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Falkenhof 03 - Im Banne des Falken

Falkenhof 03 - Im Banne des Falken

Titel: Falkenhof 03 - Im Banne des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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begegnet war, nicht Halt gemacht. Die böse Saat der Mächtigen, die Feindschaften zwischen Völkern schürten. Dass abertausende Gleichaltrige in den Elendsvierteln von London und anderen Städten das gleiche Schicksal trugen wie er, kam ihm nicht in den Sinn.
    Der Beduine musterte ihn halb mitleidig, halb verärgert. »Es gibt da ein Sprichwort bei den Sudani, das dir bei dieser Einstellung sicher gefallen wird.«
    »Und wie heißt es?«, fragte Gaspard misstrauisch.
    »Schlage den Fremden und triff ihn ins Herz, denn wäre etwas Gutes an ihm, so wäre er zu Hause geblieben«, zitierte Sadik.
    Flammende Röte überzog Gaspards Gesicht, als er begriff, was Sadik ihm damit zu verstehen geben wollte, denn dumm war er nicht.
    Tobias fand zwar, dass Sadik Recht hatte, wünschte jedoch, er hätte Gaspard dieses dumme Vorurteil fremden Völkern und Sitten gegenüber durchgehen lassen. Aber was diese Dinge betraf, vergaß Sadik gewöhnlich seine Großzügigkeit.
    Um den Moment der Betroffenheit zu überbrücken, fragte er schnell: »Sag mal, Sadik, warum wolltest du eigentlich unbedingt hierher nach Tinville? Ich meine, einen allzu großen Hafen scheint es ja nicht zu haben. Wir hätten doch auch ein Stück weiter nach Dieppe hoch oder hinunter nach Le Havre fahren können. In den Häfen herrscht bestimmt ein viel stärkeres Kommen und Gehen.«
    »Du meinst, in einem Korb voller Äpfel lassen sich ein paar faule Früchte leichter verstecken als auf einem Teller«, sagte Sadik mit einem Schmunzeln, als hätte es diesen unangenehmen Wortwechsel mit Gaspard vor wenigen Augenblicken nicht gegeben.
    »Ja, im Prinzip schon.«
    »Der Überzeugungskraft manch fabelhafter Theorien liegt oftmals ein mangelnder Kontakt mit der Unberechenbarkeit der Wirklichkeit zu Grunde«, spottete Sadik und fügte ernsthaft erklärend hinzu: »Dieppe und vor allem Le Havre sind große, wichtige Häfen, die auch von der Flotte der Kriegsmarine angelaufen werden. Dementsprechend gut organisiert und zahlreich sind auch die Sicherheitskräfte, von den Zollkuttern einmal abgesehen. Sich dort um eine illegale Passage nach England zu bemühen ist daher viel zu riskant. Wir sind Ausländer und haben bis auf Jana keine korrekten Einreisepapiere. Und in Zeiten nationaler Unruhen ist man Fremden gegenüber noch mehr voreingenommen, als das sonst schon der Fall ist.«
    Gaspard räusperte sich. »So, wie es jetzt bei dir klingt, habe ich es nicht gemeint«, murmelte er betreten.
    Sadik berührte ihn versöhnlich an der Schulter. »Ich weiß, du hast einfach nicht nachgedacht … und genau das ist die Wurzel allen Übels. Der Mensch stolpert häufiger über seine Zunge als über seine Füße. Aber es ist vergessen, Gaspard«, sagte er und fuhr dann fort: »In Le Havre nimmt uns nicht einmal der Kapitän eines Schmugglerbootes an Bord, nicht in diesen Wochen.«
    »Und was ist in Tinville anders, Sadik?«, fragte Jana gespannt, weshalb er ausgerechnet diese kleine Hafenstadt an der Küste der Normandie für ihre Zwecke am besten geeignet hielt.
    »Erstens ist dort kein Militär stationiert, zweitens ist Tinville kein bedeutender Überseehafen und findet bei den lokalen Behörden entsprechend geringe Beachtung – und drittens kenne ich dort jemanden, der uns schnell und diskret zu unserer Passage über den Kanal verhelfen kann«, eröffnete er ihnen nun und lächelte über ihre Verblüffung.
    »Du warst schon mal in Tinville?«, stieß Tobias überrascht hervor.
    »Allah und die ehrgeizigen Pläne deines Vaters haben mich schon an die unterschiedlichsten Orte der Welt geführt, zu denen auch Tinville gehört«, bestätigte Sadik, während die Sonne mittlerweile wie ein roter Ball auf dem Wasser schwamm und an den Himmel verschieden dicke Schichten von Rottönen zauberte. »Aber das ist eine Geschichte für sich. Jedenfalls war uns der Besitzer des Coq D’ore sehr zugetan und sein Schwager besitzt ein eigenes Fischerboot. Er wird uns nach England bringen.«
    »Was ist das, Coq D’ore?«, wollte Tobias wissen.
    »Der Goldene Hahn ist ein Gasthof nicht weit vom Hafen«, erklärte Sadik. Die Sonne tauchte nun rasch ins Meer und die Dunkelheit strömte aus den Wäldern und Tälern. Auch aus den Häuserzeilen wich das letzte Licht des Tages. »Tambour wird sich meiner zweifellos erinnern und uns nach besten Kräften helfen, rasch außer Landes zu kommen.«
    »Der Gastwirt heißt Tambour?«, fragte Tobias ein wenig irritiert. »Trommel?«
    »Ja, unter anderem«,

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