Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Falkenhof 03 - Im Banne des Falken

Falkenhof 03 - Im Banne des Falken

Titel: Falkenhof 03 - Im Banne des Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M. Schröder
Vom Netzwerk:
Verblüffung jedoch nicht zu verbergen.
    »Tja, Parcival«, sagte Tobias von oben herab. »Wer einen Esel treibt, bekommt auch dessen Winde zu riechen. Und nun sagen Sie mir, wo ich Lord Burlington finde!«
    Der Butler zog ein Gesicht, als hätte er in eine sehr bittere Zitrone gebissen. »Zu dieser Stunde im Wintergarten.«
    »Und wo befindet sich dieser Wintergarten?«
    »Er zweigt vom Südtrakt ab. Wenn Sie dem Gang bis zum Ende folgen und von den Silberleuchtern im Salon zu Ihrer Rechten nicht in Versuchung geführt werden, werden Sie zwangsläufig auf ihn stoßen.«
    »Verbindlichsten Dank für Ihre überaus freundlichen Auskünfte, Parcival«, bedankte sich Tobias spöttisch.
    »Es war mir geradezu ein Bedürfnis, Exzellenz!«
    »Das nehme ich Ihnen glatt ab.« Tobias strahlte ihn an. »Wenn der Schnee schmilzt, kommt der Mist zum Vorschein, heißt es, und da ist eine Menge Wahres dran. Ich denke, Ihre Jahreszeit ist zweifellos der Winter mit viel Schnee, nicht wahr, Parcival?« Diesmal behielt er das letzte Wort und ließ einen sprachlosen Butler stehen.
    Beschwingt über den kleinen Sieg, den er im Wortgefecht mit Lord Burlingtons renitentem Butler errungen hatte, ging er den langen Gang hinunter. Der Tag hatte nicht schlecht begonnen. Jetzt war er auf den Wintergarten gespannt.
    Tobias gelangte zum Ende des Ganges, wandte sich dort nach links, weil das die einzige Möglichkeit war, und kam nach ein paar Schritten zu einer Tür, die ein Messingschild mit der Inschrift Wintergarten trug.
    Es überraschte ihn, dass er erhebliche Kraft aufwenden musste, um die Tür zu öffnen. Dann sah er, dass es sich um eine Doppeltür handelte. Ein Schwall warmer Luft schlug ihm entgegen. Er machte einen Schritt hinein in einen hellen, gläsernen Raum – und stieß einen Schrei aus. Denn er war überrascht und erschreckt zugleich. Die Tür entglitt seiner Hand und fiel hinter ihm zu.
    Tobias konnte nicht glauben, was er sah.
    Wintergarten hatte Parcival gesagt. Aber das war nie und nimmer ein Wintergarten. Vor seinen Augen erstreckte sich ein wahrer Dschungel!
    Er brauchte einen Augenblick, um seine fassungslose Überraschung zu überwinden. Das, was er hier sah, nannte man eine Orangerie. Es war ein Gewächshaus, jedoch von unglaublicher Größe, in dem sich die pflanzliche Vielfalt tropischer Zonen in einem scheinbar wild urwüchsigen Zustand widerspiegelte.
    Jenseits des kleinen verglasten Vorraumes von etwa fünf Schritten im Quadrat wuchsen exotische Blumen, Sträucher, Farne und Bäume einem Dach aus Glas entgegen, das sich in mehr als fünfzehn Metern Höhe sanft wölbte. Es wurde durch eine scheinbar filigrane Eisenkonstruktion in zahllose Glasfelder unterteilt. Ein Gewirr von Stützpfeilern sowie Quer- und Längsstreben zog sich unter dem Dach entlang. Da sie jedoch einen grünen Anstrich trugen, fielen sie nicht störend ins Auge, sondern schienen sich zwischen den Palmen und anderen hohen Gewächsen harmonisch einzufügen. Ein Teil der Eisenträger war zudem von Kletterpflanzen bedeckt, die wie grüngraue Schleier herabhingen.
    Tobias öffnete nun die zweite Tür, die bis auf den Metallrahmen aus Glas bestand und in Rupert Burlingtons privaten Urwald führte. War es im Vorraum schon sehr warm gewesen, umhüllte ihn nun eine feuchte Hitze, wie sie in den Tropen herrschte.
    Es gab keine breiten, geraden und kiesbestreuten Wege, die zu den bepflanzten Teilen der Orangerie hin akkurat abgegrenzt waren. Es schien eher so, als wäre dieser Dschungel zuerst hier gewesen und jemand hätte nachträglich mehr oder weniger schmale Pfade durch diese tropische Wildnis angelegt.
    Tobias hatte die Wahl zwischen fünf Wegen. Je einer bog hinter der Tür nach rechts und links ab. Sie führten wohl zu den äußeren Glaswänden der Orangerie, ohne dass Tobias diese jedoch sehen konnte. Zwei weitere Wege gingen in einem spitzen Winkel von seiner Position ab und verloren sich nach ein paar Schritten im tropischen Dickicht. Ein fünfter Pfad, dem er mit seinem Blick auch nicht mehr als ein knappes dutzend Schritte zu folgen vermochte, führte geradewegs in die Mitte von Lord Burlingtons tropischem Regenwald. Zumindest nahm er das an.
    Er entschied sich für diesen Weg der Mitte und ging los. Büsche mit intensiven roten, blauen und gelben Blüten, die er noch nie zuvor gesehen hatte, säumten den Pfad. Sie verströmten einen intensiven Duft. Doch schon nach zehn, zwanzig Metern tauchte er in ein Meer mannshoher Farne ein, die den sich

Weitere Kostenlose Bücher