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Falkenhof 03 - Im Banne des Falken

Falkenhof 03 - Im Banne des Falken

Titel: Falkenhof 03 - Im Banne des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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herumschwang. Damit verringerte sich der Winkel zwischen Boot und Mast, der an Steuerbord in einem Winkel von fast neunzig Grad über das Dollbord ins
    Wasser hinausragte, dramatisch.
    Auch Sadik erkannte das Glück des Augenblicks. »Pack die Spitze!«, schrie er. »Jetzt!«
    Tobias beugte sich noch einmal weit über das Dollbord, schlang seinen rechten Arm um das vordere Ende des Mastes, der ihm entgegenkam, und riss ihn mit aller Kraft aus dem Wasser.
    Sadik lachte kehlig. »Sich schinden bringt Segen! … Und nun noch einmal, Leichtmatrose Tobias!«, rief er, total durchnässt und einen blutigen Kratzer auf der Stirn, doch in den Augen einen Blick des Stolzes.
    »Das nächste Mal ziehst du den verdammten Mast wieder aus dem Wasser!«, erwiderte Tobias, spürte jedoch, dass Selbstvertrauen und die Hoffnung stärker wurden als die Angst.
    »Hoch mit dem Zahnstocher!«
    Das war noch immer leichter gesagt als getan. Diesmal gingen sie jedoch vorsichtiger zu Werke. Ein zweites Mal würde es ihnen vielleicht nicht gelingen, den Mast noch einmal in letzter Sekunde zu bergen.
    Als das Boot ein tiefes Wellental hinabschoss, waren sie in dieser erschreckend tiefen Wasserschlucht für einige Sekunden dem Wind entzogen. In diesem Moment schafften sie es, den Mast in seine Halterung zu rammen.
    »Leinen los!«, brüllte Sadik.
    »Was meinst du, was ich tue!«, schrie Tobias zurück. »Bestimmt nicht Seemannsknoten üben!«
    Sadik lachte. »Kümmere du dich um das Segel, ich übernehme wieder das Ruder … Wir werden es schaffen, Freunde!«
    Das Segel schlug wie wild hin und her. Es knatterte wie Musketenschüsse, und Tobias hatte bis dahin nicht gewusst, wie weh es tat, von einem Ende wassergetränkten Segeltuchs am Arm getroffen zu werden. Doch dann fuhr der Wind hinein und blähte es.
    Augenblicklich spürte Sadik die Kraft, die auf das Ruder einwirkte. Endlich ließ sich das Boot richtig steuern. Nun hatten sie eine gute Chance, die Küste von England zu erreichen.
    Es blieb jedoch eine nervzehrende, gefährliche Sturmfahrt. Für ein Schiff von der Größe der Alouette hatte sich die See vergleichsweise beruhigt. Die Wogen türmten sich nicht mehr haushoch auf. Doch für ein Beiboot bargen auch Wellen von immerhin noch gut drei, vier Metern Höhe tödliche Gefahren.
    Ihre Aufmerksamkeit durfte nicht einen Augenblick nachlassen und ständig mussten sie Wasser aus dem Boot schöpfen. Es war zermürbend, denn die Zeit wurde in solch einer Situation, wo eine starke Bö das Segel zerfetzen und den Mast splittern oder ein besonders schwerer Brecher das Boot unter sich begraben konnte, zu etwas sehr Relativem. Sie bestand eigentlich nur aus einer endlosen Kette kritischer Augenblicke.
    Und je länger die Sturmfahrt dauerte, desto stärker wurde die körperliche und seelische Erschöpfung. In der ersten Stunde, nachdem es ihnen gelungen war, den Mast aufzustellen, hatten sie sich trotz der allgegenwärtigen Gefahr in einer fast euphorischen Stimmung befunden. Sie hatten sich sogar scherzhafte Bemerkungen zugerufen, denn sie sahen, wie gut das Boot unter Segel mit der aufgewühlten See fertig wurde.
    Doch die Nacht war lang und forderte ihren Tribut. Sie froren in den nassen Sachen, dass ihnen die Zähne klapperten, ihre Finger wurden steif, und ihr erschöpfter Körper rebellierte gegen den permanenten Druck, sich nicht einmal für wenige Minuten entspannen und gehen lassen zu dürfen, sodass sich nach der euphorischen Phase eine Zeit der Verzweiflung anschloss.
    Hatte es überhaupt Sinn, dass sie so verbissen um ihr Leben kämpften? Würde es sie früher oder später nicht doch erwischen? Was war, wenn sich der Wind mittlerweile gedreht hatte und sie der Küste überhaupt nicht näher kamen? Trieb sie der Wind vielleicht aufs offene Meer hinaus?
    Die merkwürdigsten Gedanken gingen ihnen durch den Sinn, vermischten sich mit Erinnerungen an vergangene schöne Erlebnisse und weckten Bedauern über verpasste Gelegenheiten , dies nicht gesagt und jenes nicht getan zu haben.
    Als der Tag heraufdämmerte, war die See noch immer aufgewühlt, ja, der Wind nahm nun sogar wieder an Stärke zu, und da sie nicht einen trockenen Faden mehr am Leib trugen, war ihnen so kalt, als wären sie eisigem Winterwetter ausgesetzt. Auch Unsinn litt, obwohl Jana die alte Pferdedecke um den Käfig gewickelt hatte.
    Grau und bewölkt zog der neue Tag herauf und nirgends zeigte sich ein Schiff, das sie aus Seenot hätte erretten können. An so einem Tag

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