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Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition)

Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition)

Titel: Falkenjagd: Ein Fall für Robert Walcher (Ein Robert-Walcher-Krimi) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joachim Rangnick
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nicht. Routiniert und lautlos holten sich die Polizisten ihre Beute aus den Autos, bis die gesamte Herrenrunde gefesselt am Boden lag. Die meisten schienen derart geschockt zu sein, dass sie die Prozedur ohne Gegenwehr über sich ergehen ließen. Einzig Monsieur Rübsamen keifte mitten in der Aktion einmal kurz mit schriller Stimme seinen Protest heraus, bis ihn ein Pflaster verstummen ließ. Dann kehrte Ruhe ein, außer ein paar Amseln, deren entrüstetes Gezeter einen zynischen Unterton hatte, wie Walcher fand.
    Die Gefangenen bekamen schwarze Säcke über die Köpfe gestülpt und wurden einer nach dem anderen höchst unsanft in den bereitstehenden Bus verfrachtet, als gälte es, ein Zeitlimit einzuhalten. Im Bus schlossen sich um ihre gefesselten Hände zusätzlich Handschellen, die an den Rückenlehnen der Vordersitze befestigt waren. Bevor sich die Türen schlossen und der Bus abfuhr, hörten sie das Geknatter von Maschinenpistolen, kurz darauf eine laute Explosion. Das Getöse kam vom Berg oberhalb von ihnen, vom Schloss.
    Während die Gefangenen etwa eine halbe Stunde lang über kurvige Straßen durch das Burgund gekarrt wurden, knallten in Brunners Lindauer Büro die Sektkorken. Seine komplette Abteilung saß vor einem Großbildschirm, den Brunner eigens hatte aufstellen lassen, und verfolgte die Festnahmen, auch die von Johannes und Walcher, und den Angriff auf das Schloss. Dank eines besonderen Services der französischen Kollegen und der eingerichteten Livestream-Übertragung per SDSL konnten sie zeitgleich verfolgen, was die Kameras aufnahmen.
    Die Erstürmung des herrschaftlichen Anwesens war als absolut spektakulär zu bezeichnen. Links und rechts des großen Tors rannten plötzlich Polizisten aus dem Weinberg und drangen im Blitztempo in den ersten und zweiten Schlosshof. Gespenstisch sah das aus, wie eine Invasion aus einer fremden Welt. Schwarze Kampfanzüge, schwarze Helme mit schwarzen Visieren, alles war schwarz an ihnen, angsteinflößend schwarz.
    Die Truppe erweckte den Anschein, als hätte sie den Angriff bis ins kleinste Detail trainiert. Im Schlosshof bildeten sich aus dem scheinbaren Gewühl schwarzer Figuren einzelne Gruppen aus drei, vier Männern heraus, die nacheinander in den Eingängen verschwanden. Zehn Männer standen Rücken an Rücken in der Mitte des Hofes, die Maschinenpistolen auf das Haupthaus oder auf die verschiedenen Nebengebäude gerichtet. Kein lautes Kommando, kein klapperndes Metall, nichts. Eine bisher absolut lautlose Inszenierung, der sogar das Getrampel schwerer Stiefel fehlte, denn die Männer trugen schwarze Turnschuhe.
    Immer mehr Polizisten rückten nach, die sich rundherum in den Nischen, Ecken und an der Mauer postierten. Die Ersten tauchten bereits oben auf den Wehrgängen auf und deuteten nach unten. Danach erstarrte die Szenerie im Schlosshof einige Minuten lang in höchster Spannung. Bewegung in die dunklen Gestalten brachte erst wieder ein einzelner Schuss aus einem der oberen Stockwerke des Hauptgebäudes, dem zwei Salven aus Maschinenpistolen folgten. In die darauffolgende, lähmende Stille hinein fetzte der Druck einer gewaltigen Explosion splitterndes Glas samt dem Holzrahmen eines der Fenster im zweiten Stock auf den Hof. Einige der Polizisten im Innenhof richteten ihre Waffen auf den zweiten Stock, die anderen behielten weiterhin die übrigen Gebäude im Blick.
    Die Kameras lieferten leider keine Bilder vom Geschehen innerhalb des Hauptgebäudes, nur was draußen geschah, wurde übertragen. Später erfuhren sie jedoch, was sich drinnen abgespielt hatte.
    Maurice Delwar hatte wohl gemeint, den Helden spielen zu müssen. In seinem Privatzimmer hatte er, nachdem der letzte Kunde aufgebrochen war, seinen feinen Anzug ausgezogen und sich geduscht. Als er sich abtrocknete, waren auf dem Gang vor dem Zimmer eilige Schritte mehrerer Menschen zu hören. Schon einmal waren sie nach einer Versteigerung überfallen worden. Einer der Kunden war mit seiner Helferbande zurückgekommen und hatte es auf die Einnahmen abgesehen, die an jenem Tag besonders hoch gewesen waren. Delwar flüchtete damals wehrlos auf den Dachboden, seine Pistole lag im Büro im Parterre. Erst als die Gangster abgezogen waren, hatte er sich wieder hinuntergetraut. Der Comte hatte den Überfall ebenso unbeschadet überlebt, im Weinkeller, in den er sich mit seinen Mitarbeitern verbarrikadiert hatte. Das Geld war allerdings verloren, ein herber Verlust. Seitdem befanden sich in strategisch

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