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Falkenhof 03 - Im Banne des Falken

Falkenhof 03 - Im Banne des Falken

Titel: Falkenhof 03 - Im Banne des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
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Gesellschaft gäben!«
    »Was ist die Mühle wert, wenn das Mühlrad fort ist? Und wer schreitet schon über eine Brücke, von der er nicht weiß, über welchen Fluss sie führen soll?«, fragte Sadik spöttisch. »Suchen Sie den Quell Ihres verschütteten Wissens und wir bleiben bis zum Kostümfest gern Ihre Gäste, Sihdi Rupert.«
    »So soll es sein!«
    Ein Diener brachte sie zu ihren geräumigen, luxuriös ausgestatteten Quartieren. Sadik und Tobias teilten sich ein Zimmer, das durch eine Verbindungstür mit dem von Jana verbunden war.
    »Ganz wie es einer Prinzessin zusteht«, meinte Tobias mit einem zärtlichen Lächeln, als er in ihrem Zimmer das Himmelbett mit den vier geschnitzten Pfosten und dem Baldachin sah, der mit fliederfarbener Seide bespannt war. Auch die Gemälde, Teppiche, Vorhänge und Sesselbezüge in ihrem Zimmer hatten eine geschmackvolle weibliche Note. Unwillkürlich stellte er sich Jana in einem schönen Kleid vor, das ihrer Figur besser gerecht wurde als diese weiten Flickenhosen. Hübsch würde sie darin aussehen, wie eine junge Frau, die sie ja auch war …
    Leichte Röte legte sich über ihre Wangen, als sie seinem Blick begegnete. »Ich brauche nicht Samt und Seide, um glücklich zu sein. Und ich schlafe auch genauso gut in der harten Koje eines Gauklerwagens«, antwortete sie und beugte sich schnell zum Affenkäfig hinunter, um Unsinn herauszulassen.
    »Ja, das weiß ich«, sagte Tobias. »Aber in einem Himmelbett ist man dem Himmel viel näher, wie ja das Wort schon sagt.«
    Jana gab ihm keine Antwort, sondern tat so, als gelte ihre ganze Aufmerksamkeit Unsinn.
    »Von welchem Himmel sprichst du?«, fragte Sadik, der auf einmal hinter ihm in der Tür stand, mit belustigtem Unterton.
    Spontan kam Tobias das Wort ›Liebe‹ in den Sinn. Und obwohl er nicht einmal seine Lippen bewegt hatte, hatte er das Gefühl, dass Sadik genau wusste, was ihm durch den Kopf gegangen war. Nun schoss ihm das Blut heiß ins Gesicht.
    »Ach, es war nur ein Scherz«, wehrte er hastig ab und wechselte geschickt das Thema, indem er fragte: »Aber sag mal, was hat Lord Burlington gemeint, als er vorhin äußerte, es sei eben nicht jeder dazu geboren, ein Tarafa zu sein?«
    »Ja, was ist ein Tarafa?«, schloss sich Jana seiner Frage an, blickte dabei jedoch nicht auf, und Tobias empfand eine liebevolle Dankbarkeit, dass sie das Ihre dazu beitrug, Sadik von diesem Wortspiel mit dem Himmelbett abzulenken.
    Ein amüsiertes Lächeln umspielte die Mundwinkel des Beduinen, als wollte er Tobias ohne viele Worte zu verstehen geben, dass er sehr wohl wusste, wie er ihr Interesse nach Tarafa in diesem Moment einzuschätzen hatte.
    »Es geht um das geschriebene Wort«, antwortete er dann, »das bei uns Arabern schon immer in höchstem Ansehen stand und überall seinen Niederschlag findet. In der 96. Sure beispielsweise steht geschrieben: ›Lies, bei deinem Herrn, dem Glorreichsten, der den Gebrauch der Feder lehrte.‹ Und in einer alten hadith …«
    »Sind das nicht die Aufzeichnungen von Mohammeds Zeitgenossen, die Begebenheiten um ihn und Äußerungen von ihm enthalten?«, fragte Tobias.
    »Aiwa, und in solch einer alten hadith findet sich die viel sagende Eröffnung: ›Das Erste, was Gott schuf, war die Feder; und Gott sprach zur Feder: Schreibe! Und in jener Stunde eilte sie dahin und schrieb nieder, was geschehen wird.‹«
    Jana hatte sich mit Unsinn, der auf ihre Schulter geklettert war, auf die Bettkante gesetzt. Sie kraulte ihm den Bauch mit den Fingerspitzen. »Das ist wirklich interessant, dass der Gott der Muslime zuerst die Feder schuf, während es in der Schöpfungsgeschichte der Christen heißt, dass er zuerst Himmel und Erde schuf und es Licht werden ließ.«
    »Ich will dem Propheten ja nicht zu nahe treten, aber ohne Licht lässt sich ja auch wirklich schlecht schreiben«, warf Tobias ein wenig flapsig ein.
    »Gottes Feder wird kaum darauf angewiesen sein, Tobias«, erwiderte Sadik gelassen. »Und nun zu Tarafa, nach dem ihr gefragt habt. Er war ein Beduinenpoet, des Schreibens und Lesens nicht mächtig, und lebte am Hofe des Königs der Ghassaniden, der über ein großes Reich am Euphrat herrschte. Tarafa gelangte ganz besonders wegen seiner bissigen Spottverse zu Ruhm und Ehren. Sie gefielen auch seinem König. Eines Tages jedoch machte Tarafa auch ein Spottgedicht über den Ghassanidenherrscher, was dieser nun gar nicht mehr lustig fand. Ganz im Gegenteil. Tarafas Verse erzürnten ihn dermaßen,

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