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Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition)

Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition)

Titel: Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Rangnick
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haben. Geben Sie zu, dass Sie das gedacht haben«, drängelte Brunner, »kommen Sie, seien Sie wenigstens einmal in Ihrem Leben ehrlich.«
    Der Kommissar hörte sich an, als wolle er endlich loswerden, was sich bei ihm aufgestaut hatte.
    »Leute wie Sie«, giftete er, »sehen doch immer nur, was sie sehen wollen. Dass wir hier auch noch andere und zwar dringende Fälle haben, das interessiert Sie nicht. Sie wollen nur schnellstens Ihre Story durchziehen und …«
    Als hätte er einen Sicherheitsschalter umgelegt, brach Brunner mitten im Satz ab, atmete hörbar ein und aus und klang plötzlich sehr sachlich, als er weitersprach.
    »Lassen Sie sich die Idee bitte durch den Kopf gehen. Sie haben sich doch sowieso schon ziemlich weit vorgewagt, es ist doch nur logisch, wenn Sie diesen weiteren Schritt auch tun.«
    Walcher hatte sich schon vor Tagen überlegt, auch zu deutschen Adressen Kontakt aufzunehmen, sich aber dagegen entschieden. Seine Argumente gegen einen solchen Schritt kamen nicht unbedingt aus der sachlichen Ecke, vielmehr stand dahinter die Befürchtung, dadurch eine Lawine loszutreten, die er nicht mehr bewältigen konnte. Bestimmt würde ihn der Comte geradezu gönnerhaft den deutschen Kollegen empfehlen, das war sicher nicht das Problem. Die Frage war, was geschah, wenn er weitere Kontakte knüpfte? Unternahm er dann neue Einkaufstouren, besuchte er Bordelle oder ließ er sich Kinder zur Auswahl liefern? War es seine Aufgabe, Polizeiarbeit zu übernehmen? Unwillkürlich schüttelte Walcher den Kopf. »Ich habe mir das auch schon überlegt, denke aber, dass der Fuß, den wir beim Comte bereits in der Tür haben, ausreichen sollte. Meinen Sie nicht auch?«
    »Sie machen doch sowieso, was Sie wollen, warum also interessiert Sie meine Meinung?« Brunner klang eindeutig sauer, weshalb Walcher es für angebracht hielt, das Telefonat mit versöhnlichen Tönen zu beenden. »Vielleicht haben Sie recht, Herr Kommissar, ich werde über Ihren Vorschlag nachdenken und rufe Sie an.«
    Walcher saß noch so lange auf der Terrasse, bis es kühl wurde. Langsam begann diese Recherche in seine tiefer liegenden Schichten vorzudringen.

Sektionsraum B3
    Dr. Helmbroich betrachtete die Leiche, die vor ihm auf dem Seziertisch lag. Seit zwölf Jahren arbeitete er in der Rechtsmedizin der Charité in Berlin und galt bei seinen Kollegen, seinen Studenten und der Berliner Staatsanwaltschaft als Koryphäe schlechthin. Nicht ohne Grund nannte man ihn respektvoll »Kommissar Skalpell«.
    Dank seiner Erfahrung, seinem Spürsinn und seiner herausragenden gerichtsmedizinischen Kenntnisse hatte er bereits etliche spektakuläre Fälle aufgedeckt.
    Dr. Helmbroich hatte sich sehr früh für das Sachgebiet der Forensik entschieden. Er sah sich als Wissenschaftler und Forscher, erst in zweiter Linie empfand er sich als Mediziner, der quasi beiläufig auch einmal einen Kriminalfall aufdeckte.
    Normalerweise hatte Dr. Helmbroich seine Emotionen gut im Griff, aber bei einer Kinderleiche schützte ihn auch seine Routine nicht vor der Erinnerung an seinen Sohn.
    Der war mitten in Berlin, auf dem Weg zur Schule, von einem alkoholisierten Raser mit dem Auto getötet worden. Er wäre heute etwa so alt wie das Mädchen, dachte er und versuchte seine trüben Gedanken zu verscheuchen, aber das fiel ihm schwer angesichts der Grausamkeiten, die diesem Mädchen angetan worden waren. Nicht zum ersten Mal überfielen ihn Zweifel an dem humanen Entwicklungspotential der Spezies Mensch.
    Mit einem kurzen Kopfnicken zu seinem Assistenten klemmte er die Röntgenbilder an den Leuchtkasten, der an der gekachelten Wand hing.
    »Sektion-Nr.: CH /6029/04, Unbekannte Tote, weiblich, Alter zirka 12 Jahre, Präzisierung nach Abschluss der Obduktion. Frische Fraktur des Mittelfingers der linken Hand, eine zirka drei Jahre zurückliegende Teilfraktur der rechten Elle, Deformation beider großen Zehen, vermutlich wegen zu kleinem Schuhwerk während der Wachstumsphase. Skelett ansonsten ohne Auffälligkeiten. Fremdkörper im oberen Scheidenbereich, offenbar eine Münze«, diktierte er ins Mikro, das am Kragen seines Arztkittels klemmte.
    Dr. Helmbroich verfasste seine Obduktionsbefunde im Fachjargon und gleichzeitig in einem Deutsch, das Kripobeamte, Staatsanwälte und Richter verstanden. Es ersparte ihm so manch überflüssige Nachfrage. Mit einem tiefen Seufzer drehte er sich vom Leuchtkasten zum Seziertisch.
    »Optischer Zustand: Schrumpfung der Oberhaut lässt auf Lagerung

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