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Falkenhof 03 - Im Banne des Falken

Falkenhof 03 - Im Banne des Falken

Titel: Falkenhof 03 - Im Banne des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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liebe solche Erfindungen, weisen sie uns doch auf unterhaltsame und zugleich doch lehrreiche Weise den Weg in die Zukunft.«
    »In der solch ein Androide nicht nur Klavier spielen kann, sondern vielleicht sogar einen Dampf Straßen wagen durch London fährt, ja?«, fragte Sadik mit spöttischem Unglauben.
    »Warum nicht?«, fragte Rupert zurück und machte eine einladende Geste in Richtung gedeckter Tafel. »Ich sage immer, dass die Möglichkeiten des technischen Fortschritts erst da aufhören, wo die Phantasie des Menschen endet. Und bisher hat sich diese immer wieder als überraschend und meines Erachtens nach auch als grenzenlos erwiesen.«
    »Aiwa«, murmelte Sadik mit einem spöttischen Zug um die Mundwinkel. »Zumindest Mulberry Hall und sein Besitzer sprechen für diese gewagte These.«
    Als sie sich gesetzt hatten, sagte Rupert Burlington: »Ich habe mit meinem Verwalter Hegarty, dessen Frau Deborah gewöhnlich die Aufgaben der Torhüterin von Mulberry Hall wahrnimmt, vorhin per Brieftaube Nachrichten ausgetauscht …«
    »Ja, Sie haben Königin Elizabeth geschickt«, erinnerte sich Jana. »Daraufhin ist er sehr freundlich geworden.«
    Rupert nickte. »Richtig, und wenn ich Hegarty hätte mitteilen wollen, dass ich nicht zu sprechen sei, hätte ich Cromwell zurückgeschickt. Othello wiederum hätte ihm verraten, dass er der gewissen Person, die er mir gemeldet hatte, ein für alle Mal das Tor weisen solle. Ähnliche Nachrichten personifizieren auch die Brieftauben namens Brutus und Nero. Aber das ist letztlich doch eine sehr primitive Art der Kommunikation, die nur grobe Nachrichten erlaubt. Deshalb bin ich schon seit Jahren auf der Suche nach einem neuen System, das mich in die Lage versetzt, mich über die zweieinhalb Meilen hinweg rasch und eindeutig mit meinem Personal am Tor in Verbindung zu setzen …«
    »Warum versuchen Sie es nicht mit optischen Signalanlagen?«, schlug Tobias vor, der von ihrem vielseitigen Gastgeber fasziniert war. Hatte sich sein Onkel mehr für die wissenschaftliche Theorie interessiert, so war Rupert Burlington offensichtlich ganz versessen darauf, sich dieser neuen Ideen und Erfindungen im alltäglichen Leben zu bedienen und praktischen Nutzen aus ihnen zu ziehen. »Es gibt doch inzwischen überall optische Telegrafenlinien, die über Land führen. In Frankreich hat man doch schon 1798 bei der ersten Überlandlinie zwischen Paris und Straßburg 29 Städte über 534 Signalstationen miteinander verbunden, und auch in Deutschland gibt es diese Telegrafenlinien, so etwa zwischen Berlin und Frankfurt.«
    »Wie auch bei uns, Tobias. Dover-Portmouth hieß die erste englische Verbindung, die 1796 in Betrieb ging, also gut zwei Jahre vor der der Franzosen!«, betonte Rupert Burlington nachdrücklich. »Aber Alphabet und Handhabung des optischen Telegrafensystems sind viel zu kompliziert, was den täglichen Gebrauch angeht. Sender und Empfänger müssen erst die Signalsprache lernen. Nein, der Aufwand stände in keinem vernünftigen Verhältnis zum Nutzen.«
    Sadik, der wenig Interesse an technischen Diskussionen besaß und sich deshalb lieber mit wortlosem Genuss der köstlichen Geflügelsuppe gewidmet hatte, hob nun kurz den Kopf vom Teller. Er warf einen verwunderten Blick zu den Büffeln und Indianern hinüber, als fragte er sich, wo denn da der Nutzen verborgen lag, der den gewaltigen Aufwand rechtfertigte. Er wollte etwas sagen, unterdrückte diese Regung jedoch eingedenk der arabischen Weisheit: »Eine Wunde, von Worten geschlagen, ist schlimmer als eine Wunde, die das Schwert schlägt.« Und so wandte er sich kommentarlos wieder der Suppe zu.
    »Zudem brauchte ich hohe Türme, um den Wald zwischen Herrenhaus und Tor zu überbrücken«, fuhr Rupert Burlington derweil fort, »und die würden mein ästhetisches Empfinden erheblich beeinträchtigen, von anderen Schwächen dieser Form der Nachrichtenübermittlung einmal ganz abgesehen.«
    »Dann werden Sie wohl bei Brutus und Nero und Königin Elizabeth bleiben müssen«, meinte Jana.
    »O nein!«, widersprach der fortschrittsbegeisterte Lord. »Ich habe mit einigen Wissenschaftlern Kontakt aufgenommen, die sich mit der Entwicklung eines elektrischen Telegrafen beschäftigen, und unterstütze ihre Forschung finanziell.«
    »Elektrisch?«, fragte Jana, die sich darunter nicht das Geringste vorstellen konnte.
    »Ja, es handelt sich dabei um eine Fortentwicklung des elektrischen Telegrafen, mit dem der Münchner Thomas von Sömmering auf

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