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Falkenhof 03 - Im Banne des Falken

Falkenhof 03 - Im Banne des Falken

Titel: Falkenhof 03 - Im Banne des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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sich traf, die richtige. Denn letztlich war das ganze Leben eigentlich nichts weiter als eine einzige Laune des Schöpfers, wie er fand. Eine sehr reizvolle zwar, aber letztlich doch eine unwiderruflich tödliche für den Menschen. Und da dem so war, hatte jede Lebensphilosophie, sofern sie nur friedfertigen Charakter besaß, dieselbe Existenzberechtigung.
    Sadik machte eine abwehrende Handbewegung. »Unsere Welt braucht den Träumer so sehr wie den Pragmatiker«, antwortete er mit gutmütigem Spott. »Und was Letzteres betrifft, so versteht Ihr Koch sein Handwerk wirklich ganz vortrefflich.«
    Ihr Gastgeber lachte. »Dennoch habe ich wohl vorerst genug geredet, und es ist nun an der Zeit, dass Sie mir erzählen, was Sie nach Mulberry Hall geführt hat.« Dabei richtete er seinen Blick auch auf Tobias und Jana.
    »Es ist wegen des Gebetsteppichs!«, platzte es nun aus Tobias heraus.
    »Den Wattendorf Ihnen geschickt hat!«, fügte Jana sofort hinzu, als sie den verdutzten Blick von Rupert Burlington sah. »Sie haben doch von ihm aus Cairo einen Gebetsteppich und einen Brief mit einem Rätsel-Gedicht zugesandt bekommen, nicht wahr?«
    »Ja, das ist richtig«, sagte der exzentrische Lord mit dem zerzausten rot-braunen Haar verwundert. »Ich habe in der Tat letztes Jahr von Eduard Wattendorf besagten Teppich und Brief erhalten, aber …«
    »Und Zeppenfeld? Hat er sich bei Ihnen blicken lassen und sich danach erkundigt … oder sogar beides an sich gebracht?«, stellte Tobias sogleich die nächste bange Frage, die ihm seit Tagen keine Ruhe ließ. Sie hatten viel Zeit in Tinville verloren. Hatten sie den Wettlauf gegen Zeppenfeld und seine Komplizen gewonnen, oder kamen sie um die paar Tage zu spät, die sie in der französischen Hafenstadt festgesessen hatten?
    »Zeppenfeld? … Hier auf Mulberry Hall?«, fragte Rupert Burlington verständnislos, als hätten sie ihn danach gefragt, ob sein Koch unter Aussatz leide. Toleranz und Gelassenheit fielen von ihm ab. Sein Gesicht nahm einen harten Ausdruck an.
    »Dieses verkommene Subjekt! Er würde es nicht wagen, auch nur einen Fuß auf mein Land zu setzen! Und wenn er es in einem Anfall von geistiger Umnachtung oder kopfloser Verzweiflung dennoch versuchen würde, würde ich Brutus, Othello und Cromwell schicken – und zwar gleichzeitig! Dann wüsste Hegarty, welchen Gruß er ihm von mir auszurichten hat, nämlich den mit der Flinte, die mit grobem Schrot geladen ist! Ich verabscheue Gewalt, aber auch die ehernste Regel kennt ihre Ausnahme: Bei mir heißt diese Zeppenfeld und Wattendorf! Aber was habt ihr bloß mit diesem Lumpenpack zu schaffen?«
    »Es hängt alles mit dem Teppich zusammen, den Sie bekommen haben«, antwortete Tobias. »Wattendorf hat Jean Roland einen Koran geschickt und meinem Vater einen Spazierstock mit einem Falkenkopf als Knauf …«
    »Gemach, mein Junge! Gemach!«, fiel Sadik ihm ins Wort. »Willst du Sihdi Rupert eine Geschichte erzählen oder ihm ein Rätsel stellen?«
    Tobias errötete unter dem Tadel, der seinem Übereifer galt. »Ich wollte ihm erzählen, was in den letzten Monaten passiert ist … und warum wir nach Mulberry Hall gekommen sind.«
    »Dann solltest du mit dem Tag im Februar beginnen, als wir Falkenhof verließen, um nach Mainz zu fahren und den Ballon abzuholen«, schlug Sadik vor.
    Jana lächelte, denn ihr war klar, weshalb er wünschte, dass Tobias seinen Bericht mit diesem Tag begann. Denn das war der Tag gewesen, an dem sie ihren schweren Unfall auf der verschneiten Landstraße gehabt hatte und an dem das Schicksal ihren Lebensweg mit dem von Tobias und Sadik verknüpft hatte.
    »Nur zu! Auf diese Geschichte, in der Wattendorf und Zeppenfeld offenbar eine gewichtige Rolle spielen, bin ich sehr gespannt«, sagte Rupert Burlington und gab dem Diener einen Wink, sein Weinglas zu füllen.
     

 
Nicht jeder ist ein Tarafa!
     
    Tobias begann zu erzählen, was sich in jenen Wochen auf Gut Falkenhof ereignet hatte. Mit zunehmender Verwunderung, aber auch mit großer Spannung hörte Rupert Burlington ihm zu, hielt sich mit Fragen und Kommentaren, die den Erzählfluss des jungen Mannes unterbrochen hätten, jedoch zurück. Immer wieder schüttelte er den Kopf, als könnte er nicht glauben, was er da hörte.
    Tobias schilderte ihm ihre Flucht im Ballon und wie sie Jana wiedergefunden hatten, und als er zu ihrer abenteuerlichen Reise nach Paris kam, übergab er Sadik und Jana das Wort. Sie berichteten Rupert Burlington, was sich

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