und sich auf irgendeinen berühmten Gelehrten oder weisen Scheich berief. Sadik hatte es ganz faustdick hinter den Ohren, daran gab es nicht den geringsten Zweifel!
    »Womit du mir wohl in deiner blumigen Sprache und mit der dir eigenen feinfühligen Art zu verstehen geben möchtest«, antwortete Tobias ihm mit gutmütigem Spott, »dass ich mal wieder zu vorschnell bin und wir zuerst einmal ein Schiff finden müssen, nicht wahr?«
    »Allah lässt manchmal auch ein Licht in der Finsternis aufleuchten, wo man es gar nicht erwartet!«, neckte Sadik ihn, in seinen dunklen Augen stand jedoch tiefe Zuneigung. Für Tobias hätte er sein Leben gelassen.
    »Na, dann wird er sich ja auch kaum so kleinlich zeigen, uns nicht rasch ein Schiff zu schicken, das uns über den Kanal bringt«, gab Tobias schlagfertig zurück.
    »Allahs Wege sind wundersam.«
    »Apropos wundersam!«, rief Jana aus ihrem Strohlager rechts von Tobias. »Wie wäre es mal wieder mit einem arabischen Rätsel, Sadik? Du hast uns schon lange keins mehr gestellt.«
    »Und du möchtest nicht aus der Übung kommen, ja?«
    »Aiwa!«, bestätigte Jana auf Arabisch.
    Sadik musste man nicht lange bitten eine Geschichte zu erzählen oder ein Rätsel zu stellen. Er liebte diese Art der Unterhaltung, wie er die Weite der Wüste und den wiegenden Gang eines guten Reitkamels liebte. »Fütterst du es, lebt es; tränkst du es, stirbt es.«
    Jana und Tobias gaben wie aus einem Mund einen Laut der Entrüstung von sich und Jana sagte vorwurfsvoll: »So aus der Übung, dass du uns ein derart leichtes Rätsel stellen musst, sind wir ja nun nicht!«
    »Was ist es denn?«, wollte Gaspard wissen.
    »Das Feuer!«, sagte Tobias ihm die Lösung.
    »Natürlich!« Man hörte, wie sich Gaspard die Hand vor die Stirn schlug.
    »Das ist ein primitives Kinderrätsel!«, sagte Tobias ein wenig großsprecherisch.
    Sadik lachte. »Ich wollte euch nicht um euren Schlaf bringen, aber wenn ihr meint, noch ein wirklich gewitztes arabisches Rätsel lösen zu können, bevor euch die Augen zufallen, sollt ihr die Gelegenheit dazu bekommen. Also hört zu: Gelb und rot, doch keine Seide; die Taille geschnürt, aber kein General, sie gibt dir einen Kuss, und du weinst. – Was ist gemeint?«
    »Eine Haremsdame?«, riet Gaspard ins Blaue, zu träge für scharfsinnige Überlegungen.
    »Es mag Haremsdamen geben, deren Kuss einem Mann die Tränen in die Augen treibt«, räumte Sadik spöttisch ein. »Aber bei nochmaligem Nachdenken wird dir unschwer einleuchten, dass deine Haremsdame nicht die gesuchte Antwort sein kann.«
    »Und wenn schon. Ein ungelöstes Rätsel hat mich noch nie um den Schlaf gebracht«, sagte Gaspard offen heraus, drehte sich auf die Seite und war im Handumdrehen eingeschlafen.
    Jana und Tobias dagegen rätselten in Gedanken weiter, doch die Lösung wollte sich einfach nicht einstellen. Dieses Rätsel war schwer!
    Sadik wünschte ihnen schließlich eine gute Nacht. »Vielleicht gibt Allah euch die Erleuchtung im Schlaf. Umso mehr werdet ihr

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