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Falkenhof 03 - Im Banne des Falken

Falkenhof 03 - Im Banne des Falken

Titel: Falkenhof 03 - Im Banne des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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wenn ich mit dir und Sadik zusammen bin, erscheint es mir wie das Selbstverständlichste der Welt.«
    »Ja, mir auch«, sagte er leise.
    »Ist das nicht merkwürdig, Tobias?«
    »Nein, Jana, es ist etwas ganz anderes …«
    Sie blickten sich an.
    »Auf welcher Seite möchte der junge Herr schlafen?«, drang Sadiks Stimme aus dem Nebenzimmer zu ihnen.
    Tobias unterdrückte einen Seufzer. »Ganz wie du willst, Sadik. Du darfst in Richtung Mekka schlafen.«
    »Ich bin gläubig, nicht fanatisch, mein Junge.«
    Tobias rutschte von der Bettkante. »Also, dann bis morgen, Jana. Schlaf gut.«
    Sie lächelte. »Ja, du auch.« Sie beugte sich vor und gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange.
    Im Traum küsste sie ihn noch einmal, doch anders, nicht auf die Wange, sondern auf den Mund, und dabei legte sie ihm ihre Arme um den Nacken, und er spürte ihren Körper, der sich an ihn schmiegte. Dass sie dabei von stummen Indianern, halb nackten Kopfjägern mit Blasrohren und reglosen Bisonbüffeln umgeben waren, störte weder Jana noch ihn. Der Kuss war wie ein großer Zauber, der sie unverletzlich machte.
     

 
Im Dschungel von Mulberry Hall
     
    Gleich teergetränkten Palisaden umschlossen die Wälder das Herrenhaus von Mulberry Hall. Doch während die Schwärze der Nacht noch zwischen den Bäumen hing, dämmerte über ihren Spitzen schon der neue Tag herauf. Ein fast wolkenloser Himmel deutete schon zu dieser frühen Morgenstunde darauf hin, dass der Bauernkalender einen weiteren heißen Sommertag im August des Jahres 1830 verzeichnen würde.
    Tobias erwachte, und obwohl er versuchte, diesen wunderschönen Traum aus dem Schlaf ins Erwachen hinüberzuretten, entglitt er ihm, je mehr er sich an die verblassenden Bilder zu klammern versuchte. Er löste sich auf wie Nebelschleier im warmen Licht der Sonne. Als er die Augen aufschlug, war der Traum entschwunden. Nur eine vage Ahnung und ein Gefühl des Bedauerns blieben zurück.
    Sadik schlief noch tief und fest, wie sein gleichmäßiges Schnarchen verriet. Sollte er sich auch noch einmal auf die Seite drehen und versuchen wieder einzuschlafen?
    Tobias entschied sich dagegen, denn er fühlte sich ausgeschlafen und unternehmungslustig. Er schlug die Decke zurück, schwang sich aus dem Bett und raffte seine Kleider zusammen, die über einem Stuhl lagen. Auf Zehenspitzen schlich er ins angrenzende Waschkabinett, das so komfortabel eingerichtet war wie alle anderen Räumlichkeiten ihrer Gästezimmer. Über dem langen Waschtisch mit der goldbraun gemaserten Marmorplatte, in die ein Waschbecken eingelassen war, hing ein Wasserspeicher. Er brauchte nur den Hahn zu öffnen, und kühles Wasser floss ihm entgegen.
    Er schlüpfte aus seinem knöchellangen Nachthemd, wusch sich und zog sich dann leise an, um Sadik nicht zu wecken. Dann kehrte er ins Schlafgemach zurück, um seine Schuhe zu holen.
    Auf Zehenspitzen ging er zu Jana hinüber. Auch sie lag noch in tiefem Schlaf. Die Flut ihrer schwarzen Haare umfloss ihr Gesicht und bot einen schönen Kontrast zur fliederfarbenen Bettwäsche. Ihre rechte Hand ruhte offen auf der Decke, die ihr gerade bis zur Schulter reichte. Unsinn hatte es sich ihr gegenüber auf dem anderen Kopfkissen bequem gemacht. Er öffnete zwar die Augen und riskierte einen schläfrigen Blick, machte jedoch keine Anstalten sich von seinem weichen Lager zu erheben.
    Tobias schaute einen Augenblick auf Jana hinab, überwältigt von dem Gefühl der Zärtlichkeit, das in ihm aufwallte. Er hätte es nie für möglich gehalten, dass ein Mensch ihm so sehr ans Herz wachsen, ihm so wichtig sein würde, wie es ihm mit Jana geschehen war. Gewiss, Onkel Heinrich liebte er wie seinen leiblichen Vater, und Sadik war für ihn wie ein teurer Bruder, unzertrennlicher Freund und noch viel mehr.
    Doch Jana … Jana war noch mehr als all das, ohne dass dies seine Gefühle für Onkel Heinrich und Sadik gemindert hätte. Es waren einfach Gefühle ganz anderer Art. Ganz sicher weckten sie in ihm nicht das Verlangen, das er jetzt empfand, nämlich Jana zu berühren, sie zu streicheln und in seine Arme zu nehmen.
    Schon streckte er die Hand nach ihr aus, beherrschte sich jedoch im letzten Moment und zog die Hand rasch zurück. Es war nicht richtig und nicht gut, etwas zu übereilen. Schon gar nicht dies, was zwischen ihm und Jana wuchs. Ihre Situation war so schon kompliziert genug. Da war es wenig ratsam, noch eine weitere Komplikation hinzuzufügen.
    Die Dielen knarrten unter seinen

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