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Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition)

Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition)

Titel: Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Rangnick
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besser gerüstet als beim ersten Mal. Trotzdem erhöhte sich bei beiden der Pulsschlag, als sie die Serpentinen zum Schloss hinauffuhren.
    Die herrliche Landschaft rundherum, die Weinreben, das strahlende Wetter, all das nahmen sie diesmal nicht wahr.
    »Puuh, ich bin aufgeregter als bei meinem ersten Rendezvous mit einer Frau«, gestand Johannes.
    Walcher nickte zustimmend, zog aus dem Umschlag im Handschuhfach das Bündel Geldscheine heraus und steckte es, auf die Hälfte zusammengelegt, in das Jackett, das ordentlich auf dem Rücksitz lag. Trotz der großen Scheine war es ein dickes Bündel und beulte sein neues Jackett über der Innentasche sichtbar aus. Das Jackett hatte er sich extra für diesen Auftritt gekauft. Feinstes Tuch, sündhaft teuer, wie es sich für einen erfolgreichen Ganoven geziemte, und seine Schuhe, die besten die er besaß, waren frisch geputzt.
    Der Parkplatz vor dem Schloss war bereits besetzt.
    »Zwei neue Kennzeichen mit Pariser Nummern«, stellte Johannes fest. »Hab mir gestern Abend die Kennzeichen vom letzten Besuch noch mal eingeprägt. Kann hier ja schlecht mit meinen Notizen herumlaufen und sie abhaken.«
    Walcher nickte und stieg langsam aus dem Wagen. Als er dann gerade in gebückter Haltung sein Jackett, das neben der La Repubblica lag, vom Rücksitz nehmen wollte, kam Maurice Delwar mit einem breiten Lächeln und ausgebreiteten Armen herbeigeeilt und hieß Walcher willkommen, als wären sie langjährige Freunde. Für Johannes hatte er bloß ein kurzes Nicken übrig.
    »Bestens, und so pünktlich, Kompliment. Hatten Sie eine gute Fahrt?«, säuselte er. »Der Comte wird sich besonders über Ihre Anwesenheit freuen. Bitte, kommen Sie, kommen Sie, wir fangen sofort an, damit der Wein nicht warm wird.« Dabei zwinkerte er mit dem rechten Auge, setzte ein noch freundlicheres Lächeln auf und ging nach einer eleganten Drehung voraus. Walcher hatte beobachtet, dass Delwar unter der Maske seines herzlichen Empfangs ihn, Johannes und das Auto im Schnellverfahren wie ein Scanner abtastete. Den Bruchteil einer Sekunde, schien es, war dessen Blick auf der La Repubblica haften geblieben, und Walcher meinte Anerkennung in seinen Augen zu lesen, als er Walchers Jackett registrierte. Delwar trug wieder den Anzug eines Edelschneiders, der rechten Hand des Comte angemessen.
    »Für die Herren Chauffeure sind wieder kleine Erfrischungen vorbereitet, Sie kennen den Weg ja schon«, schickte er Johannes mit einer lässig-herablassenden Handbewegung zum Hintereingang des Schlosses, während er seinen linken Arm vertraulich auf Walchers Schulter legte.
    »Sie werden begeistert sein von unseren hervorragenden Jahrgängen«, flüsterte er und schob dabei Walcher in Richtung Haupteingang. »Es ist keine Übertreibung, aber Sie nehmen an einem außerordentlichen Ereignis …« weiter kam Delwar nicht, weil Walchers Handy klingelte.
    »Entschuldigen Sie«, meinte Walcher, zog das Handy aus der Tasche und verschaffte sich Distanz, indem er stehen blieb, während Delwar noch zwei Schritte weiterging. Erst dann blieb auch er stehen und sah lächelnd zu, wie Walcher die Anzeige las, eine unbestimmte Geste machte, die bedeuten sollte, dass dies Gespräch wichtig sei, und das Handy ans Ohr drückte. Es war Brunner. »Pronto – ah, carissimi amici – no – mi dispiace – che tu non stia meglio – no – può darsi che valga la pena, prova – no – se è possibile, vorrei un appuntamento per domani – si – ciao – si ciao.« Brunner kapierte sofort, warum Walcher ihm italienische Brocken ins Ohr rief, die er nicht verstand, und sagte nur: »Verstehe, viel Glück, bei uns läuft alles nach Plan.«
    Delwar hatte interessiert zugehört, meinte: »Ihr Italienisch ist ja wirklich perfekt, jetzt sollten wir aber«, und deutete auf das Schloss.
    Walcher nickte und hoffte, dass Delwar nicht auf die Idee kam, sich nun mit ihm auf Italienisch zu unterhalten. Aber der war vorgegangen und hielt die Tür auf. Der festlich geschmückte Saal lag im Halbdunkel, die Vorhänge waren bereits zugezogen, die Kerzen brannten, klassische Gitarrenmusik untermalte das Gemurmel der Herren, die in kleinen Grüppchen zusammenstanden. Wie auf ein Kommando brachen die Gespräche ab, und alle sahen zu Walcher und Delwar. Der Comte eilte Walcher strahlend entgegen.
    »Wolfgang, schön, dass Sie sind hier«, begrüßte er ihn in passablem Deutsch. Vermutlich hatte der Comte vergessen, dass er Walcher beim letzten Besuch erzählt hatte,

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