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Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition)

Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition)

Titel: Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Rangnick
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Aufenthalt im wunderschönen Allgäu. Herzlich R. Walcher
    Keine zehn Minuten später konnte Walcher seine Hoffnung, Auenheim damit vom Hals zu haben, begraben.
    Würde Ihnen ein Treffen am Mittwoch besser passen?, mailte Auenheim umgehend zurück, ich kann ohne Probleme einen meiner anderen Termine verschieben .
    Mit freundlichen Grüßen Günther Auenheim.
    Walcher stöhnte. Wie sollte er dem Verleger klarmachen, ohne ihn zu kränken, dass er keinen Sinn darin sah, sich über halbfertige Recherchen zu unterhalten? Außerdem war sein Ansprechpartner Rolf Inning, knurrte Walcher innerlich, beantwortete die Mail allerdings höflich, jedenfalls seiner Meinung nach.
    Sehr geehrter Herr Auenheim, bis zum Mittwoch kommender Woche werde ich mit meinen Recherchen gegenüber meinem letzten Bericht an Sie nicht nennenswert vorangekommen sein.
    In jedem Fall sinnvoll ist weiterhin unser für den kommenden Monat vereinbartes Treffen. Bis dahin werde ich meine Recherchen um die Ergebnisse der Kripo ergänzen können, so dass wir fundierte Unterlagen zur Verfügung haben, um über die Fortführung meiner Recherche zu beraten. Sollten Sie befürchten, dass unser vereinbarter Kostenrahmen überschritten wird, so darf ich Ihnen versichern, dass dies nicht der Fall sein wird. Selbstverständlich können wir uns gerne am Mittwoch, den 15., hier bei mir zu einem privaten Austausch treffen. Mit freundlichen Grüßen R. Walcher
    Eine Kopie der E-Mail schickte er an Rolf Inning. Walcher hatte die Nase voll, und Auenheims Hartnäckigkeit stimmte ihn übellaunig. Damit sich seine Laune nicht noch weiter verschlechterte, schaltete er den PC aus und schwor sich, ihn frühestens erst am nächsten Tag wieder in Gang zu setzen.

Kawasaki
    Weil sein Wagen zur fälligen Inspektion in der Werkstatt stand, fuhr Walcher seit langem wieder einmal mit seiner Kawasaki. Easy-Rider-Syndrom nannte er in Gedanken das Gefühl grenzenloser Freiheit, das er empfand, sobald er auf dem Feuerstuhl saß. Vermutlich waren es ja nur der Lärm, die vibrierende Kraft und die Geschwindigkeit, die ihn daran faszinierten. Schon als Jugendlicher war er mit einem unangemeldeten Motorrad, natürlich ohne Führerschein und Versicherung, über die Felder gebrettert. Das handgemalte Nummernschild war dann auch prompt einer Polizeistreife aufgefallen.
    Damals hatte er seinen ersten Kick erlebt, als er über Wiesen und Felder seinen Verfolgern einfach davongeprescht war. Dass sie ihn einige Tage später doch erwischt hatten, war seiner Bequemlichkeit zuzuschreiben. Anstatt das Benzin mit dem Fahrrad im Kanister zu holen, war er dreist mit dem Motorrad zur Tankstelle gefahren und hatte deshalb zum ersten Mal den Arm des Gesetzes spüren müssen. Der Jugendrichter hatte ihn zu zwanzig Stunden Arbeitseinsatz verdonnert – damals war die Welt ja irgendwie noch in Ordnung –, in denen er Dienstfahrzeuge der Polizei waschen und blankwienern musste.
    Vor dem Haus in der Herrenstraße in Ravensburg, in dem sich die Bürogemeinschaft Walcher und Kollegen eingerichtet hatte, waren die Parkmöglichkeiten wegen der Anliegerplätze eingeschränkt und die paar restlichen besetzt, auch die Abstellplätze für Motorräder. Walcher sah sich um, er war noch nie mit dem Motorrad ins Büro gefahren und hatte sich deshalb auch noch nie mit dem Problem beschäftigen müssen, wo man ein Motorrad abstellen konnte.
    Die zur Straßenseite versetzte Front des Nachbarhauses bot eine schmale Nische. Ein guter Stellplatz, dachte er und schob die Maschine auf den Bürgersteig und so dicht an die Hauswand, wie es irgend ging. Passt, dachte er und nahm seinen Helm ab. Fast hätte er ihn vor Schreck fallen lassen, weil ihn von hinten schrill eine Stimme mit sächsischem Akzent ankeifte.
    »Se wern doch nisch etwa uff dem Bürschersteisch Ihr Ding da abstellen wolln?!«
    Blonde kurze gewellte Haare, kantige Gesichtszüge, deutlicher Frauenbart, böser Blick. Sie trug eine weiße Bluse, einen blauen Blazer, blauen Rock, blaue Schuhe mit breiten mittelhohen Absätzen, um die Schultern eine schwarze Umhängetasche, und in der Hand hielt sie die berüchtigte Druckmaschine für Strafzettel. Auf den Schultern fehlten nur noch goldene Epauletten und an der Brust der Sheriffstern oder wenigstens das Sportabzeichen erster Klasse der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik.
    Typ Feldwebel, dachte Walcher, noch eher belustigt. Aber dieser Feldwebel hörte gar nicht mehr auf zu keifen und zu zetern, was er sich

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